Verluste in Milliardenhöhe

Hinweisschild mit Abstandsregeln an einem ungewöhnlich leeren Strand auf Mallorca Foto: efe

Hinweisschild mit Abstandsregeln an einem ungewöhnlich leeren Strand auf Mallorca Foto: efe

Die erneut steigenden Infektionszahlen zerschlagen die letzten Hoffnungen der Tourismusbranche

Madrid – Die zögerliche Hoffnung, die sich Spaniens Tourismusbranche zum Beginn der Sommersaison noch machen konnte, wurde aufgrund der an vielen Orten des Landes erneut steigenden Infektionszahlen und den daraufhin nach und nach durch die wichtigsten Herkunftsländer ausgesprochenen Reisewarnungen endgültig zunichte gemacht. Spanien, ein Land, in dem die Tourismusbranche in normalen Jahren mit mehr als 12% zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt – auf Mallorca sind es sogar 30% – wurde wirtschaftlich gesehen besonders schwer von der Corona-Krise getroffen. Doch nach dem strengen Lockdown aufgrund der Pandemie in der ersten Jahreshälfte machten sich die Touristik-Unternehmer zum Sommeranfang doch wieder Hoffnungen, zumindest die schwerwiegendsten Folgen in den verbleibenden Sommerwochen noch abschwächen zu können. Die erneute Erklärung Spaniens zum Risikogebiet durch die wichtigsten Herkunftsländer, darunter auch Deutschland, und die daraufhin ausgesprochenen Reisewarnungen bedeuten für den Sektor, der für die Wirtschaft des Landes so wichtig ist, einen weiteren Absturz.
In diesem Sinne teilte der spanische Branchenverband Exceltur am 18. August mit, der bereits im Juni vorausgesagte Verlust, den der Tourismus bis Ende des Jahres erleiden werde, könnte um weitere 15 Milliarden Euro ansteigen. Konkret wird jetzt bis Ende 2020 ein Verlust in Höhe von 99 Milliarden Euro befürchtet. In einer Pressemitteilung erklärte Exceltur unter anderem, im Vergleich zum Vorjahr müsse mit einem Rückgang der touristischen Wirtschaftstätigkeit von 64,7% gerechnet werden, was zu 84% auf den drastischen Rückgang der Auslandsnachfrage aufgrund der erneuten Reisewarnungen zurückzuführen sei.
Der „schwärzeste Sommer in der Geschichte des Tourismus“ verschlimmert auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt, schließlich hängen in Spanien etwa 2,5 Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Tourismus ab. Wie der Branchenverband nun mitteilte, waren bereits Ende Juli 823.000 Arbeitsplätze verloren gegangen (ein Rückgang von 37,4% im Vergleich zu Juli 2019). Dabei müsse bedacht werden, dass derzeit 517.000 Arbeitsplätze lediglich aufgrund der Kurzarbeitsregelung (ERTE) gehalten werden können.
Besonders schwer getroffen hat es die autonomen Regionen Katalonien – der Verlust wird hier auf 19 Milliarden Euro bzw. 56% weniger als im Vorjahr geschätzt – und die Balearen, die mit einem Verlust von mehr als 12 Milliarden bzw. einem Einnahmerückgang von 80,5% rechnen müssen.
„Angesichts der täglich verheerenderen Nachrichten besteht kein Zweifel mehr daran, dass die Tourismusbranche der am schwersten von den Auswirkungen der Pandemie betroffene Wirtschaftszweig Spaniens ist“, heißt es diesbezüglich wörtlich. „Monatelang konnte der Sektor nichts herstellen, erwirtschaften oder Dienstleistungen jeglicher Art erbringen.“
Zur Eindämmung der gravierendsten Auswirkungen schlägt Exceltur ein branchenübergreifendes Maßnahmenpaket vor, durch das die Regierung den betroffenen Unternehmen ab September unter die Arme greifen sollte. Außerdem müsse die Kurzarbeitszeitregelung mindestens bis Ostern 2021 verlängert werden.
Angesichts dessen, dass der Ruf Spaniens als sicheres Reiseziel aufgrund der erneut ansteigenden Infektionszahlen sehr gelitten habe, müsse darüber hinaus alles darangesetzt werden, die neuen Ansteckungsherde schnellstmöglich wieder unter Kontrolle zu bekommen und dies auch entsprechend nach außen zu kommunizieren, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Die Problematik müsse offen angesprochen, allerdings jegliche Form von Panikmache dabei vermieden werden.

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