Verstümmeln verboten


Die Ruten und die Ohren werden zu Jagdzwecken, für Hundekämpfe oder aus ästhetischen Gründen beschnitten. Fotos: pixabay

Ein kürzlich durch das Parlament verabschiedetes Gesetz schützt Hunde vor der Beschneidung von Ohren und Schwanz

Madrid – Die Beschneidung der Ohren und des Schwanzes bestimmter Hunderassen ist ab sofort illegal. Das spanische Parlament hat am 17. März ein Verbot dieser Praxis verabschiedet. Spanien zieht hierdurch mit zahlreichen anderen europäischen Ländern, wie der Schweiz, Österreich und Deutschland, gleich und entspricht damit dem europäischen Übereinkommen zum Schutz von Haustieren aus dem Jahr 1987. Das Verbot wurde ausschließlich mit den Stimmen der Opposition beschlossen. Die Regierungspartei PP stimmte geschlossen dagegen, Ciudadanos und die baskische PNV enthielten sich.

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Im Parlament kam es im Vorfeld der Abstimmung zu einer kontroversen Debatte, in deren Verlauf die Gegner des Verbots auch skurrile Argumente ins Feld führten, wie, dass der Schwanz des Hundes einen „Peitscheneffekt“ haben könne. Insbesondere für Jagdhunde sollte es Ausnahmen geben, weil diese sich im Gelände leicht Verletzungen am Schwanz zuziehen könnten. Zu guter Letzt wurde das Verbot jedoch ohne Ausnahmen beschlossen, sodass nun in Spanien kein Hund, egal welcher Rasse, mehr kupiert werden darf.

Das Kupieren der Ohren und der Rute bei bestimmten Hunderassen konnte bisher einerseits aus ästhetischen Gründen erfolgen, andererseits bei Arbeits- und Nutzhunden auch den Zweck haben, ihre Eignung für legale Aktivitäten wie die Jagd, aber auch für illegale Zwecke wie den Hundekampf zu verbessern. Während zu Jagdzwecken oft die Rute gekürzt wird, um Verletzungen im Wald oder felsigen Gelände zu vermeiden, schneiden die Anhänger von Hundekämpfen den Tieren oft die Ohren besonders kurz, damit diese im Kampf nicht abgerissen werden. Dagegen spielen bei Haushunden vor allem ästhetische Überlegungen eine Rolle, die durch die Tradition und die Rassestandards weitergetragen werden. Aus Schlappohren sollen durch das Kupieren Stehohren werden, und auch die Rute soll dem festgelegtem Erscheinungsbild einer bestimmten Rasse entsprechen. Beispiele hierfür sind u.a. die Rassen Dobermann, Boxer, Schnauzer, Pitbull, Terrier, Cockerspaniel und auch der kanarische Jagdhund Presa Canaria.

Aus Sicht der Tierschützer und vieler Veterinärmediziner ist das Beschneiden von Schwanz und Ohren nicht sinnvoll. Es verursacht dem Tier unnötiges Leid und nicht selten auch Spätfolgen. Es nimmt den Tieren zum Teil ihre Kommunikationsfähigkeit, und im Falle der Rute stört es auch die Beweglichkeit und das Gleichgewicht.

Besonders viel kupiert wurde, als die Rassen Rottweiler, Dobermann und Boxer „in Mode“ waren. Heutzutage werden diese Eingriffe in den Tierarztpraxen viel seltener nachgefragt, weil die Vorlieben sich geändert haben und die französische Bulldogge, der Carlino (Mops) und der Beagle die Hitliste der beliebtesten Hunderassen anführen.

Ein besonders perfides und barbarisches Verhalten mancher Halter wird aus den Tierheimen berichtet. Da das Beschneiden der Ohren eine besonders heikle Operation ist und nicht immer erfolgreich ausgeht, gibt es Hundebesitzer, welche ihr Tier, nachdem sie es verstümmelt haben und das Ergebnis den ästhetischen Ansprüchen nicht genügt, ins Tierheim abschieben.

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