Viehzüchter stürmten das Rathaus von Lorca

Eine Verordnung wird den Abstand von Zuchtbetrieben zu Wohngebieten festlegen und damit das Zusammenleben erleichtern. Foto: efe

Eine Verordnung wird den Abstand von Zuchtbetrieben zu Wohngebieten festlegen und damit das Zusammenleben erleichtern. Foto: efe

Konfrontation um Mega-Farmen eskaliert

Murcia – Ende Dezember hatte Verbraucherminister Alberto Garzón von den Vereinigten Linken (IU) der britischen Zeitung The Guardian ein Interview gegeben und dabei heftig die sogenannte „Intensiv-Viehzucht“ mit ihren Massenzuchtbetrieben kritisiert. Er hat auf den negativen Einfluss der Viehzucht-Großbetriebe auf die Umwelt hingewiesen, aber auch auf die mindere Qualität des erzeugten Fleisches, und dass dieses Modell der angestrebten Nachhaltigkeit widerspreche. Seine Äußerungen haben zahlreiche Landwirte in ganz Spanien auf die Straße gebracht und in Lorca bei Murcia kam es zu einem gewalttätigen Höhepunkt.

Eine Gruppe von Landwirten stürmte das Rathaus der Stadt und verhinderte die Abhaltung der städtischen Plenarsitzung: Etwa 30 Protestierende überwanden die Absperrung der Polizei und stürmten das Gebäude. In dieser Plenarsitzung sollte die Änderung des allgemeinen Stadtentwicklungsplans genehmigt werden, um neue Schweinezuchtbetriebe, eine der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Stadt, aus dem Stadtzentrum fernzuhalten. Dieser Antrag basiert auf einer Vereinbarung, die im Juni 2020 von allen Gemeindeverbänden und den Viehzüchtern selbst unterzeichnet wurde.

In Lorca, mit seinen rund 96.000 Einwohnern, gibt es etwa 1,5 Millionen Schweine in rund 1.500 Betrieben, von denen 600 bis 700 jeweils mehr als 2.000 Tiere halten. Die neue Verordnung, von der bereits bestehende Betriebe nicht betroffen sind, verhindert den Bau neuer oder die Erweiterung bestehender Schweinefarmen in einem Umkreis von 1.500 Metern. Damit sollen Wohngebiete, Bildungs- und Gesundheitszentren in der Umgebung geschützt werden, sowie in einem Umkreis von 500 Metern Brunnen und in einem Umkreis von 100 Metern Flussläufe. Der Bürgermeister der Stadt, Diego José Mateos, bezeichnete die Ereignisse als „einen Angriff auf die Demokratie, der an den Angriff auf das Kapitol der Vereinigten Staaten erinnert“. Die Räumung der Randalierer erfolgte etwa drei Stunden, nachdem sie in das Gebäude eingedrungen waren.

Opportunisten nutzen Polemik aus

Verschiedene Quellen weisen darauf hin, dass die Verärgerung der Landwirte durch eine intensive „Manipulationskampagne“ seitens der Stadträte der konservativen PP und der ultrarechten Vox, den Oppositionsparteien in der Gemeinde, verursacht wurde. Sie hätten die städtische Verordnung mit den Erklärungen des Ministers Garzón zur Massentierhaltung und der landesweiten Kampagne gegen die Mega-Farmen bewusst miteinander in Verbindung gebracht.

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