Vierunddreißig Ausgaben eines karnevalistischen Austausches


© Moisés Pérez

Salvador García über die Freundschaft zwischen Düsseldorf und Puerto de la Cruz

Die Vaterschaft muss zweifellos Gregorio Entner zugesprochen werden, der noch lebt und irgendwo dort bei Tacoronte spazieren geht. Auf der Strecke geblieben sind Alex Biederlack, Eduardo Lobenstein, Horst Morgenbrod, der damalige Chefredakteur der Rheinischen Post, José Pérez Martín, Bruno Recht, Günter Pagalies….. Alle haben nach Kräften dazu beigetragen einen einzigartigen karnevalistischen Austausch ins Leben zu rufen, der sich im Laufe der Zeit auch auf politische, soziale und kulturelle Sektoren ausgeweitet hat, bis daraus eine wirkliche Verbrüderung von Städten und Menschen entstand, wo der Karneval einen wichtigen Faktor im Jahreskalender darstellt.

Wir sprechen von der 34. Ausgabe des Austausches von Karnevals-Delegationen zwischen Düsseldorf und Puerto de la Cruz sowie der gesamten Insel Teneriffa und auch anderen Städten des Rheinlandes, einer der wichtigsten touristischen Märkte Deutschlands.

Tatsächlich sind Köln, Mönchengladbach, Duisburg, Krefeld, Hamborn, Neuss, Oberhausen… rheinische Städte, mit denen sich einmalige Erfahrungen und freundschaftliche Bande entwickelten, die Jahr für Jahr weiter vertieft und erneuert werden durch protokollarische Treffen und Massenveranstaltungen.

Wir, die wir diese Erfahrung erleben durften, sind uns der Bedeutung dieser Verbindung  für einen Touristikort wie Puerto de la Cruz bewusst. Zu Beginn der siebziger Jahre, kurz vor der ersten großen Tourismus-Krise, als der Süden Teneriffas touristisch noch in den Kinderschuhen steckte, hielten die Promotoren dieser Initiative einen Diamanten in Händen, den es zu schleifen galt. Man muss ihrer Zukunftsvision, ihrem Weitblick danken der das Ziel hatte, den Namen einer Stadt und einer Insel bekannt zu machen.

Die Sache wurde in ganz einfacher Form aufgezogen: eine Delegation die sich aus der Karnevalskönigin der Stadt, ihren Ehrendamen, Mitgliedern der Stadtverwaltung sowie einer Folkloregruppe zusammensetzte, reiste nach Deutschland, nach Düsseldorf. Dort nahm sie an zahlreichen karnevalistischen Veranstaltungen teil: an öffentlichen Empfängen, Kostümfesten der verschiedenen Karnevalsvereine, Besuchen bei Zentren und Institutionen und schließlich an dem bekannten Rosenmontagszug, wo der Festwagen aus Puerto de la Cruz – von dem Hunderte von Strelizien und anderen Blumen geworfen werden – der am meisten erwartete ist.

Danach wurde der Besuch erwidert: Prinz Karneval mit seiner Venezia und der Ehregarde führte eine Delegation an, der auch offizielle Persönlichkeiten, Präsidenten der verschiedenen Karnevalsvereine, Musikgruppen und Journalisten angehörten. Und alle nahmen an dem großen Umzug am Karnevalssamstag teil um die Wärme und das einmalige Ambiente in der Martiánez-Zone zu genießen. Einige verlängerten ihren Aufenthalt um noch einige Urlaubstage ohne den karnevalistischen Umtrieb zu verbringen.

Die Zusammenarbeit und die Privatinitiative sind ausschlaggebend gewesen, um diesen karnevalistischen Austausch über all die Jahre aufrecht zu erhalten. Die Flugtickets der LTU, die deutschen Fernsehkanäle, Firmen und kommerzielle Unternehmen in Düsseldorf, die Mitwirkung der Hotels und Restaurants und anderer Einrichtungen in Puerto de la Cruz waren und sind die Hauptbestandteile von etwas, das hüben und drüben wichtiger Teil der Feierlichkeiten geworden ist.

Wie gesagt, in all diesen Jahren hat sich eine echte Verbrüderung zwischen Menschen und Städten entwickelt, animiert durch die Klänge der Fanfarencorps und den Rhythmus der Tanzgruppen. Zwischen der Strenge des teutonischen Protokolls und der Ungezwungenheit und Spontaneität der Insulaner. Es macht uns stolz, dass anlässlich des dreißigsten Geburtstags ein Dokument unterzeichnet wurde, das den Willen zur deutsch-tinerfenischen Verbindung verewigt.

Eine Verbrüderung die auch ermöglicht hat, die Bräuche, Traditionen und Kultur der einen und der anderen besser kennenzulernen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen ohne politische oder ideologische Unterschiede, bereicherten sich in dieser Zeit durch Verhandlungen, Reisevorbereitungen, Übersetzung von Reden, Verleihung von Orden, Austausch von Geschenken und aktive Teilnahme an Veranstaltungen und Karnevalszügen. Davon wissen Rudi Höe und seine Frau Renate ein Lied zu singen. Großzügig und unermüdlich in all diesen Jahren. Günther Pannenbecker, der Transportunternehmer, war eine feste Säule in der Geschichte dieses Austausches.

Und der reiche Anekdotenschatz – noch immer fragt man nach dem Mantel, den Francisco Lasso vor vielen Jahren im Flughafen verlor. Und in den Pupillen einiger ist noch immer das Gesicht von Carmelo Encinoso verewigt, als sich auf der Rolltreppe unfreiwillig der Koffer öffnete und sich herausstellte, dass er leer war. Ohnmachtsanfälle und schwer zu ertragende Kälte für Königinnen und Begleiterinnen. Die Konfusion von Joseph Kürten, als er Comanchen mit Guanchen verwechselte und die unnachahmliche Schrift von Jochen Schulze, wenn er Urkunden ausschrieb. Der unvermeidliche Bärenschinken, den sich Eduardo Lobenstein stets bestellte; der makellose Smoking Morgenbrods, der unfreiwillig von einem maskierten Stadtratsmitglied besudelt wurde. Die Frühstücke im Hotel Nikko, die extreme Fürsorge von Marina Acosta und Marci Aliaga für die Königinnen und ihre Damen und die Folklore von Manola Rodriguez mit ihrem Timple und ihren Kindern…

34 Jahre eines Austausches der zur Verbrüderung wurde und den Namen von Puerto de la Cruz und der Insel Teneriffa vom Vergnügen bis zur Kultur in einem außergewöhnlichen Land für das es tausende von Gründen zur Bewunderung gibt, bekannt gemacht hat.

Zum Wohl aller – lasst uns ihn weiter pflegen.

Salvador García Llanos

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