Von Einsturzgefahr bedroht


Unter den Felsen, auf denen die Häuser stehen, sind durch die Auswaschungen des Meeres mehrere Höhlen entstanden. Foto: moisés pérez

Sechs Wohnhäuser in Punta Brava mussten geräumt werden

Teneriffa – Der Ortsteil Punta Brava in Puerto de la Cruz ist zum Teil auf einer Landzunge entstanden, die ins Meer hineinragt. Viele Häuser sind direkt auf die Klippen gebaut worden, und ihre Bewohner haben sich längst an das Donnern des Meeres gewöhnt. Nun hat jedoch eine Untersuchung ergeben, dass an einigen Stellen der Küste das Meer Hohlräume ausgewaschen hat, die zu einer Gefahr für die darüber gebauten Häuser geworden sind. Betroffen sind die Wohnhäuser in der Calle Pelinor, unter der sich mehrere Höhlen befinden, die vom Meer ausgewaschen wurden und die Stabiliät der Häuser gefährden.

Vier Familien – elf Personen – mussten wegen der drohenden Einsturzgefahr am 18. November ihre Häuser verlassen. Sie alle zeigten Verständnis für die von der Stadtverwaltung angeordnete Sicherheitsmaßnahme. Sie verließen ihr Zuhause mit der Aussicht auf Rückkehr. Doch die Chancen stehen, zumindest mittelfristig, eher schlecht. Bürgermeister Lope Afonso selbst gab zu, dass es wohl mehrere Jahre dauern werde, bis die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren können. Obwohl die Kosten für die Absicherung der Calle Pelinor und ihrer Häuser noch nicht berechnet wurden bzw. noch nicht einmal feststeht, wie dies geschehen kann, steht außer Frage, dass es ein kostspieliges und aufwendiges Unternehmen werden wird. Vermutlich werden die Kosten nicht allein von der Gemeinde getragen werden können, weshalb der Bürgermeister eine Erklärung zum „Katastrophengebiet“ nicht ausschließt, um den Erhalt finanzieller Mittel zu erleichtern.

Am 18. November verließen die vier Familien ihre Häuser. Die Stadtverwaltung hatte sich dazu verpflichtet, Mietwohnungen für sie zu finden und so lange für die Miete aufzukommen, bis eine Lösung gefunden ist.

Die betroffenen Familien räumten ihre Häuser bis zum Stichtag, sodass am 18. November der einzige Zugang zur Calle Pelinor durch eine rasch gebaute Mauer geschlossen werden konnte. Die Anwohner, die ihr Zuhause verlassen mussten, zeigten sich verständnisvoll für die Maßnahme. Einer von ihnen, German Bello, der seit 50 Jahren in der Calle Pelinor lebte und dessen Haus direkt über der größeren der beiden Höhlen liegt, zieht mit seiner Frau und Tochter innerhalb des Ortsteils Punta Brava um. Für andere Anwohner wurden Mietwohnungen in der Calle La Hoya, an der Plaza del Charco und im Ort La Victoria (auf ausdrücklichen Wunsch der Familie) gefunden. Die von der Gemeindeverwaltung zugesagten Schecks für die Miete haben sie alle pünktlich erhalten.

Die Häuser „schweben“ auf riesigen Hohlräumen

Stadtarchitekt Alberto Gutiérrez räumte ein, die Untersuchung der Höhlen wurde dadurch erschwert, dass sie die meiste Zeit des Jahres unter Wasser liegen und der Zugang somit äußerst schwierig ist. Daher habe die Erstellung des Gutachtens länger gedauert.

Die beiden Höhlen, die an der Küste von Punta Brava direkt unter den Wohnhäusern entdeckt wurden, liegen nebeneinander und haben eine beachtliche Größe. Eine davon geht bis zu zwölf Meter tief in den Felsen hinein, ist rund drei Meter hoch und bildet einen Hohlraum von rund 630 Kubikmetern.

Die Untersuchungen ergaben, dass das Meer auch an anderen Stellen der Küste von Punta Brava Hohlräume entstehen ließ. Eine dieser Stellen befindet sich am Ende der Straße Víctor Machado, wo zum Glück kein Haus steht, sondern nur ein kleiner Parkplatz liegt, der nun gesperrt werden muss.

Vorbote Calle Tegueste

Im vergangenen Jahr hatte der Einsturz eines Teilstücks der direkt auf den Klippen gebauten Straße Calle Tegueste, die im selben Gebiet von Punta Brava und in deren Verlängerung die Calle Pelinor liegt, für Schlagzeilen gesorgt. Risse im Straßenbelag hatten die Gefahr angekündigt, und die Straße konnte rechtzeitig gesperrt werden, bevor sie nachgab und zum Teil abstürzte. Bewohner angrenzender Häuser wurden vorsorglich evakuiert bis feststand, dass der Untergrund ihrer Häuser stabil ist.

Die Stadt Puerto de la Cruz investierte 670.000 Euro in die Ausbesserung und Sanierung der Straße, was mehrere Monate in Anspruch nahm. Die Hohlräume wurden mit Spritzbeton aufgefüllt und durch Anker gesichert. Seit August dieses Jahres ist die Straße wieder für Fußgänger freigegeben, nicht jedoch für den Verkehr.

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