70 Millionen mehr in der Weihnachtslotterie


Am 22. Dezember rollen die Zahlenkugeln aus der Trommel, die alljährlich die Gewinner der größten Lotterie der Welt bestimmt. Foto: efe

Der diesjährige Werbespot der Lotterie ruft gemischte Gefühle hervor

Madrid – Die Weihnachtslotterie ist in Spanien ein unverzichtbarer Bestandteil der Weihnachtszeit. Sie verbindet die Menschen, denn es ist Tradition, gemeinsam unter Kollegen am Arbeitsplatz, unter Nachbarn, Stammtischfreunden oder in der Familie Zehntel-Anteile der gleichen Losnummern zu kaufen. Dadurch bringt ein möglicher Gewinn oft gleich einer ganzen Gruppe von Freunden, Angehörigen oder Bekannten Glück. Geschichten über den Geldsegen, der gleich ein ganzes Dorf reich macht, werden mit Begeisterung vernommen. Und so fiebern Millionen Spanier auch in diesem Jahr wieder dem 22. Dezember entgegen, wenn ab halb neun Uhr morgens die Ziehung der Gewinnzahlen im staatlichen Fernsehsender TVE übertragen wird. Traditionell singen Schulkinder die Gewinnzahlen und Gewinne vor.

In diesem Jahr wird die Weihnachtsziehung 70 Millionen Euro mehr ausschütten als in 2015. Wie die Präsidentin des staatlichen Unternehmens „Loterías y Apuestas de Estado“ Inmaculada García, bekannt gab, werden zusätzliche fünf Millionen Zehntel-Lose (Décimos) in den Verkauf gehen. Die Entscheidung, weitere Los-Serien auszugeben, wurde getroffen, nachdem die Verkäufe schon im zweiten Jahr in Folge angestiegen waren. Im vergangenen Jahr wurden Weihnachtslose im Wert von über 2,5 Milliarden Euro verkauft.

Der Hauptgewinn der weihnachtlichen Sonderziehung, auch El Gordo, „der Dicke“ genannt, wird bis zu 660 Millionen Euro unters Volk bringen, vier Millionen pro Serie. Der zweite Preis verteilt insgesamt 206 Millionen auf die Gewinner und der dritte 82 Millionen Euro.

Seltsamer Werbespot

Das Motto der diesjährigen Werbekampagne für die Weihnachtslotterie lautet „El mayor Premio es compartirlo“ – zu Deutsch: Der größte Gewinn ist, ihn zu teilen. Der Werbespot zu diesem Thema handelt von Carmina, einer pensionierten Lehrerin, um die Achtzig. Sie sieht am Vorabend der großen Ziehung eine Reportage über die Ziehung des Vorjahres, verwechselt diese mit der aktuellen Ziehung, schaut auf ihr Los und glaubt, den „Gordo“ gewonnen zu haben. Sie freut sich so, dass die Familie es nicht fertigbringt, sie über den Irrtum aufzuklären. Schließlich muss das ganze Dorf so tun, als ob die Ziehung schon stattgefunden hätte und feiert mit Carmina. Die Peinlichkeiten gipfeln am Schluss in einer liebevollen Geste, mit der sie das Los ihrem Sohn in die Hand drückt und sagt: „Alles ist für Euch!“

Die Lotteriegesellschaft will damit zum Ausdruck bringen, dass die Bedeutung des alljährlichen Zelebrierens der Weihnachtsshow, die Liebe und Gemeinsamkeit, die dies schaffe, viel wichtiger ist als das Geld.

Dieser Lotterie-Werbespot, in dem niemand gewinnt, wirkte polarisierend auf die Zuschauer. Während in vielen Artikeln und Kommentaren bekundet wurde, man sei von dem Spot zutiefst gerührt, zeigten sich zahlreiche andere Kommentatoren, vor allem in den sozialen Medien, abgestoßen von einer Geschichte, in der eine ältere Dame künstlich in einem Irrtum bestätigt wird und am Ende ja doch nichts hat, außer der Enttäuschung.

Ein Kommentator des Online-Magazins „El Confidencial“, Juan Soto Ivars, entdeckte gar eine versteckte Botschaft in dem Spot: „Die Illusion von Reichtum ist genauso stark wie der Reichtum selbst, und eine geteilte Illusion ist fragil, jedoch nur schwer wieder aufzugeben. … Wir (Spanier) sind jene Seniorin aus dem Werbespot, wenn wir schlucken, dass die Krise vorbei sei und Erholung eingesetzt habe. Und wenn wir wie Papageien wiederholen, dass alles besser zu werden scheint, während die Löhne sinken, die Immobilienirrtümer wiederholt werden, die Pensionsrücklagen geplündert werden …“

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