Vor der Pleite? Kalifornien oder Griechenland!


Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)

Wenn der Euro wegen der Probleme mit Griechenland abgestraft wird, dann müsste auch der US-Dollar wegen der Lage in Kalifornien bestraft werden. Kalifornien war schon im Sommer 2009 gezwungen, Schuldscheine statt Bargeld auszugeben.

Sollte der Bargeldbestand in diesem März wieder unter die Marke von 2,5 Milliarden US-Dollar fallen, muss Kalifornien seinen Gläubigern erneut selbst gedrucktes Papier statt Dollarnoten anbieten. Diese Schuldscheine nennen sich IOUs (Abkürzung von „I owe you“, das heißt, „ich schulde Ihnen“). Zum letzten Male hat ein US-Bundesstaat während der großen Depression in den 1930er Jahren seine Rechnungen mit IOUs bezahlt. Ob die kalifornischen Banken IOUs annehmen, wollte ein Sprecher des kalifornischen Bankenverbandes nicht bestätigen.

Kalifornien ist einer der wichtigsten Industriestaaten der USA und für sich genommen die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt fast zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes der Bundesrepublik Deutschland. Es liegt derzeit bei 1,81 Billionen US-Dollar, das sind etwa 13 % des Bruttoinlandsproduktes der Vereinigten Staaten. In der Haushaltskasse fehlen bis Ende Juni 2010 jedoch 40 Milliarden US-Dollar. Daher wurden alle öffentlichen Bauvorhaben gestoppt, Gehaltskürzungen und Zwangsurlaub bei öffentlichen Bediensteten verhängt und Zahlungen an Schulen, Universitäten und Kranke aufgeschoben. Mittlerweile hat Kalifornien die schlechteste Kreditwürdigkeit aller Staaten in den USA überhaupt und einzelne Städte in Kalifornien haben bereits Insolvenz angemeldet. Zwar kann ein Staat wie Kalifornien theoretisch nicht Bankrott gehen, doch bezahlt der US-Bundesstaat Kalifornien seit dem 1. Februar seine Rechnungen nicht mehr. Das hat zur Folge, dass wer heute eine Forderung gegen den kalifornischen Staat für eine Laufzeit von fünf Jahren absichern will, mehr als 3 % der versicherten Summe als Prämie im Jahr zahlt. Die Höhe der Absicherungskosten für staatliche kalifornische Schulden entspricht damit in etwa dem, was man für die Absicherung einer Daimler-Forderung aufbringen muss: Kaliforniens finanzielle Stabilität wird also nicht besser eingeschätzt als die der europäischen Automobilindustrie. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat daher inzwischen die Bonitätsnote auf A herabgestuft.

Im Gegensatz zu Kalifornien ist Griechenland noch nicht pleite. Das Land kann sich selbst am Kapitalmarkt refinanzieren und hat erst vor wenigen Wochen eine Anleihe am Kapitalmarkt aufgelegt. Doch es geht die Griechenland-Panik um.

Allerdings gibt es einige deutliche Unterschiede: Vergleicht man die Schuldenquote von 7 % des Bruttoinlandsprodukts in Kalifornien mit den 100 % des BIP in Griechenland, so fällt dieser Vergleich für Griechenland unvorteilhaft aus. Zudem gehen die Finanzmärkte davon aus, dass, sollte es in Kalifornien zum Äußersten kommen, die US-Amerikaner nicht tatenlos zusehen werden. Auch muss man in den USA sicherlich nicht mit der Diskussion rechnen, ob ein Land aus dem Dollar-Währungsraum austreten soll oder nicht. Ein Auseinanderbrechen des Dollar-Raumes stand daher auch nie zur Diskussion. Im Euro-Raum sieht das schon anders aus: Hier wird darüber heftig spekuliert, weil es für Deutschland oder Frankreich keineswegs selbstverständlich ist, Griechenland zu retten. Allerdings: Eine Staatspleite Griechenlands würde die Bewertung aller europäischen Staatsanleihen völlig verändern und könnte zu einem Zusammenbrechen aller europäischen Anleihemärkte führen. Das wird wiederum bei der einen oder anderen europäischen Bank zu nicht zu ertragenden Abschreibungen führen. Also wird Griechenland gerettet werden. Deswegen: keine Angst vor Griechenland!

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