Was passiert, wenn der Euro nur noch 1 Dollar oder 50 Rappen wert ist?


Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)

Der Präsident der Schweizer Nationalbank soll in einem vertraulichen Gespräch den Schweizer Bundesrat mit einem Absturz des Euros auf 50 Rappen geschockt haben.

Ist das möglich? Theoretisch ja, aber in der Praxis dürfte es kaum wahrscheinlich sein, denn die Einheitswährung Euro würde vorher auseinanderbrechen. Die vielen kleinen Länder im Euro die auch noch strukturschwach sind, leiden zwar unter dem harten Euro, aber man darf nicht vergessen, dass Deutschland und Frankreich allein fast die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes von Euroland erwirtschaften. Die deutsche Exportindustrie hat jetzt bereits von der kräftigen Abwertung des Euros profitiert. Die Franken-Stärke macht hingegen nicht nur der Schweizer Exportindustrie zu schaffen, sondern auch viele Gäste der Schweiz leiden unter dem für sie dort hohen Preisniveau. Auf der einen Seite kalkulieren die Fachleute daher im kommenden Jahr mit einem abgebremsten Wachstum der Schwei­zer Wirtschaft, auf der anderen Seite wird der Franken von einem gesunden Staatshaushalt und einer kaum spürbaren Inflation gestützt. Allerdings wer will sein Geld schon in einer 10-jährigen Anleihe mit einer Rendite von derzeit nur 1,7% pro Jahr anlegen? Die Rendite kann kaum das Argument dafür sein, das die Anleger in den Franken treibt. Im Moment ist der Franken etwas für Währungsspekulanten und Anleger mit einem angeschlagenen Vertrauen. In Bezug auf die weitere Kursentwicklung des Euro ist es daher wichtig, ob die Länder des Eurowährungsraums ihre Krise in den Griff bekommen. Wer davon überzeugt ist, kann dem Euro gegenüber dem Franken ein Aufwertungspotenzial zubilligen. Die Spekulanten werden sich schnell zurückziehen und das Vertrauen der Anleger in den Franken kann dann – aus Eurosicht – schnell enttäuscht werden. Der Euro wird gegenüber dem Franken in 2011 wieder in Richtung Gleichgewicht steuern, das zwischen 1,35 und 1,40 Franken pro Euro liegt.

Insbesondere außerhalb des Eurolandes wird häufig die Entschlossenheit der Politik unterschätzt, den Euro zu erhalten. Der Euro ist mehr als ein Experiment. Er ist die Fortsetzung der europäischen Einigung, die zum Grundpfeiler der Friedensordnung nach dem zweiten Weltkrieg geworden ist. Dieses Projekt wird nicht fallen gelassen, nur weil die Finanzmärkte in Panik sind. Solange sich noch ein Land zu niedrigen Zinsen verschulden kann, wird Euroland die Illiquidität überbrücken. Wer sich über die Entwicklung des Euros Sorgen macht, sollte einmal darüber nachdenken, was passiert wenn er aufgelöst wird. Dies würde zu einem „Run“ auf die Banken in den schwachen Staaten führen und diese Länder in ein Chaos mit hohen Zinsen und Inflation stürzen. Die starken Länder müssten eine Aufwertung ihrer neuen Währung und damit einhergehend ein Wegbrechen der Exportmärkte in Kauf nehmen. Euroland ist auf einem schwierigen und schmerzhaften Prozess, der lange dauern wird. Aber er wird erfolgreich sein, denn der politische Wille dazu ist da. Euroland und der Euro werden gestärkt aus dieser Krise hervorgehen und mit einer besser integrierten und stärkeren Haushaltspolitik wird der Zusammenhalt in der Zukunft größer sein.

 

Was hat Amerika in den letzten Monaten getan? Nach der Wahl wurden die Steuerrabatte für die gesamte Bevölkerung verlängert, die Leistungsdauer der Arbeitslosenversicherung wurde weiter verlängert, die Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen wurden vergrößert und die Abgaben für die Sozialversicherung wurden um volle zwei Prozentpunkte gesenkt. Insgesamt belasten diese Maßnahmen das Budget der US-Regierung in diesem Jahr um 500 Milliarden Dollar. Das ist mehr als das Dreifache der gesamten Staatsverschuldung Portugals. Bei der Umsetzung dieses ausgehandelten Kompromisses wird das US-Budgetdefizit in diesem Jahr über 11 % betragen. Damit hätten die Vereinigten Staaten das größte Defizit aller OECD Staaten. Die Staatsverschuldung gemessen in Prozent des Volkseinkommens wird in diesem Jahr die 100%-Marke überschreiten. Damit liegt die Verschuldungsquote der USA über der von Portugal. Spanien liegt mit seiner Verschuldungsquote übrigens nur bei 78 %. Sobald die Finanzmärkte anfangen sich intensiver mit diesen Zahlen zu beschäftigen, dürfte das alte Sorgenkind der „US-Dollar“ das neue sein.

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