Weihnachtsbotschaft von König Felipe


Viele Millionen Spanier verfolgten die Weihnachtsansprache von König Felipe. Foto: EFE

„Die Zukunft nicht fürchten, sondern sie schaffen“

Madrid – In seiner traditionellen Ansprache zu Weihnachten und zum Jahreswechsel hat König Felipe eine ganze Reihe von Themen angesprochen, die Spanien in den vergangenen zwölf Monaten bewegten. Das vergangene Jahr sei ohne Zweifel sehr schwierig gewesen, insbesondere was das Zusammenleben der Bürger betrifft. Doch hätten die nach seiner Überzeugung ihren festen Willen bekundet, fest zu dem demokratischen Spanien zu stehen das sie gemeinsam errichtet haben. „In den vergangenen vierzig Jahren haben wir ein neues und modernes Land geschaffen, ein Land, das zu den fortschrittlichsten weltweit gehört. Wir haben definitiv die Demokratie erreicht, nachdem wir vor einigen Jahrzehnten den Versuch, unsere Rechte und unsere Freiheit erneut zu beschneiden, niederschlagen konnten,“ erklärte er unter anderem.

Der König erinnerte daran, dass Spanien ein wichtiger Teil des Vereinigten Europas ist, mit dem es Ziele und die gleiche Sicht auf die Welt teile. „Gegenüber dem Terrorismus konnten wir das Leben, die Würde und die Freiheit der Personen mit der Kraft unserer demokratischen Überzeugung verteidigen. Wir haben die tiefgreifendsten Änderungen unserer Geschichte in vielen Bereichen unseres Lebens erreicht: In der Bildung und Erziehung, in der Kultur, dem Gesundheitswesen, bei den Sozialdiensten, der Infrastruktur, der Kommunikation, der Verteidigung und der Sicherheit der Bürger“, zählte der Monarch die Fakten in der demokratischen Entwicklung Spaniens auf.

Ganz deutlich an die Verfechter der Unabhängigkeit von Katalonien gerichtet, erklärte er: Dieser große Wechsel, dieser gewaltige Sprung in der Geschichte Spaniens sei nur der Tatsache zu verdanken, dass Spanien ein offenes und demokratisches Land ist, das sich nicht in sich selbst verschließe. Ein Land, das seine Unterschiede, seine Pluralität im Geiste der Integration lebe und die Eintracht wünsche.

König Felipe räumte jedoch auch ein, dass auf dem Weg, den Spanien zurückgelegt hat, nicht alles richtig gelaufen ist. Nach wie vor bestünden schwierige und komplexe Situationen, die korrigiert werden müssten und die den Kompromiss der gesamten Gesellschaft erforderten, um sie zu überwinden. „Spanien ist eine reife Demokratie, in der jeder Bürger seine Meinung und seine Ideen frei äußern und verteidigen kann. Doch kann er seine eigenen Ideen nicht zu Lasten des Rechts der anderen durchdrücken“, erklärte er.  „Vor einigen Tagen haben die Bürger von Katalonien ihre Repräsentanten im Regionalparlament gewählt. Diese müssen sich nun der Probleme annehmen, die alle Katalanen betreffen und die Pluralität respektieren. Sie müssen mit Verantwortung an das Wohl aller denken“. Der Weg dürfe nicht zu neuen Streitigkeiten und Ausgrenzungen führen, die bekanntlich Uneinigkeit, Unsicherheit und moralische aber auch wirtschaftliche Verarmung der Gesellschaft nach sich ziehen, ermahnte König Felipe. Es müsse vielmehr ein Weg eingeschlagen werden, der zum friedlichen Zusammenleben der katalanischen Gesellschaft führe, so vielfältig und plural sie auch sei. Die Stabilität, die Gelassenheit und der gegenseitige Respekt müssen zurückkehren, und die politischen Ideen dürfen Familien und Freunde nicht mehr auseinanderbringen, erklärte der Monarch.

Auch die wirtschaftliche Entwicklung in Spanien thematisierte er in seiner Rede, die er als substanziell positiv bezeichnete. Doch die Schaffung „stabiler“ Arbeitsplätze müsse stets Priorität haben. Und auch die Verpflichtung, das soziale Gefälle innerhalb der Bevölkerung zu vermindern, dürfe nicht aus den Augen verloren werden, insbesondere wenn es um die Folgen der letzten Wirtschaftskrise gehe. Sehr viele Familien und vor allem viele junge Menschen seien nach wie vor davon betroffen.

„Wir sind Europa, und Europa befindet sich an einem historischen Scheideweg. Hier muss Spanien unbedingt seine Bedeutung an dem europäischen Projekt zurückgewinnen, das verstärkte Impulse und eine größere Vitalität benötigt. Europa und mit ihm Spanien sieht sich Zielen mit globaler Bedeutung gegenüber, die keine Schwächen und Spaltungen zulassen, sondern Stärke und Einheit erfordern“.

Ein Thema, das zuvor noch niemals bei einer königlichen Weihnachtsbotschaft aufgegriffen wurde, sprach König Felipe erstmalig an. „Wir haben noch sehr viele weitere Probleme, die uns beschäftigen, doch an diesem Abend will ich die Frauen nicht vergessen, die schweigend, meist aus Angst, Gewalt erleiden. Ein Geschwür an unserer Gesellschaft, das unsere tiefsten Gefühle verletzt, dessen wir uns schämen und das uns wütend macht.

Gesellschaftliche Hilfe und politische Unterstützung sind angesagt, um die Opfer zu verteidigen und ihnen zu helfen. Das Bewusstsein der gesamten Gesellschaft muss geweckt werden gegenüber dieser feigen, kriminellen Gewalt“.

„In 2018 müssen wir weiter an unserem Land bauen, denn die Geschichte bleibt nicht stehen. Wir sind nicht bis hierher gelangt, um die Zukunft zu fürchten, sondern um sie zu schaffen“. Mit diesen Worten beendete König Felipe seine Botschaft.

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