Wenig Streik, viel Protest


© EFE

Die größten Einschränkungen gab es im Transportwesen

Der Generalstreik am 14. November, zu dem Gewerkschaften Spaniens, der Kanaren und anderer EU-Länder aufgerufen hatten, machte sich auf den Inseln weniger im alltäglichen Geschäftsleben als vielmehr auf der Straße bemerkbar. Während kaum Angestellte privater Unternehmen dem Aufruf folgten, legten die im Transportwesen Beschäftigten die Arbeit nieder, sodass es zu Einschränkungen kam. Auch Beamte und Angestellte des öffentlichen Sektors blieben vermehrt ihrer Arbeitsstelle fern.

Teneriffa/Gran Canaria – An den Demonstrationen in den Provinzhauptstädten nahmen jedoch Tausende teil.

Nicht zu Lasten der Arbeitgeber

Der Unternehmerverband CEOE-Tenerife bestätigte, dass „praktisch keiner“ der Angestellten in Privatunternehmen von seinem Streikrecht Gebrauch gemacht habe. Der Dachverband der Berufsvereinigungen Concap stimmte dem zu und gab bekannt, mehr als 90% der Angestellten seien ganz normal bei der Arbeit erschienen.

Laut den Verbänden wirkte sich der Streik weder auf den normalen Geschäftsalltag der Einkaufszentren, des Einzelhandels, der Supermärkte, der Hotellerie noch der Banken aus. Ausnahmen gab es bei Energiekonzern Endesa (Teilnahme: 24%), der Cepsa-Raffinerie (Teilnahme: rund 25%) und dem Großmarkt Mercatenerife (Teilnahme: 30%).

Ein Vertreter der Concap begründete die fehlende Unterstützung der privaten Arbeitnehmer folgendermaßen: „Unternehmer und Angestellte haben dasselbe Ziel, nämlich unter den bestmöglichen Bedingungen zu arbeiten und einen Ausweg aus der schwierigen Wirtschaftslage in Spanien und speziell auf den Kanaren zu finden.“

Während sich der Streik im alltäglichen Geschäftsleben kaum widerspiegelte, musste die Bevölkerung einige Einschränkungen im Transportwesen hinnehmen. Beim Busunternehmen Titsa wurde der  Mindestservice für die Zeiträume zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 18 und 21 Uhr zwar eingehalten, doch in der Zwischenzeit fuhr nicht ein einziger Titsa-Bus auf der ganzen Insel (hinzuzufügen ist, dass Titsa ein zeitlich bedingtes Verfahren bei Massenentlassungen und Kurzarbeit (ERTE) eingeleitet hat, in dessen Rahmen die Rechte und Gehälter der Angestellten beschränkt werden).

Zwischen 14 und 18 Uhr stand auch die Straßenbahn von La Laguna und Santa Cruz still.

Im Hafen von Santa Cruz streikten alle Arbeiter; die Fährunternehmen führten jedoch die als Mindestservice festgelegten Fahrten planmäßig durch.

Auch auf den Flughäfen Reina Sofía und Los Rodeos fanden alle zum Mindestservice erklärten Flüge statt, wobei der Flughafenbetreiber von Los Rodeos darauf hinwies, dass die Fluggesellschaften sich schon im Vorhinein auf den Generalstreik eingestellt und entsprechend den gesetzlichen Vorgaben 50% der Flüge zum Festland und zwischen den Inseln abgesagt hatten.

Im Bereich der öffentlichen Verwaltung lag die Streikteilnahme erheblich höher als im Privatsektor. Die Angaben der öffentlichen Verwaltung und der Gewerkschaften schwankten zwischen 20% und 75%.

Kritische Gewerkschaftsstimmen erklärten enttäuscht, sich aufgrund der prekären Lage eine entschiedenere Unterstützung der öffentlichen Angestellten gewünscht zu haben. Doch auf deren Seite war zu hören, viele verdienten gerade mal 1.000 Euro im Monat, würden kein Weihnachtsgeld bekommen und könnten es sich nicht leisten, ein Tagesgehalt abgezogen zu bekommen.

Neben dem Transportwesen machte sich der Streik auch in den Schulen und Universitäten bemerkbar. Ob nun aus Protest oder aus Sorge der Eltern blieben laut Gewerkschaftsangaben 65% der Grundschulkinder zu Hause. Die höheren Schulen und die Universitäten blieben vollkommen leer. Die Streikteilnahme der Lehrerschaft und Professoren lag bei 33% laut kanarischer Regierung bzw. 65% laut Gewerkschaften an den Schulen und bei 87% an der Universität von La Laguna.

Sowohl in den Gesundheitszentren als auch in den Universitätskrankenhäusern wurde fast normal gearbeitet, allerdings hatten viele Patienten aus Vorsicht ihre Termine verschoben. Eine Ausnahme machte das Verwaltungs- und Wartungspersonal, das in höherem Ausmaß der Arbeit fernblieb. Das Gesundheitsressort bezifferte die Streikteilnahme auf 19%, die Gewerkschaften auf 50%.

Zum Ende des Streiktages hoben alle das vorbildliche Verhalten der Gewerkschaften und Streikenden hervor, denn diejenigen, die sich gegen eine Teilnahme entschieden hatten, wurden in keinem Fall belästigt sondern respektiert. Es gab so gut wie keine Zwischenfälle. 

Friedliche Demonstrationen

Die Demonstrationen wurden deutlich stärker als der Generalstreik von der Bevölkerung unterstützt.

In Santa Cruz versammelten sich die Menschen gegen 18 Uhr bei der Plaza de Toros, um über die Avenida Marítima Richtung Plaza de España zu ziehen. Zwischen 30.000 (laut Regierungsvertretung) und 60.000 Menschen (laut Veranstalter), darunter Gewerkschaftsangehörige, Studenten, Jugendliche, Familien mit Kindern, Feuerwehrleute, Wissenschaftler, Politiker u.a. marschierten friedlich, fast in Feststimmung, durch die Straßen der Hauptstadt. Auf ihren Plakaten waren Sprüche zu lesen wie „Ich suche meine Rechte. Hat sie jemand gesehen?“, „Sie nennen es Demokratie, doch das ist es nicht.“ oder „Die Kanaren halten nicht mehr länger durch. Man muss sie (die Politiker) stoppen“. Der Marsch verlief absolut friedlich, es kam zu keinen Zwischenfällen.

In Las Palmas de Gran Canaria gingen ebenfalls am Abend zwischen 20.000 (laut Nationalpolizei) und 100.000 (laut Veranstalter) Menschen auf die Straße und zogen von der Plaza de España zur Regierungsvertretung. Auch hier verlief der Protestmarsch größtenteils friedlich, nur eine kleine Gruppe machte eine unschöne Ausnahme, zerstörte Stadtmobiliar und warf mit Steinen die Fensterscheiben von Bankfilialen ein.

Im Laufe des Tages fanden auch auf allen anderen Inseln kleinere Demonstrationen statt.

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