Wirbel um einen Käfer


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Ehemaliger Umweltbeauftragter muss vor Gericht

„Pimelia canariensis“ ist ein kleiner, schwarzer Käfer, der nur auf den Kanarischen Inseln vorkommt. Der Winzling macht zum wiederholten Male im Zusammenhang mit dem Bau des Industriehafens von Granadilla von sich reden, denn er ist nicht nur endemisch und vom Aussterben bedroht, sondern auch im Weg.

Seit er innerhalb des Baugebiets des Hafens entdeckt wurde, machte er Schlagzeilen, weil in seinem Habitat von Rechts wegen nicht gebaut werden dürfte. Die Lösung der Hafenbehörde, genehmigt vom damaligen kanarischen Umweltbeauftragten, war, die Käfer umzusiedeln. Insgesamt 17 Exemplare wurden im Dezember 2010 unter fachmännischer Aufsicht des Biologen Antonio Machado gefangen und in das Naturschutzgebiet Montaña Roja gebracht. 

Bald darauf zeigten die Umweltverbände Ben Magec, ATAN und Greenpeace den damaligen Umweltbeauftragten Cándido Padrón an, weil vom Aussterben bedrohte Tierarten nur zu wissenschaftlichen Zwecken umgesiedelt werden dürfen, nicht jedoch wegen eines Bauvorhabens. Diese Klage ist nun zugelassen worden, sodass sich Padrón nun tatsächlich wegen der von ihm erteilten Genehmigung, für die er kein Rechtsgutachten eingeholt hatte, vor Gericht verantworten muss. Mögliche Vergehen gegen die Umwelt, die natürlichen Resourcen, evtl. auch gegen die Verwaltung, werden untersucht.

Umweltschützer haben von Beginn an versucht, den Bau des Hafens zu verhindern. Während die Befürworter des Mammutprojekts, dessen Umsetzung 380 Millionen Euro verschlingen wird, die Inseln zu einer Drehscheibe des Containerverkehrs zwischen Eu-ropa, Afrika und Amerika machen wollen, möchten die Gegner beweisen, dass der Hafen unnötig ist und die Umwelt schädigt.

Bisher gab es Auseinandersetzungen wegen vier verschiedener Spezies, die vom Aussterben bedroht sind. Zum Schutz der Unechten Karettschildkröte und der Meeresananas (Atractylia preauxiana), eines in Küstennähe blühenden, endemischen Gänsefußgewächses, mussten die Hafenbauer schon Änderungen des Projekts vornehmen. Die Bedrohung der Seegraswiesen vor der künftigen Hafeneinfahrt brachten den Bau des Hafens im Jahr 2009 sogar vorübergehend zum Stillstand. Um dieses Hindernis zu entschärfen, wurde kurzerhand die Schutzwürdigkeit der Seegraswiesen herabgesetzt. Nun entwickelt sich der Pimelia-Käfer zum nächsten Stolperstein.

Die 2010 ins Leben gerufene Umweltbeobachtungsstelle, eine Auflage der EU, um die Einhaltung des Umweltschutzbestimmungen beim Hafenbau zu gewährleisten, wird von dem Biologen und Käferspezialisten Antonio Machado geleitet. Es heißt, dass dieser federführend war bei der skandalösen Neuabfassung des kanarischen Katalogs der bedrohten Arten, bei welcher der Schutzstatus von Hunderten von Tier- und Pflanzenarten herabgesetzt und so die ungehinderte Weiterführung des Baus des Granadillahafens ermöglicht wurde.

Paradoxerweise wurde im Zuge dieser Neufassung auch der Schutz des Pimelia-Käfers erhöht, der aktuell den Hafenbauern neue Schwierigkeiten bereitet. Als wäre dies der Widersprüche nicht genug, äußerte Machado kürzlich: „Das Viech ist gar nicht so gefährdet, die laufen doch überall herum.“

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