Wirkt die Krise abschreckend?


Nach zwei Monaten Pause kam wieder ein Flüchtlingsboot an

Nachdem zwei Monate lang keine Bootsflüchtlinge auf den Kanaren angekommen waren, teilte die Guardia Civil am 3. Juni mit, dass tags zuvor etwa fünf Meilen von der Nordküs­te von Lanzarote entfernt ein Boot mit illegalen Immigranten aus Marokko gesichtet wurde.

Ein Patrouillenboot der Seenotrettung fuhr an das Fischerboot heran, und alle Insassen konnten wohlbehalten an Bord genommen werden. Im Hafen von Arrecife wurden die 22 An­kömmlinge, unter denen bis zu sechs Minderjährige waren, später von Medizinern versorgt und es wurde festgestellt, dass alle wohlauf waren.

Nach der jahrelangen Flut von Flüchtlingsbooten aus Afrika war die Pause im April und Mai erstaunlich. Das letzte Immigrantenboot war am 31. März auf El Hierro angekommen. Danach trafen bis zum 2. Juni keine Flüchtlinge mehr ein.

Anscheinend haben die Auswirkungen der Wirtschafts­krise in Europa viele auswanderungswillige afrikanische Bürger von ihrem Vorhaben abgehalten. Die Nachricht von Angehörigen, die es nach Europa geschafft haben lautet: „Hier gibt es keine Arbeit mehr“, und offensichtlich ist dies der Hauptgrund für die große Zahl der illegalen Einwanderungen gewesen. Viele Afrikaner, die eine Arbeit auf dem Bau gefunden hatten, haben ihre Jobs verloren. Bald werden sie auch ihre Aufenthaltsgenehmigung verlieren, denn ohne Arbeitsvertrag wird diese nicht verlängert.

Nach Ansicht des stellvertretenden Direktors der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, Gil Arias, spielt aber auch die verstärkte Kontrolle der Küstengebiete von Ländern wie Mauretanien und Senegal eine Rolle. Schließlich herrsche auch in Italien Krise, und in Lampedusa kämen weiter Immigranten an, urteilte er. Abgesehen von der effektiven Grenzkontrolle durch Frontex spielen seiner Meinung nach auch die verbesserten diplomatischen Beziehungen zwischen Spanien und einigen afrikanischen Staaten eine Rolle. Mehrere Staaten sind bereit für Rückführungen ihrer Staatsbürger, und es wurde mehreren Netzwerken von Schlepperbanden das Handwerk gelegt. In den letzten Jahren habe Spanien neun Patrouillenboote (drei für den Senegal, vier für Mauretanien und zwei für Gambia), Krankenwagen, Allradfahrzeuge, Quads und Computermaterial für die kooperierenden Staaten in Afrika gestiftet.

Im Laufe dieses Jahres sind an der kanarischen Küste 1.318 illegale Immigranten angekommen, 52% weniger als im selben Zeitraum des letzten Jahres, teilte die Regierungsstelle der Nachrichten­agentur Europa Press mit.

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