Zahlen per Kreditkarte ab Januar nicht mehr gratis


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Per Gesetz kann das Geschäft künftig die Bankgebühren auf den Kunden abwälzen

Jedem ist das schon passiert: Man zückt im Geschäft die Kreditkarte zum Bezahlen, und der Verkäufer zieht ein Gesicht oder er lehnt die Karte direkt ab und fordert einen auf, mit Bargeld zu bezahlen.

Madrid – Der Grund ist klar: Es ist die Provision, die das Geschäft für eine Kreditkartenzahlung an die Bank abführen muss.

Das soll ab Januar anders werden. Dann nämlich kann laut dem neuen Zahlungsmittelgesetz das Geschäft die Kommission auf den Kunden abwälzen. Bei diesem neuen Gesetz handelt es sich übrigens um keine spanische Initiative, sondern um die Umsetzung einer EU-Direktive aus dem Jahr 2007, die beispielsweise in England schon eingeführt wurde.

Tatsächlich gibt es bei dieser neuen Regelung Pros und Contras. Gegen die Belastung des Kunden mit der Bankgebühr spricht die Vorschrift, dass dem Kunden immer der Endpreis für seinen Einkauf genannt werden muss. Was beispielsweise schon mehrere spanische Fluggesellschaften erfahren mussten, die beim Online-Booking dem Kunden zum Schluss noch eine Kreditkartengebühr berechnen, obwohl der Endpreis voher bereits festliegen muss.

Außerdem erheben sich warnende Stimmen, die zu bedenken geben, dass durch das neue Gesetz wieder mehr Zahlungen in Bargeld geleistet werden, was der Unterbringung von Schwarzgeld Vorschub leistet. Und ohnehin schon gehöre Spanien nicht zu den EU-Ländern mit hohem Kreditkartenanteil im Zahlungsverkehr.

Die Fürsprecher argumentieren dahingehend, dass der Kunde letztlich ohnehin auch jetzt schon die Kreditkartengebühr zahlt, die vom Geschäft pauschal einkalkuliert und auf die Preise hochgerechnet wird. Somit sei es ehrlicher und transparenter, künftig im Gegenteil eventuell Kunden, die mit Bargeld zahlen, einen kleinen Rabatt zu geben. In jedem Fall, so beispielsweise der Großmarktverband ANGED, sei positiv, dass die Geschäfte künftig frei entscheiden können, ob sie die Gebühr weiterhin übernehmen wollen oder nicht. Denn bislang waren die Geschäfte per Vertragsklausel an die Vorschrift gebunden, die Gebühren übernehmen zu müssen.

Der Kunde ist in jedem Fall verunsichert und weiß nicht, wie er auf das neue Gesetz reagieren soll. Das sehen auch die Finanzexperten, die in diesen Krisenzeiten, wo das Geld sowieso nicht locker sitzt, vor Experimenten warnen. Tat­sächlich sind die Kreditkartengebühren gestaffelt und betragen im Durchschnitt 0,83 Prozent der Rechnung. Der Mindesttarif (0,49 Prozent) wird in Supermärkten erhoben. Am teuersten sind die Gebühren mit 1,59 Prozent in Massagepraxen, Saunen und Discotheken.

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