Zentrale Stelle zur Bekämpfung von Umweltkriminalität gegründet

Innenminister Fernando Grande-Marlaska bei der Präsentation der neuen Zentralstelle Foto: La Moncloa

Innenminister Fernando Grande-Marlaska bei der Präsentation der neuen Zentralstelle Foto: La Moncloa

Bei der sogenannten OCN werden sämtliche Informationen im Zusammenhang mit Umweltdelikten gesammelt und koordiniert, die bisher auf verschiedene Behörden verteilt waren

Madrid – „Umweltkriminalität hat in der Regel einen hohen wirtschaftlichen Nutzen und wird im Allgemeinen kaum bestraft. Für den Täter ist es profitabler, eine Straftat zu begehen, weil er von der Gesellschaft und den Richtern weniger verfolgt wird.“ Mit diesen Worten fasst José Manuel Quintana Touza, Kommandeur der Guardia Civil und Chef des neu gegründeten zentralen Büros zur Bekämpfung von Umweltkriminalität, das gesamte Ausmaß der Problematik zusammen. Die Verfolgung von Umweltkriminalität sowie die immer komplexer werdenden Ermittlungen in diesem Zusammenhang – vom Handel mit geschützten Tieren bis hin zur illegalen Abfallentsorgung oder Wasserdiebstahl – war bislang auf verschiedene polizeiliche Einheiten und Verwaltungen in Spanien verteilt, was immer wieder zu Problemen führte. Um die bei den verschiedenen Stellen eingehenden Informationen endlich zu bündeln und koordiniert vorgehen zu können, haben die zur Guardia Civil gehörende Naturschutzbehörde Seprona und das Ministerium für den ökologischen Wandel nun die Oficina Central Nacional, kurz OCN genannt, eingerichtet. Eine Zentralstelle für Umweltkriminalität, die von Quintana Touza geleitet wird und die Aufgabe hat, die Arbeit aller am Umweltschutz beteiligten Stellen und Behörden zu koordinieren.

„Die OCN hat ihren Sitz im Hauptquartier der Seprona, da diese Behörde in Spanien eine Vorreiterrolle beim Bekämpfen von Umweltkriminalität innehat: Es handelt sich um eine sehr spezialisierte Einheit mit knapp 1.900 Agenten, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann und über ein großes Einsatzgebiet verfügt“, so der OCN-Chef. Für ähnliche Vergehen oder Straftaten können jedoch auch die nationale Polizei, regionale Polizeieinheiten, autonome Gemeinschaften, Stadtverwaltungen und viele Stellen mehr zuständig sein. Aus diesem Grund besteht die Hauptaufgabe des neuen Amtes darin, Informationen mit all diesen Stellen auszutauschen, um eine weitaus umfassendere Übersicht über die Umweltprobleme zu erhalten und sie effektiver und koordinierter bekämpfen zu können.

Die OCN hat ihre Arbeit bereits 2020 begonnen, bislang allerdings mehr auf informelle Art und Weise agiert, indem sie als Verbindungsglied zwischen Vertretern von Seprona und anderen Einrichtungen diente. Mitte Juni dieses Jahres fand jedoch die erste offizielle gemeinschaftliche Sitzung statt, an der Vertreter der Nationalpolizei, regionaler Polizeieinheiten, der staatlichen Stellen für Wasserschutz und -management sowie Vertreter von mit Umweltschutz befassten NGOs und sogar einiger Jagdverbände teilnahmen.

Bekämpfung von Tierhandel und Wilderei

Die OCN wurde unter anderem im Rahmen des vom Ministerium für den ökologischen Wandel erstellten Aktionsplans gegen den illegalen Handel und Wilderei von Wildtieren (Tifies) konzipiert, der den Kampf gegen diese Form der Umweltkriminalität zu einer seiner Prioritäten gemacht hat. „Im Allgemeinen ist Spanien kein Zielland für geschützte Arten, aber es ist ein Transitland für Tiere, die in andere europäische Länder oder nach Lateinamerika geschmuggelt werden. Es handelt sich dabei vor allem um Reptilien und Vögel, die sich sehr leicht in Koffern verstecken lassen und äußerst profitabel sind. Der Täter packt einfach 30 Exemplare jeder Art in einen Koffer, und wenn 26 davon sterben, ist ihm das egal, denn die anderen vier sind geschützt und mehr als begehrt, sodass es sich für ihn in jedem Fall lohnt. Elfenbein wird auch für die traditionelle Medizin nach China geschickt“, erklärte Quintana Touza in diesem Zusammenhang.

Die OCN sammelt außerdem sämtliche Informationen im Zusammenhang mit illegaler Jagd und Fischerei, dem illegalen Export von Müll in Drittländer (ein wachsendes Problem, seit China die Einfuhr dieser Art von Material verboten hat) und alle anderen umweltrelevanten Themen. Auf der Grundlage dieser Daten wird die Zentralstelle in regelmäßigen Abständen Berichte verfassen – so genannten Boletines de Inteligencia Medioambiental (Umweltaufklärungsberichte) –, die sowohl an andere spanische als auch an amerikanische Polizeibehörden versandt und auch ins Englische übersetzt werden, um sie an Europol übermitteln zu können.

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