Zwei Seiten des Dramas


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Drei Tote in einem Flüchtlingsboot

Während sich das spanische Innenministerium seiner Immigrationspolitik rühmt und von einem 60%igen Rückgang der Flüchtlingszahlen in 2007 spricht, standen Behörden und Helfer auf den Kanarischen Inseln dieser Tage wieder vor den nackten Tatsachen.

Im Hafen von Los Cristianos hatten die Helfer des Roten Kreuzes alle Hände voll zu tun, als ein Flüchtlingsboot mit 85 Insassen ankam. Ein Patrouillenschiff der Guardia Civil hatte das Cayuco auf hoher See zwischen Teneriffa und Gran Canaria gesichtet und in den Hafen geschleppt. An Bord befanden sich 85 zum Teil sehr geschwächte Menschen, darunter auch Frauen und Kinder. Weitere drei Personen hatten die Reise nicht überlebt. Die kanarischen Rettungskräfte konnten nur noch die Leichen bergen.

Fünfzehn der Überlebenden waren außerdem in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand und wurden wegen Unterkühlung und Austrocknung über die Notaufnahme in verschiedene Inselkrankenhäuser eingewiesen.

Glück hatten eine junge Mut­ter und ihr etwa zweijähriges Töchterchen, die die gefährliche Überfahrt unversehrt überlebten. Sie wurden nach ihrer Ankunft einem Gesundheits­check unterzogen, der ein zufriedenstellendes Ergebnis hatte und sind nun im Immigrantenzentrum in Hoya Fría untergebracht. Mutter und Kind werden vermutlich in den nächsten Wochen in ihre Heimat in Guinea Bissau zurückgeflogen.

Nicht die ersten Todesopfer in diesem Jahr

Die drei Toten in diesem Flüchtlingsboot sind nicht die ersten Opfer der illegalen Immigration in diesem Jahr. Schon am 5. Januar ereignete sich das erste Flüchtlingsdrama des Jahres 2008 auf den Kanaren. Noch während der Dunkelheit trafen zwei Immigrantenboote am Strand von Los Cristianos ein. Pressefotografen und Helfer, die nach der Ankunft des ersten Bootes vor Ort waren, sahen hilflos zu wie ein zweites Boot auf den Sand lief, kenterte und viele der Insassen unter Wasser drückte. Bilanz: drei Tote und neun Verletzte. Auch dieses Flüchtlingsboot erreichte die Küste unentdeckt. Die Lücken in der Küstenüberwachung sind offensichtlich.

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