10% der Frauen werden am Arbeitsplatz sexuell belästigt


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Die meisten Unternehmen verschließen die Augen vor dem Problem

Eine von zehn weiblichen Angestellten (9,9%) in Spanien ist im vergangenen Jahr auf irgendeine Art und Weise am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden. 2,1% wurden dabei auf extrem schwerwiegende Weise bedrängt (z.B. ungewollte Küsse oder Bedrängen) und 3,6% auf schwerwiegende Weise (ausdrückliche sexuelle Angebote oder Andeutungen…).

Madrid – Diese Daten sind einer jüngsten Untersuchung zu entnehmen, die das spanische „Institut der Frau“ Ende April vorgestellt hat.

Es wird davon ausgegangen, dass spanienweit 835.000 Frauen unter dieser besonderen Art des „Mobbing“ leiden und 475.000 zwar ebenfalls Zielpersonen derartiger Verhaltensweisen sind, sich jedoch nicht davon belästigt fühlen.

Aus der Umfrage, bei der 2.007 Arbeitnehmerinnen befragt wurden, werden drei Stufen der sexuellen Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz ersichtlich, wobei die schwächste Form am meisten verbreitet ist. 9,4% der Befragten gaben an, darunter zu leiden. Es geht dabei meist um verbale Belästigung, die sich unter anderem in sexistischen Witzen, ungewollten Komplimenten oder Kommentaren sexuellen Inhalts manifestieren. Als besorgniserregend wird in diesem Zusammenhang die weit verbreitete Toleranz derartiger verbaler Entgleisungen in der heutigen Gesellschaft angesehen.

Die zweite Stufe der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz, unter der 3,6% der Befragten leiden, besteht meist in direkten Fragen zum Sexualleben des Opfers, Andeutungen, direkte Aufforderungen zum Geschlechtsverkehr oder das Ausüben von Druck nach einer Abweisung. Normalerweise haben die Opfer dieses zweiten Grades bereits Belästigungen verbaler Art erlitten.

2,1% der Befragten haben schließlich unter der schwerwiegendsten Form sexueller Belästigung zu leiden. Diese besteht hauptsächlich in tätlichen Ausschreitungen wie in die Enge treiben, Anfassen, Zwicken sowie unfreiwillige Küsse und Umarmungen. 0,1% der Frauen erhalten sogar das Angebot zu sexueller Gefälligkeit im Austausch zu verbesserten Arbeitsbedingungen. Dabei schrecken die Täter selbst vor direkten Bedrohungen nicht zurück.

Das Profil des Täters, das sich aus der Umfrage ergeben hat, besteht aus einem Mann, der verheiratet ist oder in einer festen Beziehung lebt und Kinder hat. Es handelt sich meist nicht um den obersten Chef, sondern um mittlere Vorgesetzte bzw. Arbeitskollegen.

Die Opfer neigen dazu, ihr Leiden aus Scham und Angst vor den Konsequenzen zu verschweigen. In den seltensten Fällen werden die Übergriffe angezeigt und noch viel weniger vor der Justiz. Die häufigste Reaktion der Opfer ist der Versuch, dem Täter so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Nur 8,3% der Befragten befinden, dass ihr Unternehmen adäquat gegen sexuelle Belästigung vorgeht.

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