14 Naturschutzgebiete auf den Kanaren „sehr bedroht“


© Greenpeace/Pedro Armestre

Greenpeace: „Das Projekt des Industriehafens in Granadilla stellt möglicherweise den schlimmsten Angriff auf ein Naturschutzgebiet in Spanien dar“

Nach Ansicht von Greenpeace steht es um zahlreiche Schutzgebiete an der Kanarischen Küste gar nicht gut. Die Umweltschützer haben ihren neuen Jahresbericht „Destrucción a toda costa“ (auf Deutsch etwa Zerstörung koste es was es wolle oder besser Zerstörung auf Kosten der Küste) vorgelegt, für den sie die Küste rund um das spanische Festland und die der beiden spanischen Archipele unter die Lupe genommen haben.

Die Kanaren schneiden dabei nicht besonders gut ab, denn sie finden sich unter den drei Regionen wieder, die Greenpeace als besonders gefährdet ansieht. Laut dem Bericht sind Valencia, Andalusien und die Kanarischen Inseln die Regionen, die ihre Naturschutzgebiete am wenigsten würdigen bzw. am schlimmsten „missachten“.

Auf den Kanaren stellt Greenpeace fest, dass von den 1.564 Kilometern Küste 606 Kilometer unter Schutz stehen, und das kanarische Umweltamt – zumindest wortreich – bemüht ist, Maßnahmen zum Schutz der vielen „Espacios Naturales Protegidos“ umzusetzen. Tatsache ist aber, dass von den 84 Naturschutzgebieten auf den sieben großen Inseln, die Greenpeace untersucht hat, 14 nach Ansicht der Umweltschützer sehr bedroht sind. Diese besonders gefährdeten Gebiete liegen auf den Inseln Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura, La Palma und Lanzarote – letztere drei sind jeweils in ihrer Gesamtheit Weltbiosphärenreservate.

Greenpeace-Sprecherin Pilar Marcos erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass Spanien das Land der EU mit der größten Zahl von Anzeigen wegen „Misshandlung der Umwelt“ ist. Die Korruption im Bereich des Bauwesens lasse nicht nach und Greenpeace habe 478 Fälle mit 625 Verdächtigen gezählt – darunter viele Träger öffentlicher Ämter wie Bürgermeister, Stadträte, etc.

Ein besonderer Dorn im Auge sind Greenpeace auf den Kanaren weiterhin die unkontrollierte Bauwut an der Küste und auch die Bauten und Hotelanlagen, die vor Jahren schon in Naturschutzgebieten hochgezogen wurden. Nur ein Beispiel: die Hotels der RIU-Kette im Naturschutzgebiet der Dünen von Corralejo auf Fuerteventura. 2007 wurde bekannt, dass die Hotels durch ein Abkommen zwischen dem Umweltministerium und der Hotelkette RIU vor Ablauf einer zehnjährigen Frist abgerissen werden. Danach soll das freigewordene Gelände wieder weitgehend in seinen natürlichen Zustand zurückversetzt werden. Die Hotels „Oliva Beach“ und „Tres Islas“ wurden vor über 30 Jahren gebaut. Damals gehörten die Grundstücke der Kategorie „Bauland“ an und waren nicht, wie heute, als „öffentlicher Grund und Boden“ ausgewiesen.

Doch nicht nur die Verbauung der Küste monieren die Umweltschützer. Sie haben auch einen Blick auf den Zustand der Gewässer geworfen und – wie in Vorjahren –festgestellt, dass auf den Kanaren eine große Verschmutzungsgefahr durch immer noch an zahlreichen Orten ins Meer geleitete Abwässer, die Landwirtschaft, Industrie und Seeverkehr besteht.

Der für Greenpeace „vermutlich schlimmste Angriff auf ein Naturschutzgebiet in Spanien“ und konkret auf den Kanaren ist der geplante Bau des Industrie- und Handelshafens in Granadilla. Greenpeace beschreibt, dass dieses Schutzgebiet von Natura 2000 sich dadurch auszeichnet, dass es eines der reichsten marinen Ökosysteme der Kanarischen Inseln beherbergt, die Seegraswiesen, die sich zu beiden Seiten des Naturschutzgebiets erstrecken und den dichtesten Unterwasserwald der Inseln bilden. „Diese Unterwasserpflanzen bilden wahre Wiesen auf dem Meeresgrund, in denen sich unzählige Arten zusammenfinden und fortpflanzen, so zum Beispiel alle Fischarten, die auf dem Archipel für die Fischerei von Interesse sind. Außerdem sind die Seegraswiesen Lebensraum von 53 sehr bedrohten Arten wie zum Beispiel den endemischen Atractylis preuxiana (See-Ananas) und der Meeresschildkröte Caretta Caretta.“ Soweit ein Teil des Berichts von Greenpeace. Weiter wird von der Organisation festgestellt, dass der Bau des Hafens von Granadilla sechs Kilometer der schöns­ten natürlichen Strände der Insel zerstören wird und eine Bedrohung für die übrige Küste Teneriffas wegen der Ölpest-Gefahr darstellt.

Laut Greepeace besonders gefährdete Naturschutzgebiete auf den Kanaren: Küstengebiet Teno-Rasca (Teneriffa), Acantilado de La Culata (Teneriffa), Seegraswiese de San Andrés (Teneriffa), Seegraswiesen Granadilla, San Miguel und Arona (Teneriffa), Playa del Cabrón y Punta de Sal (Gran Canaria), Juncalillo del Sur (Gran Canaria), Seegraswiesen Playa del Ingles und Dünen von Maspalomas (Gran Canaria), Küstenstreifen Mogán (Gran Canaria), Bahía del Confital (Gran Canaria), Meeresgebiet bei La Isleta (Gran Canaria), Jinámar (Gran Canaria), Dünen von Corralejo und Seegraswiesen von Corralejo und der Insel Lobos (Fuerteventura), die gesamte Küste von Lanzarote (Bedrohung: Hotelbau).

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