15% mehr Verkehrstote im Sommer


Pere Navarro (l.), Generaldirektor der Verkehrsbehörde DGT, stellte Anfang September die Unfallbilanz für die Sommermonate vor. Foto: EFE

DGT-Direktor Pere Navarro will nun mit konkreten Maßnahmen gegen den Anstieg der Zahl der Verkehrstoten ankämpfen

Madrid – Pere Navarro, Direktor der Verkehrsbehörde DGT, hat dieser Tage die Unfallbilanz für den Sommer vorgelegt. Leider eine traurige Bilanz, denn im Juli und August starben 259 Personen allein im außerstädtischen Verkehr, 34 Personen bzw. 15% mehr als im Vorjahreszeitraum. Von Jahresbeginn bis Ende August verunglückten 799 Personen, 24 bzw. 3% mehr als in den ersten acht Monaten des vergangenen Jahres.

Wegen der anhaltenden Zunahme der Zahl der Verkehrstoten hatte der DGT-Direktor auf das Thema Verkehrssicherheit in den vergangenen Monaten zunehmend öffentlich aufmerksam gemacht. Um die Zahl der Verkehrstoten zu senken, will Navarro unter anderem die Strafen für die Handybenutzung am Steuer durch einen höheren Punkteabzug verschärfen (das Wochenblatt berichtete).

In seiner „Sommerbilanz“ gab Navarro auch bekannt, dass 77% der Verunglückten auf Landstraßen ums Leben gekommen waren. Bei 34% der Todesopfer habe es sich um Fußgänger, Fahrrad-, Mofa- oder Motorradfahrer gehandelt, so Navarro.

Nachdem der Direktor der Verkehrsbehörde die durch Ablenkungen, wie die Nutzung des WhatsApp-Dienstes am Steuer verursachten Gefahren thematisiert hatte, wies er nun zum wiederholten Male auf den Faktor Geschwindigkeit als Ursache für tödliche Verkehrsunfälle hin.

Er prüfe, auf Landstraßen mit einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h diese auf 90 km/h herabzusetzen und die Anzahl der Radarkontrollen zu erhöhen. Navarro nannte als Beispiel Frankreich. Nach drei Jahren mit stetigem Anstieg der Zahl der Verkehrstoten habe man im Nachbarland die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 90 auf 80 km/h gesenkt, woraufhin es wesentlich weniger tödliche Verkehrsunfälle gab. Bei dem Vergleich der Zahl der Radarkontrollen konnte Navarro jedoch keinen Bezug herstellen, der zu weniger Todesopfer geführt hat: In Spanien gab es 2015 insgesamt 905 Radare auf Landstraßen, in Frankreich 4.000, und trotzdem lag die Zahl der tödlichen Verkehrsopfer auf eine Million Einwohner in Frankreich erheblich höher.

Navarro erinnerte daran, dass seine Vorgänger im Amt bereits mehrfach versucht hatten, die Höchstgeschwindigkeit auf den Landstraßen zu senken, doch immer, wenn das Thema zur Sprache gekommen sei, habe es enormen Widerstand gegeben. In Spanien könne man das Thema Senkung der Höchstgeschwindigkeit nicht einmal diskutieren, es würden sofort abstruse Gegenargumente vorgebracht, beschwerte sich der Chef der Verkehrsbehörde.

Bei den Landstraßen denkt Navarra auch daran, diese um eine Fahrspur zu verbreitern, um das Risiko von Frontalzusammenstößen, oftmals verursacht durch eine zu hohe Fahrgeschwindigkeit oder Ablenkungen, zu senken. Diese Faktoren wiederum sollten auch durch vermehrte Kontrollen reduziert werden.

Auch sieht Navarro die Neueinstellung von 250 Verkehrspolizisten vor, nachdem das Personal in den letzten Jahren um fast 1.000 Mann gekürzt worden war. Nun soll beispielsweise stärker auf die Einhaltung der Gurtpflicht geachtet werden. Von den Verkehrstoten des Sommers waren 29 nicht angeschnallt.

Als letzten Faktor für die Zunahme der Todesopfer im Straßenverkehr nannte der DGT-Direktor das Durchschnittsalter der spanischen Fahrzeuge von über 12 Jahren. Hier sei Handlungsbedarf notwendig. Der Fuhrpark müsse dringend verjüngt werden, um auch in diesem Bereich Risiken zu senken.

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