2006 – „Auf Spaniens Straßen bricht eine neue Ära an“


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Im Juli dieses Jahres beginnt die Einführung des so genannten Punkte-Führerscheins

Zwischen dem 23. Dezember 2005 und dem 8. Januar 2006 sind auf Spaniens Straßen 158 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, 77 wurden schwer verletzt und 80 kamen mit leichteren Verletzungen davon. Da das Verkehrsaufkommen erfahrungsgemäß in dieser Zeit besonders hoch ist – die Rede ist von etwa 18 Millionen Autofahrten – hatte die spanische Verkehrsgeneraldirektion (DGT) auch in diesem Jahr im fraglichen Zeitraum eine Sonderkampagne ins Leben gerufen.

Madrid – Leider ohne Erfolg, denn die Todesfälle sind im Vergleich zum Vorjahr sogar noch angestiegen.

„Waffe Auto“

Frei nach dem Motto „Wer nicht hören will, muss fühlen“ hat die sozialistische Regierung im vergangenen Jahr die Einführung eines Punkte-Führerscheins im Kreditkartenformat angekündigt. Nach Frankreich, Deutschland und Italien, wo durch ähnliche Regelungen schon seit Jahren erfolgreich die Unfallraten gesenkt werden konnten, sollen nun auch die spanischen Fahrer durch ein Punktesystem gezwungen werden, bewusster mit der „Waffe Auto“ umzugehen.

„Nur noch Platz für gute Autofahrer“

Nach mehrmaliger Verschiebung wurde die endgültige Einführung des neuen Führerscheins nun auf den 1. Juli dieses Jahres festgelegt.

„Der 1. Juli wird ein historischer Tag – der Beginn einer neuen Ära auf den Straßen“ und „Das einzige, was sich ändern wird, ist, dass es nur noch Platz für gute Autofahrer geben wird“ sind zwei der Botschaften, mit denen die Regierung den neuen Führerschein in einer großangelegten Informationskampagne den Bürgern nahebringen will.

Die Philosophie hinter dem Führerschein mit Punktesystem ist, dass Spaniens Fahrer sich die Möglichkeit zum Autofahren täglich durch verantwortungsbewusstes Verhalten neu verdienen müssen. Der Führerschein auf Lebzeiten hat ausgedient, an dessen Stelle tritt sozusagen eine Art Kredit-Führerschein .

Grundsätzlich wird jedem erfahrenen Autofahrer ein Guthaben von 12 Punkten zugesprochen, das er auch behalten wird, sofern er sich an die geltenden Verkehrsregeln hält. Autofahrer, die über weniger als drei Jahre Fahrerfahrung verfügen, erhalten zu Beginn nur acht Punkte, welche allerdings nach zwei Jahren unfallfreiem und gesetzeskonformem Fahren auf 12 Punkte ansteigen.

Generell gilt, dass jeder Autofahrer, dem drei Jahre lang kein Verstoß nachgewiesen werden kann, mit zwei zusätzlichen Punkten belohnt wird. Nach weiteren drei Jahren ist bei entsprechendem Verhalten ein erneuter Bonus von einem Punkt fällig. Maximal können 15 Punkte erreicht werden.

Sechs Punkte auf einen Schlag

Wehe dem jedoch, der sich in Zukunft Fehlverhalten auf Spaniens Straßen erlaubt. Wer beispielsweise unter dem Einfluss von Alkohol am Steuer (über 0,50 mg/l Alkoholgehalt der Atemluft bzw. 1 Promille) ertappt wird, in falscher Fahrtrichtung oder mit verwegenem Fahrstil fährt bzw. das Tempolimit um 50% überschreitet, verliert sechs Punkte auf einen Schlag.

Wem zwischen 0,25 und 0,5 mg/l Atemalkoholkonzentrat (bzw. 0,5 – 1 Promille) nachgewiesen werden konnte, dem werden vier Punkte abgezogen. Das gleiche gilt, wenn ein Stoppschild oder eine rote Ampel nicht beachtet wurde oder auf einer Schnellstraße im Rückwärtsgang gefahren wird.

Drei Punkte gehen verloren, wenn man den Sicherheitsabstand nicht einhält, die Fahrtrichtung an einer verbotenen Stelle ändert, ein entgegenkommendes Fahrzeug blendet oder das Handy am Steuer benutzt.

Zwei Punkte bekommt entzogen, wer in einer Kurve oder Straßenkuppe anhält, ohne Sicherheitsgurt oder bei zweirädrigen Fahrzeugen ohne Helm fährt bzw. die Scheinwerfer nicht einschaltet, wenn es notwendig ist.

Um verlorene Punkte wieder zurückzugewinnen, muss man zwei bzw. drei Jahre ohne Verstoß gefahren sein, oder an einem Verkehrserziehungskurs teilgenommen haben.

Erklärtes Ziel der Einführung des neuen Punkte-Führerscheins ist die Reduzierung tödlicher Unfälle auf Spaniens Straßen, da vor allem die Autofahrer zu vernünftigerem Verhalten gezwungen werden, die häufig die schlimmsten Verkehrsunfälle verursachen.

Abgesehen von großangelegten Informationskampagnen in den Medien, werden die Autofahrer auch schriftlich von der Verkehrsgeneraldirektion über die anstehenden Veränderungen informiert. Außerdem kann man jederzeit auch Genaueres auf der eigens ins Leben gerufenen Website www.permisoporpuntos.es erfahren. Allerdings vorerst nur in spanischer Sprache.

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