39 Migranten vor Fuerteventura gerettet

Der Rettungskreuzer „Salvamar Mizar“ brachte die 39 Insassen der Patera im Hafen von Gran Tarajal auf Fuerteventura an Land. Foto: EFE

Der Rettungskreuzer „Salvamar Mizar“ brachte die 39 Insassen der Patera im Hafen von Gran Tarajal auf Fuerteventura an Land. Foto: EFE

Quarantänevorschriften erschweren die Unterbringung der Neuankömmlinge • Immer mehr Frauen und Kinder reisen in den Pateras

Kanarische Inseln – Am vergangenen Sonntag hat der Seenotkreuzer „Salvamar Mizar“ 39 Personen aus einer Patera aufgenommen, die mit Kurs auf die Kanaren im Atlantik südlich der Insel Fuerteventura unterwegs waren.
Mit diesem sind es drei Migrantenboote, die in der ersten Junihälfte mit Kurs auf die Inseln im Atlantik entdeckt und deren Insassen gerettet wurden.
Die Seenotrettung hatte Informationen darüber erhalten, dass tags zuvor, am vorangegangenen Samstag, ein Boot von der Küstenstadt El Aaiún in Westsahara aus in See gestochen war.
Daraufhin wurde das Suchflugzeug „Sasemar 103“ ausgesandt, dessen Besatzung es gelang, die Patera zu sichten. Dann übernahm der Rettungshubschrauber „Helimer 223“ die Überwachung der Position des Migrantenbootes, bis die „Salvamar Mizar“ eintraf und die vier Frauen, drei Kinder und 32 Männer, die sich darin befanden, an Bord nahmen. Dann nahm sie Kurs auf Gran Tarajal auf Fuerteventura. Dort müssen die Migranten die ersten 72 Stunden in einer Lagerhalle in den Hafenanlagen verbringen, wo schon vor ihnen einige Dutzend Personen, welche die Seenotrettung nach Fuerteventura gebracht hatte, einen Teil der für alle Ausländer vorgeschriebenen Quarantänezeit verbringen mussten.

72 Migranten, die am 26. Mai auf Gran Canaria angekommen waren, verbrachten drei der 14 vorgeschriebenen Quarantänetage in einer Lagerhalle.  Foto:EFE
72 Migranten, die am 26. Mai auf Gran Canaria angekommen waren, verbrachten drei der 14 vorgeschriebenen Quarantänetage in einer Lagerhalle. Foto:EFE

Industriehalle ohne Betten und Duschen

Auch zweiundsiebzig Immigranten, die am 26. Mai in zwei Booten Gran Canaria ansteuerten, mussten gemäß den Bestimmungen des Gesundheitsamtes drei Tage lang isoliert werden. Da ständig immer neue Pateras ankommen, wird es immer schwieriger, die Menschen unterzubringen. Aus diesem Grunde wurden die 72 Migranten für die ersten drei Tage in einer Industriehalle im Hafen Puerto de la Luz untergebracht, wo sie auf dem Boden schlafen mussten und keine Duschen zur Verfügung standen.
Die Kanarenregierung arbeitet daran, angemessenere Unterbringungemöglichkeiten bereitzustellen und richtet zu diesem Zweck Räumlichkeiten im Gewerbegebiet Arinaga ein. Außerdem will die Zentralregierung die stillgelegte Militärkaserne Las Canteras in La Laguna auf Teneriffa so umgestalten, dass auch dort Immigranten einquartiert werden können.
War der Zustrom an Migranten aus Afrika schon im vergangenen Jahr gestiegen, so hat sich dies im laufenden Jahr nochmals deutlich verstärkt. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 sind schon fast so viele Menschen angekommen wie im gesamten Jahr 2019. Bilder wie die von den Migranten, die im Hafen Puerto de la Luz in einer Halle auf dem Boden schlafen mussten, will die spanische Regierung zukünftig vermeiden.
Die Kaserne Las Canteras für Migranten zu nutzen, war schon vor zwölf Jahren angedacht worden.
Wie der kanarische Regionalminister für Gesundheit und Sicherheit, Julio Pérez, erklärte, fiel der Coronavirus-Test bei nur acht der insgesamt 2.369 Migranten, die bisher im Jahr 2020 angekommen sind, positiv aus.

Neue Tendenz: Mehr Frauen und Kinder

Eine lange Zeit waren es fast nur junge Männer, die in gebrechlichen, überfüllten Booten aus Afrika herüber auf die Inseln kamen. Und auch heute stellen sie noch immer den überwiegenden Anteil der Migranten. Doch kommt es mittlerweile immer öfter vor, dass das spanische Rote Kreuz auch Frauen, Kinder, Kleinkinder und Schwangere betreuen muss, die die gefährliche Überfahrt gewagt haben. Es sind sogar schon mehrere Babys während der Überfahrten zur Welt gekommen. Nicht alle Säuglinge haben die Strapazen, denen sie ausgesetzt waren, überlebt.
Die Pandemie-Verordnungen und der Alarmzustand hatten zur Folge, dass die Betreuungsprotokolle geändert wer- den mussten. Wegen der Maßnahmen, welche die Migranten und das Sanitätspersonal schützen sollen, ist die Versorgung der Neuankömmlinge wesentlich schwieriger und komplexer geworden. Bei allen muss die Temperatur gemessen werden. Infizierte müssen isoliert werden. Die Aufnahmebereiche müssen in sterile und sterile Zonen aufgeteilt werden, etc.
Das Rote Kreuz bereitet seine Einsatzteams und ihre Ausstattung darauf vor, dass der Zustrom der Migranten während des Sommers wieder zunehmen könnte. Vertreter der Organisation haben ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, was mit den Migranten angesichts der neuen Auflagen des Gesundheitsamtes geschieht, nachdem die Erst­versorgung abgeschlossen ist. Wo sie in der Quarantäne untergebracht werden sollen, wenn die Zahlen wieder deutlich größer werden.

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