6 Verhaftungen wegen illegaler Fischerei


© Interpol

Zur Verschleierung der Urheberschaft wechselten die Fangschiffe des Fischerei-Imperiums der Familie Vidal ständig Namen und Flaggung

Schon lange bestand der Verdacht, dass die galicische Reederei Vidal Armadores hinter einigen der Fangschiffe steckt, welche in der Antarktis illegale Fischerei betreiben.

Nach über einem Jahrzehnt, in dem sich Umweltschutzorganisationen wie Sea Shepherd, Greenpeace und Oceana bemüht haben, Fischwilderer in den antarktischen Schutzgebieten aufzuspüren, Beweise zu sammeln und die Hintermänner zu enttarnen, konnten nun Interpol und Seprona (Umweltschutzeinheit der spanischen Guardia Civil) die Spur bis nach Spanien und zum Fischerei-Imperium Vidal Armadores mit Sitz in Ribeira, Galicien, verfolgen. Im März wurden schließlich fünf Mitglieder der Familie Vidal und ein Angestellter der Unternehmensgruppe in Untersuchungshaft genommen. Der Nationale Gerichtshof wirft ihnen Umweltvergehen, Geldwäsche, Urkundenfälschung und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor. Einen Tag später wurden sie unter Auflagen und nach Zahlung von insgesamt 600.000 Euro Kaution bis zur Verhandlung wieder auf freien Fuß gesetzt. 

Vidal Armadores soll seit etlichen Jahren mit mehreren Schiffen in der Antarktis Schwarze Seehechte fangen, ohne sich an Fangquoten zu halten oder die Grenzen der Schutzgebiete zu respektieren. Der Schwarze Seehecht kann zwei Meter lang und 120 kg schwer werden. Pro Fisch können bis zu 750 Euro erzielt werden. Er wird deshalb auch das „weiße Gold“ der Meere genannt und gehört zu einer der am stärksten befischten Arten des antarktischen Eismeers. 

Durch ein undurchsichtiges Netzwerk von Firmen und die ständige Umbenennung der Fangschiffe, die unter dauernd wechselnder Flagge von Ländern fahren, welche die internationalen Schutzabkommen für die antarktischen Gewässer nicht unterschrieben haben, konnte sich Vidal Armadores bisher der Strafverfolgung weitestgehend entziehen und geriet nur zweimal ins Visier der Behörden. Im Jahr 2002 setzte ein australisches Zollschiff die Viarsa 1, die mutmaßlich vor der Insel Heard illegal gefischt hatte, nach langer Verfolgungsjagd fest. Die Verantwortlichen wurden jedoch schließlich aus Mangel an Beweisen freigesprochen. 2006 beschlagnahmten US-Beamte eine Lieferung von Antarktisdorschen, und einer der Teilhaber von Vidal Armadores, Manuel Antonio Vidal Pego, wurde von einem Bundesgericht wegen Behinderung der Justiz zu einer Geldstrafe von 400.000 Dollar und vier Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. 

Doch nun kommt es für den Vidal-Clan knüppeldick: In einem anderen laufenden Verfahren, in dem weitere 16 Personen angeklagt sind, haben Seprona, Interpol und 14 weitere Länder 3.500 Tonnen illegal in der Antarktis gefangenen Schwarzen Seehecht und die dazu gehörigen Schiffe der Familie Vidal zuordnen können. Die Guardia Civil geht davon aus, dass pro Fangsaison rund 10 Millionen Euro erzielt wurden. Mehrere Schiffe und 13 Millionen Euro wurden beschlagnahmt, und auf dem Verwaltungsweg wurden, unabhängig von dem noch ausstehenden Strafverfahren, Geldbußen von insgesamt 17,8 Millionen Euro verhängt. 

Demgegenüber stehen 16 Millionen Euro an Subventionen, welche das Fischereiunternehmen in den Jahren 2002 bis 2009 erhalten hat, obwohl schon bekannt war, dass Vidal Armadores in den internationalen illegalen Fischfang verwickelt war. 

Am Beispiel eines der Schiffe, welches Vidal Armadores für die illegale Fischerei genutzt hat, lässt sich beobachten, wie die Fischerei-Piraten ihre Spuren verwischen und vermeiden, dass die Eintragung der Schiffe auf der „schwarzen Liste“ der antarktischen Fischerei-Organisation CCAMLR ihre Operationen behindert. Die „Kunlun“ fuhr zunächst unter der Flagge von Äquatorial Guinea. Nachdem sie durch australische und neuseeländische Patrouillen in der Fangsaison 2014/15 verfolgt worden war, wurde sie in „Taishan“ umgetauft und fuhr unter indonesischer Flagge. Im September 2015 wurde sie im Hafen von Dakar, Senegal, wo sie ihre Ladung löschte, wieder identifiziert, zu diesem Zeitpunkt hieß sie „Asian Warrior“ und führte die Flagge von St. Vincent und den Grenadinen. Interpol und der Guardia Civil ist es gelungen, nachzuweisen, dass es sich in allen drei Fällen um dasselbe Schiff handelte.

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