Richter befürchtet seine Flucht und die Zerstörung von Beweisen
Sie versichern, dass sie sich nicht unkenntlich machen wollten; man konnte sie eigentlich schon von weitem erkennen.
Madrid/Kopenhagen – Juan López de Uralde, Direktor von Greepeace Spanien, und seine Begleiterin Nora Christiansen, kamen am 17. Dezember zu dem Gala-Dinner, das Königin Margarete von Dänemark im Rahmen des Klima-Gipfels gab, in einem Auto mit dem gefälschten Kennzeichen 007 und dem Greenpeace-Logo. Auch die Akkreditierung an diesem Wagen ließ eigentlich keinen Zweifel an der Identität seiner Insassen, denn sie lautete: „Staatschefs von Greenpeace für die Rettung der Mutter Erde“.
Die falschen Ehrengäste waren sich in keiner Weise sicher, mit Dutzenden von internationalen Regierungsvertretern die Sicherheitskontrollen passieren zu können, doch ihr Coup gelang. Sie gelangten bis zur Eingangshalle des königlichen Palastes von Christiansborg. Dort entrollten sie ein Transparent mit der Aufschrift „Die Politiker reden – die Führer handeln“ und wurden sofort verhaftet. Sie befinden sich noch immer in Haft. Die Weihnachtstage verbrachten sie isoliert in Einzelzellen. Der oberste dänische Gerichtshof hatte am 23. Dezember einen Antrag der Naturschutz-Organisation abgelehnt, welche die Freilassung von López de Uralde, Christiansen und zwei weiteren Aktivisten beantragt hatte, die an der Protestaktion teilgenommen hatten. Der zuständige Richter hatte die Ablehnung mit Fluchtgefahr, Risiko der Zerstörung von Beweismaterial sowie einen angemessenen Zeitraum für die polizeilichen Untersuchungen begründet. Er entschied, die Greepeace-Aktivisten 21 Tage in Untersuchungshaft zu halten, der maximale Zeitraum nach den einschlägigen dänischen Gesetzen.
Für die Organisation, deren spektakuläre Aktionen weltweit bekannt sind, ist diese Entscheidung unverständlich. „Offenbar will man ein Exempel statuieren“, vermutet Mario Rodriguez, Koordinator der Aktionen in Spanien. Er hat Kundgebungen für die Freilassung seiner Kollegen in zwölf spanischen Hauptstädten angekündigt.
Die vier Aktivisten wurden wegen Urkundenfälschung, unerlaubten Betretens eines Privatgrundstücks sowie der Störung eines öffentlichen Aktes der Königin angeklagt, Vergehen die bis zu sechs Jahre Gefängnis nach sich ziehen können.
„Wir wollten die Sicherheit nie in Frage stellen. Die Entscheidung der dänischen Behörden ist eine Flucht nach vorne. Der Klimagipfel ist gescheitert und was jetzt geschieht, wirft ein Licht auf das Chaos in der Sicherheit und der Organisation“, ließ López de Uralde aus dem Gefängnis übermitteln. Der 46-jährige Vater von zwei kleinen Kindern wird von der spanischen Botschaft in Dänemark betreut, deren Vertreter ihn regelmäßig besuchen.
Unverständnis und Entrüstung
Die Inhaftierung der vier Greenpeace-Aktivisten hat nicht nur in Spanien Unverständnis und Entrüstung ausgelöst sondern fand auch in anderen europäischen Ländern ein negatives Echo.
Vor der dänischen Botschaft in Madrid fanden mehrfach lautstarke Protestkundgebungen statt, bei denen die Demonstranten Plakate und Spruchbänder mitführten. In verschiedenen spanischen Großstädten wurden Unterschriften für die Freilassung der Inhaftierten gesammelt. Auch zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aus Kunst und Kultur schlossen sich den Protestaktionen an. Die Ehefrau von López de Uralde überreichte in der dänischen Botschaft in Begleitung von Freunden und Sympathisanten Listen mit mehr als 50.000 Unterschriften mit denen die umgehende Freilassung des Direktors von Greenpeace Spanien und seine Mitstreiter gefordert wird.
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