„Toro de la Vega“: Bei der Konfrontation von Gegnern und Befürwortern flogen Steine
Ein weiteres Mal hat sich das Stierhatz-Event „Toro des la Vega“ in der Kleinstadt Tordesillas vollzogen, ohne dass die Gegner des unfairen Spektakels den Bullen retten konnten.
Valladolid – Wie alljährlich wurden im Vorfeld Demonstrationen organisiert, Prominente setzten sich für die Sache ein und „brachen eine Lanze“ für den todgeweihten Stier. Vor Ort kam es nun wieder zu Zusammenstößen zwischen den Anhängern der jahrhundertealten „Tradition“ und ihren Kritikern. Ein großes Polizeiaufgebot hatte alle Hände voll zu tun, Schlimmeres zu verhindern.
PSOE-Generalsekretär Pedro Sánchez ruft in Livesendung an
Ein Kuriosum ereignete sich einige Tage vor der Veranstaltung, als der erst vor Kurzem gewählte neue Parteichef der sozialistischen PSOE in der Livesendung „Salvame“ beim Moderator Jorge Javier Vázquez anrief. Dieser hatte in der Sendung des vorangegangenen Tages geäußert, er werde nie wieder PSOE wählen, weil der aktuelle Bürgermeister von Tordesillas Sozialist sei.
Vor laufenden Kameras rief Sánchez den Moderator auf dem Privathandy an, und dieser nutzte die Gelegenheit, um zu fragen, ob die PSOE verspreche, ein Gesetz einzubringen, welches dieser Art von Schauspiel und der Tierquälerei ein Ende setzt. Darauf Pedro Sánchez: „Der Tierquälerei, ja.“ Es handle sich um eine alte Tradition, fuhr Sánchez fort, und auch die Befürworter hätten seinen Respekt, er selbst jedoch würde nie einer solchen Veranstaltung beiwohnen. Am Ende versprach Moderator Javier, wieder PSOE zu wählen, wenn Sánchez wirklich Wort halte, ein entsprechendes Tierschutzgesetz auf den Weg zu bringen.
40.000 Zuschauer und 50 Verletzte
Obwohl die Aktivisten und Demonstranten den Stier auch in diesem Jahr nicht vor der „Grausamkeit, Demütigung und Folter“ durch die Lanzenträger bewahren konnten, zeigen die beharrlichen Proteste doch eine gewisse Wirkung. Die Veranstaltung war zwar mit 40.000 Zuschauern gut besucht, doch immerhin kamen 10.000 weniger als im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Lanzenträger dezimierte sich um 15 auf 45 Teilnehmer (15 zu Pferde und 30 zu Fuß).
Demgegenüber standen 300 Demonstranten, von denen einige mehrere Hundert Kilometer weit angereist waren. Sie skandierten Sätze wie: „Folter ist kein Kulturgut“, schütteten Öl auf den Parcours, ketteten sich an Pfeiler und bildeten eine Sitzblockade, welche die Polizei zwang, die Demonstrierenden einzeln wegzutragen. Als der Stier dann mit einer halben Stunde Verspätung losgelassen wurde, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern und den Gegnern des Toro de la Vega, die sich sogar gegenseitig mit Steinen bewarfen. Dabei wurden 47 Personen verletzt. Von den insgesamt 50 Verletzten, die das Rote Kreuz betreute, wurden nur drei vom Stier traktiert.
Komiker Leo Harlem sagte ab
Die hochemotionale Verbalschlacht, die schon vorab in Presse, Fernsehen und den sozialen Medien geführt wurde, veranlasste den Komiker Leo Harlem, der als Ansager für den Toro de la Vega engagiert war, einen Rückzieher zu machen und zu versichern, er sei gegen jegliche Art von Tierquälerei. Als Ersatz übernahm André Viard, Präsident des Nationalobservatoriums der Stierkampfkulturen in Frankreich, die Aufgabe. Mit seiner Moderation tat er jedoch der Sache der Stierkampfbefürworter sicherlich keinen Gefallen. In seiner Ansage bezeichnete er die Tierschutzpartei als eine „tödliche Gefahr für die religiösen, ethischen und philosophischen Grundlagen unserer Zivilisation“, erinnerte daran, „dass die ersten Tierschutzgesetze von den Nazis verabschiedet worden seien“ und konstatierte, dass „Tordesillas sich sehr menschlich gezeigt“ habe, weil es den Stier nicht pünktlich – und damit auf die sitzenden Demonstranten – losgelassen habe. Während Letzteres, da es sich um eine humoristische Ansage handelte, noch als Witzelei durchgehen mag, ist es doch recht fragwürdig und auch widersinnig, an dieser Stelle einen Nazivergleich ins Spiel zu bringen.
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