Die Kanarischen Inseln, ein Ferienziel, das jährlich 12 Millionen Besucher empfängt, verfügt lediglich über 150 diplomierte Reiseleiter. Zwar sind in den offiziellen Registern 1.000 Fremdenführer re-gistriert, allerdings sind nur 150 davon tatsächlich aktiv.
Besonders deutlich ist der Reiseleiter-Mangel auf Fuerteventura, wo den Touristen nur sieben diplomierte „Guías turísticos“ zur Verfügung stehen.
Der „chronische Mangel an professionellen Fremdenführern“ ist zwar keine neue Nachricht. Nach Angaben von Rafael Gallego, Vorsitzender des Reiseagenturen-Verbands von Las Palmas de Gran Canaria, hat sich das Problem, vor allem durch den Anstieg des Kreuzfahrtmarktes, in den letzten Jahren deutlich verschärft.
Die Reiseagenturen wissen schon seit langem um die Problematik und monieren jetzt öffentlich, dass die in den offiziellen Registern angegebene Anzahl nicht der Realität entspricht. Nur etwa 15% der angeblich 1.000 Guías sind auch tatsächlich im Einsatz. Diese Anzahl sei für ein Reisegebiet wie die Kanaren absolut „ungenügend“, so die Kritik der Agenturen. „Allein auf Gran Canaria werden täglich 100 Ausflüge organisiert und von den 80 in den Inselregistern eingetragenen Fremdenführern sind nur 37 aktiv“, so Gallego wörtlich. Ähnlich sieht es auf Lanzarote aus, wo es offiziell 80 Reiseleiter gibt, in Wirklichkeit aber nur auf die Arbeit von 20 gezählt werden kann. Ganz zu schweigen von Fuerteventura, wo von den 18 eingetragenen nur sieben zur Verfügung stehen.
Die Verbände offizieller Reiseführer sind dafür verantwortlich, die von den Reiseagenturen angeforderten Fremdenführer zu stellen. Trotz aller Schwierigkeiten, vor allem, was den Bereich Fremdsprachen betrifft, gelingt es bislang immer noch, die Nachfrage zu decken. „So gut wie nie musste bislang ein angekündigter Ausflug gestrichen werden“, so Gallego. Falls die Reiseführer-Verbände einmal nicht über genügend Personal verfügen, dürfen die Reiseagenturen im Extremfall auch eigene engagieren.
Das wirkliche Problem liegt darin, dass man häufig bis zur letzten Minute warten müsse, um sicher sein zu können, dass zu dem geplanten Ausflug auch ein Fremdenführer erscheint, klagen die Reiseagenturen jedoch.
6.000 Euro Strafe
Großen Reiseagenturen drohen Geldstrafen in Höhe von 6.000 Euro, wenn sie für einen Ausflug nicht einen diplomierten Fremdenführer engagieren. Um auf den Kanaren als Reiseleiter arbeiten zu können, muss man ein Examen bestehen, dass einmal jährlich vom kanarischen Tourismusministerium durchgeführt wird. Die Reiseagenturen sind per Gesetz dazu verpflichtet, die Dienste dieser diplomierten Guías in Anspruch zu nehmen. Die Verteilung der Aufträge läuft über die Reiseleiter-Verbände, die meist auf Inselebene organisiert sind. Wenn einmal kein diplomierter Fremdenführer zur Verfügung steht, können die Verbände auf einen „befugten“ Guía ausweichen (hat kein Diplom, verfügt aber über die notwendigen Kenntnisse). Und nur wenn sie auch dabei erfolglos sind, dürfen die Agenturen eigenes Personal für den Ausflug engagieren.
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