Das lange Warten auf einen Behandlungs- und Operationstermin


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Gesundheitsressort präsentiert kürzere Wartelisten • Ärzte zweifeln die Zahlen an

Seit Langem ist das kanarische Gesundheitssystem (SCS) überlastet. Allseits bekannt ist auch, dass der Patient nicht sofort einen Termin bei einem Spezialisten bekommt und manchmal sogar monatelang auf eine Warteliste gesetzt wird.

Vor Kurzem veröffentlichte das Gesundheitsressort nun die neuesten Zahlen zu den Wartelisten des ersten Halbjahres, die ein Spiegelbild des Systems, dessen Qualität und Effektivität abgeben. Doch die zunächst gefeierte Reduzierung wurde schnell von Ärzten, Krankenpflegepersonal und Gewerkschaften angezweifelt.

Augenwischerei?

Laut dem Gesundheitsressort nahm die Zahl der Patienten, die auf einen Termin bei einem Spezialisten warteten, zwischen dem 30. Juni 2011 und dem 30. Juni 2012 um 6,5% auf 21.164 ab. Die Verantwortlichen freuten sich und begründeten die scheinbare Verbesserung der Effizienz mit der verlängerten Arbeitszeit des medizinischen Personals. Dass die Wartelisten dennoch sehr lang sind, darauf wollte niemand eingehen (Rehabilitation: 3.826 Patienten in der Warteschleife, Allergologie: 2.790, Dermatologie: 3.000, Gastroenterologie: über 1.500, Rheumatologie: über 1.500, u.a.).

Aufgrund der umfassenden Sparmaßnahmen zweifelten Ärzte, Krankenpfleger und Gewerkschaften umgehend die Richtigkeit der Daten an.

Catalina Darias von der Gewerkschaft Intersindical Canarias im Universitätskrankenhaus der Kanaren (HUC) erklärte, einer Weisung zufolge müssten die Wartelisten bei  einer bestimmten Patientenanzahl geschlossen werden, sodass Tausende nicht erfasst würden.

Leopoldo Cejas-Fuentes, Sprecher der Krankenpflegegewerkschaft Satse, fügte hinzu, die Zahlen des Gesundheitsressorts seien wegen mangelnden Zugangs nicht überprüfbar. Allerdings brauche man nur die Augen zu öffnen und sich umzuschauen, um festzustellen, dass die Wartelisten nicht abgenommen hätten.

Francisco Bautista von der Gewerkschaft UGT stimmte dem zu: „Man hat versucht, die Realität zu verschönern, Das weiß jeder, der um einen Termin bei einem Spezialisten bittet und einen für 2014 bekommt.“

Carmen Flores von der offiziellen Patientenvertretung warf dem Gesundheitsressort vor, selbst nicht an die Zahlen zu glauben und Augenwischerei zu betreiben. Unfassbar, denn hinter den geschönten Wartelisten steckten die Schicksale Hunderter Patienten, die mitansehen müssten, wie ihr Leiden sich verschlimmere, und die vollkommen allein gelassen würden.

Tausende ungewisse Operationen

Die Wartelisten auf einen OP-Termin in Teneriffas zwei größten Krankenhäusern – dem Universitätskrankenhaus der Kanaren (HUC) und dem Universitätskrankenhaus Nuestra Señora de Candelaria (HUNSC) – erzeugten weniger Erstaunen, denn hier wurden aufgrund der schlechten Zahlen kaum Zweifel geäußert.

Am 30. Juni warteten über 5.000 Patienten auf eine Operation im HUC, davon 1.217 seit über einem halben Jahr und 3.896 etwas weniger (insgesamt: 5.113). Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der eine Intervention benötigenden Kranken um 2.319, sprich ganze 45%.

Im HUNSC ist die Lage ähnlich. Hier umfasst die Warteliste über 7.500 Patienten, davon 2.288 mit einer Wartezeit von über einem halben Jahr und 5.305 darunter (gesamt: 7.593). Vor einem Jahr waren es noch 2.249 bzw. 42% weniger.

Levy Cabrera von der Ärztegewerkschaft Cesm erklärte, man habe derartige Ausmaße erwartet, denn trotz der offensichtlichen Notwendigkeit seien keine neuen Chirurgen eingestellt worden. Aufgrund der im Sommer vorgenommenen Schließungen von ganzen Abteilungen und Operationssälen sowie dem allgemeinen Personalabbau prophezeite Cabrera einen weiteren rasanten Anstieg der Wartelisten während des laufenden zweiten Halbjahres.

Die Vertreter der Krankenpfleger beschrieben die Lage als unhaltbar. Das Personal arbeite teilweise in 12-Stunden-Schichten, trotzdem nähmen die Wartelisten ständig zu. Allein eine Etataufstockung und Neueinstellungen könnten Abhilfe schaffen.

Ultraschall in einem halben Jahr

Vor sieben Jahren stellte das Gesundheitsressort die Veröffentlichung der Wartelisten für diagnostische Methoden (Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren etc.) ein. Da die Mediziner vermuten, dass hier die längsten Wartezeiten anfallen, forderten sie die Verantwortlichen nun zur Herausgabe der Daten auf.

Laut Levy Cabrera würden Termine für eine einfache Ultraschalluntersuchung in fünf bis sechs Monaten vergeben, obwohl medizinisch gesehen höchstens zwei Wochen zwischen ärztlicher Anordnung und Untersuchung vergehen sollten. Der Mediziner und Ärztevertreter gab an, es gäbe viel zu wenig Radiologen. Auch auf eine Tomographie müsse man manchmal über sieben Monate warten, vor einem Jahr nur zwei Monate. Einzig und allein bei Verdacht oder Vorliegen einer Krebserkrankung würden die Patienten vorgezogen. Alle anderen Patienten müssten warten und würden noch nicht einmal registriert.

Carlos García, Traumatologe im HUC, sprach von „unmenschlichen“ Zuständen.

Zu Recht, denn die ärztliche Diagnose wird um Monate hinausgezögert und geht zu Lasten der Patienten, deren Gesundheit sich währenddessen erheblich verschlechtern kann.

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