Ärger um Francos galicischen Herrensitz


Der „Pazo de Meirás“ wurde 2008 zum Kulturgut erklärt und muss laut Gesetz für Besichtigungen zur Verfügung stehen. Foto: efe

Die Nachkommen des Diktators kommen der Verpflichtung, den Landsitz für Besichtigungen zu öffnen, nicht nach

La Coruña – Der Herrensitz „Pazo de Meirás“ in Sada, Galicien, wird immer mehr zum Zankapfel zwischen der Regionalregierung, der Stadt Sada und Bürgerinitiativen. Diese wollen das Kulturgut in öffentliches Eigentum zurückführen, während die Familie Franco sich als rechtmäßige Privateigentümerin sieht und sich gegen eine Öffnung oder gar die Übernahme durch die öffentliche Hand sperrt.

Seit der Landsitz 2008 zum Kulturgut erklärt wurde, gibt es Probleme mit der Erfüllung der Verpflichtungen, die dieser Status für die Eigentümer mit sich bringt. Insbesondere die obligatorische Öffnung des Bauwerks für Besucher – mindestens vier Tage pro Monat für mindestens vier Stunden – wird von der Familie Franco unterlaufen, indem unter der Telefonnummer für die Anmeldung des Besuchs niemand zu erreichen ist.

Nun drohen Sanktionen seitens des Kulturressorts der galicischen Regierung. Weil die „Franco-Stiftung“ (Fundación Franco) die Besichtigungen nach einer Demonstration „aus Sicherheitsgründen“ sogar ganz eingestellt hat, wurde ein Bußgeldverfahren für die Verhängung einer Ordnungsstrafe von 4.500 Euro eröffnet.

„Die Größe Francos zeigen“

Die Familie Franco hat die Öffnung des „Pazo de Meirás“ für die Öffentlichkeit nie akzeptiert und seit Jahren unterlaufen. Doch Ende Juli machte sie plötzlich eine Kehrtwendung, indem sie bekannt gab, die Franco-Stiftung werde die Organisation der Besuchszeiten übernehmen und diese nutzen, um der Öffentlichkeit die Größe des spanischen Diktators zu zeigen. Diese Ankündigung löste Empörung bei verschiedenen Gruppen, darunter die Kommission für die Wiederherstellung der historischen Erinnerung (CRMH) und der linke „Galicische Nationalistische Block“ (BNG), aus. Die Forderung, die Regionalregierung solle diese Verleugnung der Gräueltaten des Franco-Regimes und die damit verbundene Verhöhnung der Opfer der Diktatur aufs Schärfste verurteilen und gegebenenfalls juristisch verfolgen, wurde laut.

BNG, CRMH und verschiedene weitere Organisationen treten überdies dafür ein, Francos Landsitz in öffentliches Eigentum zu überführen. Sie vertreten die Ansicht, das Anwesen stehe der Franco-Familie nicht zu, weil die Bevölkerung aus der Umgebung seinerzeit gezwungen wurde, es dem Caudillo zu „schenken“. Der Kaufpreis für den „Pazo de Meirás“ wurde von den franquistischen Autoritäten vor Ort aufgebracht, indem sie Druck auf alle Arbeitgeber ausübten, Teile des Lohns ihrer Angestellten einzubehalten, sowie durch Landenteignungen. Kürzlich wurde zu diesem Zweck von der Provinz-

regierung und der Universität von La Coruña sowie den Ayuntamientos von Sada und La Coruña und verschiedenen Gruppen für die Wiederherstellung der historischen Erinnerung ein Ausschuss für die Rückgabe des „Pazo de Meirás“, die „Xunta pro Devolución do Pazo“, gegründet.

„Spendet doch“

Auch wenn sich der Präsident der Regionalregierung Galiciens, Alberto Núñez Feijóo, noch nicht zu rechtlichen Schritten gegen die Franco-Stiftung durchringen mag, wird der Ton immer härter. Zu den immer neuen Vorwänden, unter denen die Besichtigung des Pazo unmöglich gemacht wird, erklärte Feijóo, alle Spanier hätten sich an die Gesetze zu halten. Wenn es der Familie Franco nicht passe, die Gesetze zum Schutz der spanischen Kulturgüter einzuhalten, sei es doch ein Leichtes, das Anwesen durch Spende in das galicische Volksvermögen zu übertragen. Zu den Äußerungen eines Stadtverordneten der galicischen Hauptstadt Santiago, Agustin Hernández, befragt, der gefordert hatte, die Familie Franco solle ein wenig Demut zeigen, um sich mit dem spanischen Volk auszusöhnen, sagte Feijóo, diese seien durchaus angemessen.

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