Aktienbörsen – Besonnenheit oder angstgetriebenes Handeln?


© Wochenblatt

Kolumne von Vermögensverwalter Ulrich Seemann

Liebe Leserinnen und Leser, seit Ende 2013 zeigte sich bei den Aktien eine rosarote Perspektive für 2014 hinsichtlich der Aktienkursentwicklung. Ich war der Meinung, dass uns sogar ein besonders gutes Börsenjahr bevorstehen würde.

Inzwischen sind wir im letzten Viertel von 2014 angekommen, in wenigen Wochen feiern wir wieder Weihnachten. Die rosarote Wolke am (Börsen-)Himmel hatte sich mittlerweile in dunkle Gewitterwolken verwandelt. Es geht etwas turbulent an den Börsen zu.

Selten hatten wir so viel Krisen in den Nachrichtensendungen wie in 2014, börsenbeeinflussend vor allem die Auseinandersetzung in der Ukraine, in der- auch  durch politische (Fehl-?)-Leistungen – das negative  Börsengeschehen eher noch verstärkt wurde. USA und Europa geben sich als politischer Saubermann, demokratisch, ethisch-moralisch korrekt, die Verteidiger westlicher Demokratiewerte, man spricht Sanktionen aus und sägt damit an dem Ast, auf dem unser Wohlstand aufgebaut ist. Man muss nicht alles tolerieren, was die russische Weltmacht tut, etwas mehr Realitätssinn wäre hier angebrachter, z.B. mit China klappt es doch auch (…denn da traut sich keiner). Aktuelle Folge des politischen Handelns: An Stelle eines DAX-Standes von weit über 10.000 Punkten sprechen wir jetzt von Konjunktureintrübungen, Untergangsstimmung an den Kapitalmärkten (?), und unsere Crashpropheten (heute lese ich in einer Mail, Deutschland stünde vor dem endgültigen Zerfall!?) ziehen die Stimmung noch mehr nach unten.

Zugegeben:Aktuell verlangt die Börse stärkere Nerven und Besonnenheit!

Ich höre mal wieder die Stimmen: „Ich habe schon immer gesagt, Aktien sind keine gute Anlageform!“ Kann man also doch behaupten, dass die aktuelle Entwicklung Wasser auf die Mühlen all derer ist, die nie in Aktien investiert haben oder wollen?

→ Ganz sicher nicht –  und dafür gibt es gute Gründe:

1. Aktienmärkte haben nun mal eine Schwankungsbreite – nach oben und (leider) nach unten. Das ist nicht weiter dramatisch, sondern Normalität – auch, wenn die Abwärtsbewegung noch etwas weiter ginge. Wenn man die Aktienentwicklung über mehrere Jahrzehnte beobachtet, so sieht man, dass – immer! –  auf eine Abwärtsbewegung die entsprechende Aufwärtsbewegung folgte. Von Kursverlusten Betroffene machen jetzt gern den Fehler, sich aus Angst (ein denkbar schlechter Ratgeber) genau in dem Augenblick aus den Märkten mit Verlusten abzusetzen und nähren danach ihre Aversion gegen Aktien für alle Zeit. DAS ist der eigentliche Fehler. Ruhig bleiben ist die vermutlich bessere Alternative und  bitte auch nicht mit einer „Schockstarre“ zu verwechseln! Schauen Sie bitte über den Tellerrand!

2. Aktien – eine unsichere Angelegenheit? Meiner Meinung nach eben nicht.

Als Anleger können Sie zwischen zwei grundsätzlichen Anlageformen wählen: Wertpapiere mit fester Verzinsung von Industrieunternehmen/Banken oder Staatspapiere, alternativ Aktien oder Immobilien (beides sind Sachwerte!) mit eher langfristigem Charakter. Was ist Ihnen letztlich lieber? Wertpapiere von Schuldnern, die nicht selten sehr hohe Schuldenlasten zu tragen haben – wie fast alle Staatshaushalte (auch Deutsch­land) – , oder die Investition in solide, gewinnorientierte Unternehmen, um den Preis, dass der Wert der Aktie schwankt? Die Antwort ist klar, und dies ist der Grund, warum häufig von einer Alternativlosigkeit der Aktienanlage gesprochen wird. (Immobilien gehören in jede Vermögensanlage, sind aber meist sehr illiquide, Aktien kann man eigentlich immer erwerben und verkaufen)

3. Die Rendite der Wertpapiere bezüglich der(Gewinn-) Ausschüttung: Diesen Vergleich habe ich häufig in den letzten Monaten erwähnt. Aktien sind da seit längerer Zeit sogar sehr viel besser als festverzinsliche Wertpapiere! Aktien schütten an Stelle von Zinsen eine Dividende in Abhängigkeit der Gewinnsituation des Unternehmens aus. Je größer der Gewinn, desto höher oft die Ausschüttung und umgekehrt. Beispiel: Das führte dazu, dass man bei soliden Unternehmen wie der Münchner Rückversicherung derzeit um die 5% Rendite aus der Gewinnausschüttung bekommt und das ist 5-mal höher als die aktuelle Rendite festverzinslicher Wertpapiere – aber eben um den Preis, dass der Wert der Geldanlage selbst nicht nur steigt, sondern zwischendurch mal fällt – es schwankt etwas.

4. Positiv gesehen, sind fallende Aktienkurse sogar Kaufkurse!

Angenommen, Sie haben z.B. eine Immobile seit Jahren im Auge. Leider war die Immobilie für Sie bisher viel zu teuer. Plötzlich stimmt jetzt der Preis. Was tun Sie? Wahrscheinlich kaufen!  Genauso kann man es – jetzt!!!- bei Aktien machen. Und freuen Sie sich dann auf zukünftig zu erwartende Wertsteigerungen.

Heute las ich in einer Kolumne den Hinweis, dass sich in ein paar Jahren niemand mehr an die Delle in der heutigen Kursentwicklung erinnern wird, weil sie in den langfristigen Wertpapiercharts vermutlich kaum mehr wahrgenommen wird.

Übrigens: Es gibt nach wie vor gute Gründe, an eine positive Entwicklung bei Aktien zu glauben, doch davon dann mehr in einer der nächsten Ausgaben.

Ein Argument liefere ich gleich noch heute: Sobald Amerika gemerkt hat, dass die verhängten Sanktionen nicht nur die europäische, sondern auch die amerikanische Wirtschaft schädigen, wird eine Einigung erzielt werden. Sie können diesen Prozess aktuell nachlesen – er hat wahrscheinlich schon begonnen.

Ach ja: wenn Sie verunsichert sind oder Unterstützung benötigen, dürfen Sie mich gern anrufen.

Herzlich Grüße

Ulrich Seemann

u.seemann@seemann-vermoegen.de

Tel. 0049 176 3268 3826

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