Archäologischer Fund auf der kleinen Insel Lobos


© Cab. Fva.

Vermutlich Überreste einer römischen Siedlung

Die kleine Insel Lobos liegt zwischen Fuerteventura und Lanzarote. Die Herkunft des Namens geht auf die Zeit zurück, als das Meeresgebiet der östlichen Kanaren Heimat der Mönchsrobben (Lobo = Wolf) war. Heute sind sie in dieser Region des Atlantiks ausgestorben, und Lobos ist vor allem für ihre paradiesisch unberührten Strände bekannt.

Besuchern der nur etwa drei Kilometer entfernten Insel Fuerteventura werden Ausflüge in das Naturparadies der Ruhe angeboten.

Nun ist Lobos aus einem ganz anderen Grund in den Blickpunkt gerückt. Ende April ist das Eiland von einer Gruppe von Archäologen aus Teneriffa besucht worden, die im weißen Sand Reste gefunden haben, die möglicherweise von einer saisonalen Besiedelung der Insel durch die Römer stammen könnten.

Wie das Cabildo von Fuerteventura mitteilte, handelt es sich um einen „zufälligen Fund“ von Keramikscherben, darunter auch Drehkeramik, und Überreste von Meeresschnecken, der das Archäologenteam von der Universität La Laguna auf Teneriffa nach Lobos gelockt hat.

Teamleiterin Carmen del Arco Aguilar, Professorin für Vorgeschichte in La Laguna, widmete sich mit drei Kolleginnen vom Archäologischen Museum von Teneriffa zunächst der Ausgrabung und Sicherung der Reste. Zur Bedeutung des Fundes konnte sie keine unmittelbaren Angaben machen, da die einzelnen Stücke eingehender untersucht werden müssen.

Es handelt sich um verschiedenartige Keramikstücke, Metallreste, Überreste von Mollusken, Ziegen und weitere Reste, die scheinbar eindeutige Hinweise auf Feuerstellen liefern. „Vorerst sind alles reine Einschätzungen, doch sollten sie sich durch eingehendere Analysen bestätigen, so stünden wir vor einem bedeutenden Fund zur Vertiefung unseres Wissens über die Besiedelung der Kanaren, da es bislang keine weiteren Funde gab, die auf die Herstellung von Purpur südlich von Lixus (phönizische und römische Stadt im Nordwesten Marokkos, Anm. d. Red.) hinweisen“, erklärte sie.

Reste von Thais-Schnecken könnten auf die Herstellung von Purpur-Farbstoff hinweisen

Zu den auf Lobos aufgetauchten archäologischen Resten zählen Meeresschnecken des Typs Thais, aus denen der begehrte Purpurfarbstoff gewonnen beziehungsweise hergestellt wurde. Purpurschnecken wurden bereits von den Phöniziern zum Färben eingesetzt. Aus 12.000 Purpurschnecken ließen sich 1,5 Gramm des Farbstoffes gewinnen (Quelle: Wikipedia), was erklärt, warum dieser Farbstoff einer der teuersten der Welt ist. Im alten Rom trugen nur hochrangige Personen purpurfarbene Togen.

Sollte sich mittels der Analysen die Vermutung der Archäologen bestätigen, würde der Fund eine saisonale Besiedelung der Insel Lobos durch die Römer beweisen, die hier möglicherweise den wertvollen Farbstoff herstellten, der dann im Mittelmeerraum verkauft wurde. 

Fuerteventuras Cabildo-Präsident Mario Cabrera, der bei einem Ausflug nach Lobos reges Interesse an den Ausgrabungen bekundete, sieht in dem Fund bereits ein Instrument zur weiteren Entschlüsselung der Geschichte der Kanarischen Inseln.

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