Atlantic Rally for Cruisers 2012: Man spricht deutsch


© World Cruising Club/Barry Pickthall

Aufbruch zur längsten transozeanischen Regatta der Welt

Die „Atlantic Rally for Cruisers“ ist die längste transozeanische Regatta der Welt und verbindet seit über 25 Jahren die Kanaren mit der Karibik. Für viele Segler ist diese Regatta zu einer festen Einrichtung geworden, und jedes Jahr treffen sich in Las Palmas de Gran Canaria – Ausgangspunkt dieser beliebten Segelregatta – über 100 Boote aus der ganzen Welt. Dieses Jahr sind es knapp 230 Segelboote, die am 25. November zur ARC 2012 aufbrechen werden.

Zielhafen in der Karibik ist die Rodney Bay auf Sta. Lucia, einer der schönsten Inseln der Kleinen Antillen. Für die 2.700 Seemeilen benötigen die Jachten je nach Bootsklasse, seglerischem Können und Stärke des Nordostpassats zwischen 12 und 24 Tage.

Die ARC ist ein freundschaftlicher Wettbewerb für Fahrtensegler, die den Atlantik in der Sicherheit der Gemeinschaft überqueren wollen. Zur ersten ARC versammelte sich vor mehr als 25 Jahren eine Gruppe von Seglern in der Bucht von Las Palmas, um gemeinsam den Großen Teich zu überqueren, ein Vorhaben, das im Alleingang weitaus gefährlicher gewesen wäre. Aus der Idee dieses gemeinsamen Abenteuers für mehr Sicherheit entwickelte sich später das größte Fahrtensegler-Event des internationalen Segelkalenders.

Auch bei der diesjährigen Rallye über den Atlantik sind die deutschen Segler stark vertreten: Es sind 24 an der Zahl, die zweitgrößte Teilnehmergruppe nach den Briten. Zwei Meldungen aus Österreich und sechs aus der Schweiz runden das Bild der deutschsprachigen Flotte in Las Palmas ab.

So unterschiedlich wie die Boote sind auch die Menschen, die gemeinsam den Atlantik überqueren. Der jüngste Teilnehmer, der Schweizer Leo Sulzer von der Marlin, ist gerade mal acht Monate alt und segelt – natürlich – zum ersten Mal über den großen Teich. Der älteste Teilnehmer ist mit 76 Jahren Manfred Kerstan, und es ist mittlerweile seine 18. ARC. „Es ist wie eine Sucht“, sagt er. „Wenn es im Herbst in Deutschland nass und grau ist, zieht es mich geradezu magisch in die warme Karibik, doch zu Sommeranfang bin ich dann gerne wieder in Berlin. So segle ich fast jedes Jahr über den Atlantik und habe immer noch Spaß dran.“

Spaß haben wollen auch Uta und Wolfgang Wingendorf. Vor zwei Jahren kauften sie ihre Sun Odyssey 54, die bereits den Namen That’s life trug. Sie behielten den Namen, denn Wolfgang hatte sich vorgenommen, an seinem 60. Geburtstag mit der Arbeit aufzuhören und sich den schönen Dingen des Lebens zuzuwenden. Kein Mensch wollte es glauben, doch er hielt Wort. Vier Kinder studieren noch, das fünfte muss sich erst einmal im Beruf durchsetzen, und so gehen die Wingendorfs zu zweit auf große Fahrt und machen den Bootsnamen zum Motto ihrer Reise: That’s life – und wollen so viel wie möglich von der Welt sehen!

Ob reiner Spaß, oder auch Herausforderung: Die drei deutschsprachigen Skipperinnen, Mareike Guhr und Kerstin Foell aus Deutschland und Marina Passet, die als Schweizerin unter deutscher Flagge segelt, freuen sich auf das „Abenteuer Atlantik“.

Für Kerstin ist es die erste, für Mareike die zweite und für Marina die dritte ARC. Die beiden Letzteren wollten gerne mit einer reinen Frauencrew segeln, fanden aber nicht genug interessierte Seglerinnen, sodass sie nun doch mit gemischter Crew an den Start gehen.

Eines der ältesten Boote der ARC 2012 ist die Peter von Seestermühe. Die Bermuda-Yawl wurde von Henry Gruber entworfen und 1936 in Cuxhaven aus genietetem Stahl gebaut. Unter dem ursprünglichen Namen Peter von Danzig segelte sie im Transatlantikrennen, das die Zubringerregatta für die Olympischen Spiele von 1936 war. Danach war sie Ausbildungsschiff des Akademischen Segelclubs in Hamburg (dessen Nachfolgeboot Peter von Danzig II ebenfalls an der ARC teilnimmt) und segelte beim Whitbread Round the World Race 1973-74 mit. Die Jacht wurde von Christoph von Reibnitz liebevoll restauriert, der schon an mehreren ARCs teilgenommen hat, darunter 1986 an der allerersten ARC. Christoph wird der Rallye über den Atlantik mindestens bis 2014 erhalten bleiben, da es in der Familie Sitte ist, dass jedes seiner Kinder ab dem Alter von fünf Jahren mit ihm die ARC segeln darf. Drei Reibnitz-Sprösslinge sind schon stolze Atlantiküberquerer, doch der Jüngste, Marc, ist mit drei Jahren noch zu jung für die diesjährige Veranstaltung.

Auch eine brandneue Blauwasserjacht ist dieses Jahr mit dabei, die Frangipani, eine German 48DS, entworfen, gebaut und geskippert von Harry Glab.  Sie ist eine schnelle, bequeme und praktische Hochseejacht aus Aluminium mit Liftkiel. 2008 segelte Harry die ARC mit der ersten Jacht seines Konzepts, einer German 39, doch dieses Jahr geht er mit der größeren Version, 48 Fuß, an den Start. Harry ist ARC-Veteran und Langstreckensegler, der all seine Erfahrungen in dieses Bootsdesign eingebracht hat.

Mit Erfahrung dienen kann auch der bekannte österreichische Regattasegler Andreas Hannakamp. Er nimmt bereits zum dritten Mal an der ARC mit der Akilaria 40 Vaquita von Christof Petter teil. Vaquita führte 2011 tagelang die Regattagruppe an, obwohl sie eines der kleinsten Boote war. Sie erreichte Sta. Lucia als drittes Boot und gewann die RORC Racing Division.

Auch Segelausbildung wird in diesem Jahr wieder großgeschrieben, und natürlich darf die Meltemi des DHH am Start nicht fehlen. Letztes Jahr war sie das Boot mit den meisten Webseitenaufrufen, und auch in diesem Jahr wollen Skipper und Crew eifrig von den Ereignissen an Bord berichten.

Zum zweiten Mal bei der ARC dabei ist die Segelschule Hofbauer aus Wien. Mit der Adrienne, einer GibSea 51, bietet sie Segelvergnügen und Ausbildung an. Weitere Boote, die zahlende Gäste mitnehmen, sind Sunrise und Via con me.

Fast alle Boote berichten in ihrer Muttersprache von den Abenteuern an Land und auf See (Daily Logs), sodass Freunde, Familie und Segelinteressierte am Unternehmen teilhaben können. Darüber hinaus findet man in unserer Galerie (Gallery) interessante und tolle Fotos:

 

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