Aufgeschobene Mehrwertsteuerzahlung erwies sich als Flop


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Dabei handelte es sich um eine lang gehegte Forderung der Privatwirtschaft

Es handelte sich um eine der häufigsten Forderungen der Unternehmerschaft, welche die Partido Popular 2011 in ihr Wahlprogramm aufnahm und als einen der Kernpunkte verkaufte – die Möglichkeit für kleine und mittlere Unternehmen sowie für Selbstständige, die Mehrwertsteuer IVA nicht mehr bei Rechnungsstellung sondern erst nach der tatsächlichen Einnahme abführen zu müssen.

Madrid – Nun hat sich diese Maßnahme als Flop herausgestellt, denn nur ein Prozent der theoretisch begünstigten Unternehmen hat diese Möglichkeit für sich in Anspruch genommen.

Der Ansturm blieb aus

Schon seit vielen Jahren verlangen die Unternehmensvertreter für kleine und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige mit einem Jahresumsatz unter zwei Millionen Euro die Möglichkeit, die IVA nicht mehr im Voraus und pauschal abführen zu müssen sondern erst, wenn die Rechnungen bezahlt worden sind und die Steuer tatsächlich angefallen ist. Bei den letzten Wahlen nahmen sich die Konservativen dieser Forderung an und sie in ihr Wahlprogramm auf; trotzdem mussten zwei Jahre vergehen, bis Ende 2013 endlich die Frist zur Beantragung dieses Abrechnungswechsels eingeleitet wurde. Begründet wurde die Verzögerung mit dem noch laufenden Prozess der Haushaltssanierung, schließlich erwartete das Finanzministerium durch den Wechsel zunächst Mindereinnahmen von 938 Millionen Euro. Als schließlich die Frist begann, blieb der erwartete Ansturm jedoch aus; die Anmeldungen erreichten das Finanzministerium sozusagen tröpfchenweise, sodass die Frist dreimal verlängert wurde.

Ursprünglich war das Finanzministerium davon ausgegangen, dass 2,3 Millionen der betroffenen Unternehmen das Angebot in Anspruch nehmen würden, doch es beantragten nur 22.090 Unternehmen den Abrechnungswechsel, sprich gerade mal ein Prozent der berechtigten Unternehmen und Selbstständigen. Das hatte zur Folge, dass sich die Mindereinnahmen auf nur 32 Millionen Euro beschränkten.

Zum falschen Zeitpunkt

Unterm Strich hat sich diese Maßnahme zur Förderung des kleinen Unternehmertums und der Selbstständigkeit als Flop herausgestellt.

Schuld ist scheinbar insbesondere die fehlende Liquidität und die nur langsam wieder in Schwung kommende Kreditvergabe.  Die Krise und ihre weiterhin anhaltenden Folgen hat viele Firmen dazu gezwungen, langfristig und in Raten ihren Verpflichtungen nachzukommen und auf diese Weise zu überleben. Auch müssen diejenigen Firmen, die sich für den Abrechnungswechsel entscheiden, eine zweite parallele Buchführung einführen, damit das Finanzministerium überprüfen kann, wann der Rechnungsbetrag eingenommen worden ist, eine Komplikation, die sicher viele Unternehmen abgeschreckt hat.

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