BP – eine oder keine Kapitalanlage?


Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)

Wenn man Geld verdienen will, muss man immer einen kühlen Kopf behalten und sich oft gegen die allgemeine Meinung wenden.

Als im März 2009 viele nervöse Anleger ihre Aktienportfolios liquidiert haben, kauften langfristig denkende Anleger diese Aktien billig. Und als jeder Hightech-Aktien am Ende der Dotcom-Blase gekauft hat, sind strategisch denkende Anleger aus diesen Aktien ausgestiegen. Manchmal lohnt es sich, gegen den Strom zu schwimmen. Aber verstehen Sie mich richtig: Ich will Ihnen hier nicht empfehlen, BP-Aktien zu kaufen. Betrachten wir das mit einem kühlen Kopf:

Weltweit erreicht BP einen Konzernumsatz von 239 Milliarden US-Dollar und beschäftigt 80.000 Menschen. In den USA werden 33 % des Umsatzes erzielt und 19 % des Betriebsgewinns erwirtschaftet; BP hat in den Vereinigten Staaten 38 % seines Kapitals investiert. Darüber hinaus ist BP der größte Treibstofflieferant des amerikanischen Verteidigungsministeriums: Das Auftragsvolumen betrug zuletzt 2,1 Milliarden US-Dollar. Die britische Bank Barclays Capital schätzt, dass der Energiemulti in den nächsten Jahren freie Cashflows zwischen 12 und 19 Milliarden US-Dollar erzielen wird. Und doch notiert die BP-Aktie derzeit bei 32 US-Dollar. Allein aufgrund der zum Firmenvermögen gehörenden Ölvorräte ist dies ein Preis, als würde BP morgen Konkurs anmelden. Verstehen Sie mich richtig: Auch bin ich der Meinung, dass BP bezahlen muss. Das Golf-Desaster ist für die Firma eine selbst verschuldete Katastrophe – aber es wird das Unternehmen nicht zum Sinken bringen. Nimmt man allein den Cashflow, der der Gesellschaft 2010 zur Verfügung steht, einige Kosteneinsparungsmaßnahmen, keine Dividendenzahlungen und abrufbare Kreditlinien, so kann die Gesellschaft daraus bis zu 23 Milliarden US-Dollar aufbringen. Zusätzlich kann sie nach Expertenmeinung bis zu 22 Milliarden US-Dollar neue Schulden aufnehmen, ohne ihre Aktivitäten zu stark zu belasten. Demgegenüber steht die Kostenschätzung für die Regulierung der Schäden im Golf von Mexiko von 20 bis 40 Milliarden US-Dollar. Allerdings darf man nicht vergessen, dass zum Beispiel 21 Jahre vergingen, bis die Schäden nach dem Unfall der Exxon Valdez endgültig geregelt waren. Und: Es liegt in niemandes Interesse, BP in den Konkurs zu treiben. Denn nur eine überlebende Gesellschaft kann für die Abwicklung und Bezahlung der Schäden sorgen – dafür wird schon allein der politische Druck sorgen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von BP liegt derzeit um die 5; in den nächsten Monaten werden sich die Aktienkurse je nach Nachrichtenlage 15 bis 20 % nach oben und unten bewegen. Das ist ein Markt für Spekulanten und aktive Händler, von dem ich die Finger lassen werde. Auf der anderen Seite gibt es festverzinsliche Wertpapiere von BP, die im Moment hervorragend verzinst sind: In Schweizer Franken erzielt man für BP-Anleihen zum Beispiel bis zu 5,8 %, in australischen Dollar bis zu 10 % Rendite. Das sind reine Panik-Kurse. Unabhängig davon, ob BP angesichts der kommenden Schadensforderungen langfristig noch eine Dividende ausweisen wird, wird das Unternehmen jedoch auf alle Fälle weiterhin seine aufgenommenen Kredite und Anleihen bedienen können. Da aber niemand von uns die Zukunft kennt und trotz des Vorhergesagten eine kleine Chance besteht, dass das Unternehmen dieses Desaster nicht überlebt, sollte man festverzinsliche Wertpapiere von BP als lukrative Beimischung in der Größenordnung von maximal 2 bis 3 % seines Kapitals kaufen.

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Haben Sie Interesse? –

Sie können bei Herrn Robert Burlon unter der Telefon-Nr.: 922-57 54 96 Näheres erfahren.

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