Der Las Teresitas-Skandal zieht weiter Kreise


© M. Pérez

Ein in den Fall verwickelter Anwalt wurde verhaftet

Im sogenannten Las Teresitas-Fall ereignete sich Anfang Juni eine erste Festnahme. Es handelt sich um den kanarischen Anwalt Mauricio Hayek, der am 3. Juni verhaftet wurde und jetzt als „Beschuldigter“ im Rahmen der Klage gilt. Sie liegt dem Obersten kanarischen Gerichtshof (TSJC) zur Aufklärung zahlreicher Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem Verkauf von 32 Grundstücken im Valle de Las Huertas vor, die von der geplanten Umgestaltung des Strandes Las Teresitas betroffen sind.

Hayek war Anwalt der „Junta de Compensación“ der Eigentümer besagter Grundstücke. Diese „Junta“ ist eine Art Eigentümer-Entwicklungsgemeinschaft bzw. Organisationsausgleich, der sich unter anderem mit der Umwandlung von ländlichem Boden in erschließbares Gelände befasst. Hayek arbeitete jedoch auch für das Unternehmen Inversiones Las Teresitas, das 2001 alle fraglichen Grundstücke aufkaufte.

Rund 600.000 Euro soll er allein für seine Dienste in diesem Zusammenhang erhalten haben. Insgesamt könnte er nach Zeitungsberichten zwischen 1998 und 2002 rund fünf Millionen Euro an dem Verkauf der Grundstücke verdient haben, bei dem er sozusagen für beide Parteien, die Käufer und die Verkäufer, agiert hat. Abgesehen davon war Hayek selbst Eigentümer von 7,3% der betreffenden Grundstücke. Kein Wunder, dass die Betroffenen den Anwalt schon seit längerem im Verdacht hatten, einer der Drahtzieher bei den Mauscheleien gewesen zu sein, die sie beim Verkauf um einen Großteil des wirklichen Wertes der Grundstücke gebracht haben.

Das deutsche Ehepaar Dolores Rebrow und Heinz Schneider, Eigentümer eines der betroffenen Grundstücke in dem Gebiet Montaña Morera, haben beispielsweise inzwischen im Alleingang einen gerichtlichen Feldzug gegen Hayek angestrengt. Sie konnten unter anderem beweisen, dass das Grundstück, auf dem sich ihr Haus befindet und in dem sie seit Jahrzehnten leben, von der „Junta“ verkauft wurde, ohne dass sie darüber in Kenntnis gesetzt worden waren. Ihr Besitz, ebenso wie der vieler ihrer Nachbarn, war nie offiziell zu den in der „Junta“ zusammengefassten Grundstücken gezählt worden. Dennoch hatte diese sie völlig illegal zusammen mit den etwa elf „legalen“ Grundstücken verkauft und dabei Inversiones Las Teresitas einen unglaublichen Zugewinn zugeschustert, da diese das erworbene Gelände schließlich weit über dem Kaufpreis an die Stadtverwaltung weiterverkaufte.

Angeordnet wurde Hayeks Verhaftung von der TSJC-Richterin Carla Bellini, die im Auftrag der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft von Santa Cruz de Tenerife handelte. Im Verdacht steht Hayek insbesondere im Zusammenhang mit einem möglichen Betrug an den ursprünglichen Eigentümern der Grundstücke sowie der Zahlung von Bestechungsgeldern, die in den Verkauf verwickelte Unternehmer an Politiker und Gemeinderäte gezahlt haben sollen, um ihre Mauscheleien überhaupt erst möglich zu machen. In diesem Sinne sind Polizei und Staatsanwaltschaft schon seit Monaten verdächtigen Geldbewegungen auf der Spur, die bis ins Ausland und verschiedene Steuerparadiese reichen.

Im Rahmen der Festnahme des Anwalts wurden auch sein Büro und die Privatwohnung über mehrere Stunden durchsucht. Hayek wurde zwei Tage nach seiner Verhaftung Bellini im TSJC-Hauptsitz in Las Palmas de Gran Canaria vorgeführt. Mit dabei war María Farnés Martínez, die Antikorruptionsstaatsanwältin von Santa Cruz de Tenerife, die im Dezember 2006 den Strafantrag in dem Fall stellte. Nach mehrstündiger Aussage kam der Anwalt vorläufig wieder auf freien Fuß und auch die Zahlung einer Kaution wurde nicht für notwendig befunden. Allerdings wird dem 74-Jährigen jetzt Unterschlagung zur Last gelegt.

Knapp eine Woche nach seiner Festnahme wurden drei weitere Personen in dem Fall beschuldigt. Es handelt sich um Jerónimo Delgado Delgado, Clemente Martín Rodríguez und Álvaro Fernaud López. Alle drei sind Mitglieder des Vorstands der eingangs erwähnten „Junta de Compensación“, die von Hayek rechtlich beraten und vertreten wurde. Wie aus inoffiziellen Quellen zu erfahren war, sollen sie sich unter anderem mit dem Anwalt geeinigt haben, um Gewinne aus dem Verkauf der Grundstücke zu unterschlagen.

Insgesamt sind nun 16 Verdächtige in dem Skandal „beschuldigt“, allen voran Santa Cruz‘ Bürgermeister Miguel Zerolo (CC) und die Unternehmer Ignacio González und Antonio Plasencia, Eigentümer der Gesellschaft Inversiones Las Teresitas.

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