Die Kluft zwischen reichen und armen Regionen in der EU wächst


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Nur fünf spanische Regionen liegen mit ihrem BIP über dem europäischen Durchschnitt

Madrid – Die neuesten Daten zu den Bruttoinlandsprodukten (BIPs) der einzelnen europäischen Regionen, die das Statistische Amt der Europäischen Union Eurostat Anfang Oktober veröffentlichte, zeigen einmal mehr, dass die Ungleichheit weiter zunimmt und sich der Reichtum verstärkt in den großen europäischen Metropolen konzentriert.
So ist die Differenz zwischen dem Pro-Kopf-BIP der ärmsten und der reichsten Region der EU – zwischen der Extremadura in Westspanien und dem Westteil Londons – zwischen den Jahren 2007 und 2017 um 41% auf 168.700 Euro angewachsen. Spanien steht im EU-weiten Vergleich nicht gut da: Nur fünf der siebzehn autonomen Regionen – Madrid, das Baskenland, Navarra, Katalonien und Aragón – lagen 2017 mit ihrem BIP über dem europäischen Durchschnitt. Am unteren Ende der Skala finden sich Extremadura, Melilla, Ceuta und die Kanaren, die nur 64% bis 75% dieses Durchschnitts erreichen.
Während in Europa die Sorge über eine drohende neuerliche Rezession umgeht, sind die Wunden, welche die vergangene Krise geschlagen hat, noch nicht ausgeheilt. Nach dem aktuellen Jahresbericht von Eurostat konzentrierte sich der Reichtum in den letzten Jahren zunehmend in den großen Metropolen und deren Einzugsgebieten. Andererseits hat die Mehrzahl der anderen europäischen Regionen ein BIP pro Einwohner aufzuweisen, das gerade einmal die Höhe des europäischen Durchschnitts von 30.900 Euro erreicht oder darunter liegt. Dies betrifft 62% der Regionen – 2007 waren es mit 59% noch drei Punkte weniger. Demzufolge hat die wirtschaftliche Erholung keineswegs dazu geführt, dass sich die Kluft zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und die Unterschiede zwischen den Regionen innerhalb der Länder verringert hätte.
Spanien ist von dieser Entwicklung besonders schwer betroffen. Ebenso wie in Frankreich hat sich die Kluft zwischen den einzelnen Landesteilen und dem restlichen Europa im Zeitraum von 2007 bis 2017 vergrößert, wie auch der „Think Tank“ der EU-Kommission, die European Parliamentary Research Services (EPRS), festgestellt hat.
Obwohl das Pro-Kopf-Einkommen in diesen zehn Jahren in fast allen spanischen autonomen Regionen gestiegen ist und das Vorkrisenniveau wieder erreicht hat, sind sie alle gegenüber dem europäischen Durchschnitt zurückgefallen, die Unterschiede zwischen den Einkommen im europäischen Raum sind dadurch größer geworden.
Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD hat in einem ihrer letzten Berichte die Tendenz zur Konzentration wirtschaftlicher Prosperität in den Gebieten mit der stärksten internationalen Anbindung, den Großstädten, konstatiert. Diese Entwicklung hätte sich auch ohne die Krise ergeben, wurde durch diese jedoch beschleunigt und in ihren Auswirkungen verstärkt.

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