Die Waldbrandsaison hat begonnen


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Erhöhte Wachsamkeit und neue Einsatzfahrzeuge

Sommerzeit ist auf den Kanaren nicht nur Strand- und Urlaubszeit für die Einheimischen, sondern auch die Zeit größter Besorgnis und Wachsamkeit gegenüber möglichen Waldbränden. Zu oft schon hatten sich kleine Feuer rasend schnell ausgebreitet, angefacht von starken Winden, und in den ausgetrockneten Wäldern Nahrung gefunden.

Teneriffa/La Gomera – Das Cabildo von Teneriffa hat zu Beginn der Waldbrandsaison seine Brandbekämpfungseinheiten vorgestellt. Wie Inselpräsident Ricardo Melchior betonte, hat man trotz knapper Kassen hier nicht gespart, sondern die Waldfeuerwehr sogar noch aufgestockt.

Die BRIFOR

Auf Teneriffa können insgesamt bis zu 725 Männer und Frauen für Waldbrandbekämpfung und -prävention aktiviert werden. Die BRIFOR (Brigada Forestal) ist dabei mit 356 Mann die Haupttruppe bei der Waldbrandbekämpfung, die als erste zum Einsatz kommt. 68 von ihnen werden zur Überwachung abgestellt, 274 für Löscharbeiten und 4 zur Unterstützung.  Bei Bedarf wird die BRIFOR verstärkt durch drei Brigaden der „BRIF“ (Brigadas de Refuerzo de Incendios Forestales) des Umweltministeriums, des Personals des Teide-Nationalparks, der städtischen Feuerwehren und der Spezialeinheit der Armee „UME“ (Unidad Militar de Emergencia).

Die Waldbrandsaison begann am 15. Juni und geht bis zum 15. Oktober, kann aber bei entsprechenden Wetterverhältnissen auch verlängert werden. Während der Saison sind die Wachtürme der Insel Tag und Nacht besetzt mit jeweils vier Mann im Schichtbetrieb. Solche Türme gibt es in Picachos (Arico), Los Topos (Vilaflor), Bólico (Buenavista), Arguazo (Güímar), El Gaitero (La Victoria), Chavao (Guía de Isora) und in San Juan de la Rambla. Dazu kommt eine mobile Einheit, die in Santa Úrsula stationiert ist. Bei extremen Wetterlagen, also bei Hitze mit starkem Südwind (Kalima), werden Sondermaßnahmen verhängt wie etwa das Verbot von offenen Feuern und Feuerwerken, Schließung der Grillplätze bis hin zur Schließung aller Waldstraßen.

Im Falle großer Brände kommen bis zu 46 Fahrzeuge zum Einsatz, sieben davon neu angeschafft, von kleinen Allradfahrzeugen für den schnellen Einsatz, die 300 oder 600 Liter Wasser oder Löschschaum mitführen, über mittlere Löschfahrzeuge mit 3.000 – 4.500 l Kapazität bis hin zu großen Unimogs und MAN-Tanklöschfahrzeugen, die 9.000 l fassen. Neu sind zwei sogenannte VAMTACs (vehículos de alta movilidad táctica), schnelle Allradfahrzeuge für vier Personen, die vorwiegend Nachtpatrouillen fahren. Ein Spezialwagen mit Antennen und Funkelektronik dient als mobile Einsatzleitstelle, denn gerade bei Waldbränden ist eine funktionierende Kommunikation überlebenswichtig für alle Einsatzkräfte. In der Vergangenheit sind schon öfter Feuerwehrleute im Feuer umgekommen, weil sie nicht rechtzeitig vor sich ändernden Wetterbedingungen gewarnt werden konnten. Nachgetankt werden die Löschfahrzeuge aus 60 Wasserdepots, die über die ganze Insel verteilt sind und insgesamt 230 Zapfstellen versorgen.

Außer den „Bodentruppen“ können auch bis zu zehn Hubschrauber das Feuer aus der Luft bekämpfen. Sechs davon gehören der kanarischen Regierung und werden auf allen Inseln eingesetzt. Einer gehört dem Cabildo und ist in La Guancha stationiert, zwei gehören der BRIF des Umweltministeriums und sind in La Palma zu Hause. Der schwerste Helikopter, ein „Kamov K-32“ in Los Rodeos, kann in sein untergehängtes Löschgefäß 4.500 Liter Wasser aufnehmen, alle anderen schaffen 1.500 Liter pro Einsatz. Die Wasseraufnahme erfolgt schwebend aus einem Vorratstank und dauert nur wenige Minuten. Bei extrem schweren Bränden werden zusätzlich Löschflugzeuge vom Festland eingeflogen. 

Einsatz und Prävention

Die feuerfreie Zeit außerhalb der Sommersaison nützen die Einsatzkräfte zum Training und für die Prävention. Da werden Brandschneisen in den Wald geschlagen oder die bestehenden in Los Realejos, Chanajiga, La Orotava, La Victoria und Candelaria gesäubert, oder es wird das Unterholz gelichtet oder kontrolliert weggebrannt. Bei solchen Einsätzen muss das Feuer klein gehalten werden, was die Flammenhöhe und die Hitze angeht, damit es nicht in die Baumkronen überspringt. Auf diese Weise schafft man Schneisen im Unterholz eines bestehenden Waldes, wo ein Kronenfeuer später bei Bedarf abgefangen werden kann.

Eine weitere Aufgabe der BRIFOR ist die Absicherung von kontrollierten Feuern in der Landwirtschaft. Im vergangenen Jahr absolvierte die BRIFOR 1.650 solcher Einsätze. Schwerpunkt der Arbeit bleiben aber die Waldbrände, deren Zahl in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat – leider häufig aufgrund von Brandstiftung. 2009 gab es 32 (bewiesene) Fälle von Brandstiftung, vier weniger als im Vorjahr. Die Bilanz für die erste Hälfte von 2010 sieht bisher noch recht gut aus: Es gab 35 Alarme, davon fünf versuchte Brandstiftungen und zehn Feuer in der Landwirtschaftszone außerhalb des Waldes. Dank schnellem Eingreifen kam nur ein Hektar dabei zu Schaden. 90 % der Fälle passierten übrigens bei Kalima, woran sich abschätzen lässt, wie gefährlich diese Wetterlage für die Wälder der Inseln ist.

Auch Gomera bereitet sich vor

Auf der Nachbarinsel ist ebenfalls eine Spezialeinheit gegen Waldbrände im Einsatz. Immerhin gilt es dort, einen besonders wertvollen Wald zu schützen: den Garajonay-Nationalpark, der weltweit größte noch erhaltene Lorbeerwald, wie er vor Urzeiten alle westlichen Kanareninseln bedeckte. Im Prinzip ist man dort ähnlich strukturiert wie auf Teneriffa, nur etwas kleiner: 100 Einsatzkräfte des Cabildos, 63 des Nationalparks und 16 Fahrzeuge stehen dort zur Verfügung. Nur eigene Hubschrauber hat man nicht auf La Gomera, wie Cabildopräsident Curbelo selbstverständlich beklagte, aber die sind bei Bedarf schnell von Teneriffa eingeflogen. Immerhin 600.000 Euro gibt die Insel in dieser Saison für die Bereitschaft der Einsatzkräfte aus und hat dafür u.a. auch ein neues Löschfahrzeug angeschafft.

Bei aller technischen Aufrüstung der Löschbrigaden darf jedoch nicht übersehen werden, dass Vorsorge immer noch das effizienteste Mittel gegen Brände ist. Dazu gehört auch das Bewusstsein der Besucher, dass schon das Wegwerfen von Zigarettenkippen aus dem Auto oder ein leichtsinniges Grillfeuer mit Funkenflug in der prachtvollen, aber trockenen Vegetation des kanarischen Sommers verheerende Folgen haben kann. Zum Erhalt dieser Natur kann und muss jeder Einzelne beitragen – durch weniger Gedankenlosigkeit und etwas mehr Vorsicht als sonst.

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