Die Zahl der chinesischen Immigranten hat sich in zehn Jahren verdreifacht


© vshow.es

Sie machen in Spanien gute Geschäfte

Das exklusive Karaokelokal „V-Show“ ist die neue Sensation für die jungen Chinesen, die in Madrid leben. Gegen Mitternacht bevölkern Hunderte von Söhnen des Reichs der Mitte diesen Tempel der orientalischen Musik, der erst vor einigen Monaten eröffnet hat.

Madrid – Das große Industriezentrum in Fuenlabrada bei Madrid ist das Zentrum, von dem aus die chinesischen Großhändler ihre Waren nach ganz Spanien ausliefern. Tagsüber herrscht ein hektisches Treiben in diesem gigantischen Basar. Doch abends mieten die jungen Chinesen einige der Säle von „V-Show“ und dort treten die Künstler auf, die in China gerade in sind. Man trinkt Whisky und feiert bis zum frühen Morgen.

Die Gäste des „V-Show“ gehören einer Gruppe von ausländischen Residenten an, die trotz der harten Krisenjahre nicht aufgehört hat, zu wachsen. Das bestätigen auch die offiziellen Statistiken. In den vergangenen Jahren haben Hunderttausende Ecuadorianer, Briten, Rumänen oder Kolumbianer einem Land den Rücken gekehrt, das ihnen keine Lebensgrundlage mehr bieten konnte.

Aber für viele Chinesen und eine Legion von asiatischen Investoren, die Fabriken, Hotels oder Fincas zum Ausverkaufspreis suchen, ist Spanien nach wie vor das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nach vorläufigen Daten des Nationalen Statistischen Instituts INE leben in Spanien 185.250 Chinesen, dreimal so viele wie 2004, als offiziell lediglich 60.000 Chinesen in Spanien ihren Wohnsitz hatten. Damit sind die Chinesen die fünftgrößte in Spanien lebende Ausländergruppe, hinter Rumänen, Marokkanern, Briten und Ecuadorianern, und sie ist die einzige Gruppe, die 2013 gewachsen ist und zwar um 3.549 Personen, was zwei Prozent entspricht. Es sind durchweg junge Menschen, deren Durchschnittsalter 29,8 Jahre beträgt.

Die meisten von ihnen sind in den vergangenen fünf Jahren eingewandert und häufig Familienangehörigen gefolgt, die bereits in Spanien lebten. Die Familien sind meist sehr groß und die „Mund-zu- Mund-Propaganda“ besagt, dass es sich in Spanien nicht so schlecht lebt. „Wenn du hart arbeitest und gute Verbindungen hast, kommst du auch voran“, heißt es. Den Chinesen gefällt der Charakter der spanischen Menschen, die mediterrane Küche, die Sicherheit auf den Straßen und der blaue Himmel, der in ihrer Heimat aufgrund der enormen Luftverschmutzung nicht mehr zu sehen ist. Außerdem studieren mehr als 7.000 junge Chinesen an spanischen Universitäten. Dort bemühen sie sich um einen europäischen akademischen Titel. 

Die kontinuierliche Zuwanderung von Chinesen in den letzten Jahren hat beispielsweise die Ortschaft Cobo Callejo zu einem gigantischen chinesischen Markt gemacht. Dagegen ist Usera, ein Ortsteil im Süden Madrids, die Chinatown der spanischen Hauptstadt. Hier haben sich die Einzelhändler niedergelassen, es gibt alle Arten von Geschäften, die von Chinesen betrieben werden und durchweg auch chinesische Kunden bedienen und beliefern. Hier sieht es aus wie im Chinesenviertel eines orientalischen Landes, nur die bunten Lampions und riesigen Dekorationen sucht man vergeblich.

Es sind die enorm gesunkenen Preise, die immer mehr chinesische Investoren dazu verführt haben, in Spanien ihr Geld anzulegen, doch die meisten haben nicht die Absicht, auch hier zu leben. Andere werden durch das sogenannte Programm Goldene Visa angelockt, welches für den Kauf einer Immobilie im Wert von mindestens 500.000 Euro die Aufenthaltsgenehmigung verspricht. „In China ist sehr viel Geld unter den Leuten, und beim Mittelstand und der gehobenen Klasse der Bevölkerung herrscht große Kauflust“ erklärt der Manager einer Gesellschaft, welche Geschäfte für Chinesen in Spanien vermittelt. „Aber das ist erst der Anfang. Chinesische Geschäftsleute interessieren sich praktisch für alles. Doch Hotels liegen zurzeit besonders im Trend, sie wollen Hotels kaufen, denn der chinesische Tourismus hat ein enormes Potenzial“, erklärte er in einem Gespräch mit einer nationalen Zeitung.

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