E-Zigaretten auf dem Vormarsch


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Laut Experten ist Vorsicht geboten

Während die Tabakindustrie stetig sinkende Verkaufszahlen bei den herkömmlichen Zigaretten und Zigarren beklagt, boomt das Geschäft mit den elektrischen Zigaretten.

Madrid – Dabei besteht völlige Unklarheit über eventuelle gesundheitliche Risiken und die Eignung als Hilfsmittel bei der Nikotinentwöhnung, ganz zu schweigen von einer weitgehend fehlenden gesetzlichen Regelung.

Weltweit gibt es immer weniger Raucher konventioneller Zigaretten und Zigarren, auch in Spanien nimmt der Anteil der Raucher in der Bevölkerung ab. Im Gegensatz dazu steigt der Absatz der elektrischen Zigaretten, die auf dem Inhalieren von Dampf statt von Rauch basieren – in der ganzen Welt haben sich die Verkaufszahlen in den letzten zwei Jahren verdreifacht.

Doch ist das „verbrennungsfreie“ Rauchen ohne Inhalieren von Kohlenmonoxid, Blausäure, Arsen oder krebserzeugenden aromatischen Kohlenwasserstoffen tatsächlich ungefährlich? Esteve Saltó, Gesundheitsexperte und Professor an der Universität von Barcelona, hat da so seine Zweifel. „Vorsicht, Skepsis, Zweifel und gesunder Menschenverstand sind geboten. Die E-Zigarette scheint weniger gesundheitsschädlich zu sein, doch Langzeitstudien gibt es nicht.“ Der Experte versicherte gegenüber einer Tageszeitung, das Aerosol beinhalte Stoffe, die sehr wohl krebserregend sein könnten. Doch verbindliche Studien über eventuelle Gesundheitsgefahren, auch des langzeitlichen Konsums, gäbe es nicht. Vor Kurzem warnte der amerikanische Pneumologen-Verband, der Dampf der elektrischen Zigaretten beeinträchtige die Lungenfunktion und somit die Atmung.

Auch das Argument, die E-Zigarette helfe bei der Raucherentwöhnung, zieht nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation nicht wirklich und könnte an den Haaren herbeigezogen sein. In einer britischen Fachzeitschrift wurde sogar jüngst vermutet, nach den sinkenden Absatzzahlen suche die Tabakindustrie ihr Heil und ihre Zukunft nun im Geschäft mit den elektrischen Zigaretten und treibe mit der Werbung als Entwöhnungshilfe ein falsches Spiel. Vielmehr solle das „E-Rauchen“ nicht nur angepriesen werden sondern als neuer Trend in Mode kommen. Tatsächlich investieren die Firmen derzeit viele Millionen Euro in die Entwicklung eigener Marken.

Das Fehlen von stichhaltigen Informationen über eventuelle Gesundheitsrisiken und die vollkommene Regelungsfreiheit hinsichtlich Inhaltsstoffen, Vertrieb und Werbung kommt ihnen hierbei zugute. Mit der Folge, dass die E-Zigaretten überall angeboten, selbst an Minderjährige verkauft und in allen Medien jederzeit beworben werden können.

Zwar arbeitet die EU an einer Regelung über den öffentlichen Konsum und den erlaubten Nikotinzusatz, doch beispielsweise in Spanien liegen dem Gesundheitsministerium nicht einmal Zahlen über den Konsum der E-Zigaretten im Land vor, ganz zu schweigen vom Bestehen eines Regelungsansatzes, vielmehr wird auf die EU verwiesen. Großbritannien ist da einen Schritt weiter und hat beschlossen, die elektrische Zigarette nebst den Aerosolen ab 2016 als Medikament zu behandeln.

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