Flagge entzweit Gran Canaria


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360.000 Euro kostete die Superfahne – José Manuel Soria setzt seine spleenige Idee einer Riesenflagge durch und erntet scharfe Kritik

In Las Palmas de Gran Canaria lässt ein neues Symbol seit kurzem keinen Zweifel mehr am vermeintlichen Patriotismus der Insulaner, die jedoch nicht alle damit einverstanden sind. An der Plaza del Fuero Real in Las Palmas, im Volksmund als Plaza de la Fuente Luminosa bekannt, wurde von Cabildo-Präsident José Manuel Soria (PP) persönlich eine riesige Inselflagge gehisst, und zwar nicht etwa die kanarische Flagge, sondern die überdimensionale Version der Flagge Gran Canarias.

Soria, der für seine Idee bereits von vielen Seiten Kritik erntete, zeigte sich bei dem offiziellen Akt von den zahlreichen Protestlern, die ebenfalls gekommen waren, unbeeindruckt. Von einem Teil der politischen Opposition wurde die Flagge als Beweis eines Napoleon-Komplexes gewertet. Doch Soria versicherte: „Wir müssen uns nicht eines Komplexes schämen, den wir nicht haben, wenn wir der Welt unsere Flagge zeigen.“

Etwa 1.500 Menschen wohnten dem offziellen Akt bei, darunter auch Las Palmas’ Bürgermeisterin Josefa Luzardo (PP). Von den Mitgliedern der Opposition im Cabildo fehlte jede Spur und Soria bezeichnete sie als „Feiglinge“. Unter den Anwesenden waren auch zahlreiche Gegner der Flagge, die statt eines Gefühls der Zusammengehörigkeit eher Zwietracht hervorgerufen hat. „Ich bin Analphabet, dafür habe ich eine Flagge“ oder „Soria, du zahlst deinen Spleen aus der Sozialkasse“, war auf Plakaten zu lesen.

Satte 360.000 Euro aus der Inselkasse wurden für die „Mega-Flagge“ hingeblättert, die nun von den täglich 150.000 Autofahrern entlang der Avenida Marítima bewundert werden kann, wie sich Soria in seiner Ansprache freute. An einem knapp 50 m hohen Mast überragt das 300 qm große Stoffsymbol die Palmen der Plaza und auch alle Gebäude in der Nähe. „Unsere Flagge ist so groß, dass auch diejenigen, die sie nicht sehen wollen, sie sehen müssen“, so Soria.

Nachahmungseffekt

Kaum zu glauben aber wahr ist die Absicht des PP-Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters in Santa Cruz de Tenerife, Ángel Llanos. Kaum flatterte die Riesenfahne in Las Palmas, da schlug er vor, an der Plaza de España in Santa Cruz eine ebenso große Flagge Teneriffas an einem noch höheren Mast zu hissen. Dies will er in der nächsten Gemeinderatssitzung vorschlagen. 51 Meter hoch soll der Mast sein, den er sich vorstellt, um Las Palmas zu übertrumpfen. Auf die Frage, ob er die Kosten von 360.000 Euro nicht für unnötig hält antwortete Llanos ausweichend: „Wir müssen uns nicht schämen, unsere Herkunft öffentlich zu zeigen. Außerdem ist es mehr als das bloße Hissen einer Flagge, es ist die Anerkennung der Leistung der Familien Teneriffas, die mit ihrer Arbeit die Geschichte der Insel vergoldet haben.“

Cabildo-Vizepräsident José Manuel Bermúdez (CC) bezeichnete den Vorschlag von Llanos schlicht als „Blödsinn“.

Verwaister Fahnenmast

Nur für kurze Zeit bauschte sich die riesige gelb-blaue Fahne im Wind. Keine acht Tage nachdem Soria das Symbol des Inselstolzes gehisst hatte, geschah das Unheil. Inmitten der durch die Flagge entflammten Polemik riss der Stoff und setzte dem Zeichen des Lokalpatriotismus ein vorläufiges Ende. Die Fahne fiel schwer zu Boden und blieb auf der Erde liegen.

Während die Bevölkerung bereits die ersten Witze über einen Sabotageakt der „Chicharreros“ riss, beeilte sich das Cabildo zu versichern, dass „zu keinem Zeitpunkt die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährdet war“ .

Anscheinend hatte ein Arbeitsfehler beim Zusammennähen des Stoffes dazu geführt, dass sich die Fah-ne von der Stange löste.  Sobald die notwendigen Flickarbeiten abgeschlossen sind, wird die „Superfahne“ wieder aufgezogen werden.

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