Garoña soll noch den 60. erleben


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Der Rat für Nukleare Sicherheit ist sich uneins, tendiert jedoch zur Verlängerung der Lebensdauer

Der Rat für Nukleare Sicherheit (Consejo de Seguridad Nuclear, CSN) droht bei der Frage, ob das über 40 Jahre alte Atomkraftwerk Garoña weiterbetrieben werden soll, auseinanderzufallen.

Dieser Tage wurde mit vier Zustimmungen und einer Gegenstimme beschlossen, den Reaktordruckbehälter zu verstärken. Es handelt sich dabei um eine grundlegende technische Voraussetzung für die Verlängerung der Betriebszeit auf 60 Jahre. Trotzdem hat der Rat offiziell noch nicht die Entscheidung über den entsprechenden Antrag seitens des Betreiberunternehmens Nuclenor (50% Endesa, 50% Iberdrola) gefällt. 

Bei dem Ratsmitglied, das eine erneute Inbetriebnahme von Garoña ablehnt, handelt es sich um Cristina Narbona, ehemalige sozialistische Umweltministerin. Ihr Veto erklärte sie folgendermaßen: „Der Rat hat es weiterhin unterlassen, über die technischen und juristischen Folgen des Antrags von Nuclenor zu beraten, obwohl es sich um einen einzigartigen Fall in der Geschichte dieser Institution handelt.” Tatsächlich wurde bisher bei allen spanischen Atomkraftwerken nach 40 Jahren der Betrieb endgültig eingestellt. Narbona wies darauf hin, dass es zu unkalkulierbaren Folgen kommen könne. So würde die Menge der radioaktiven Abfälle erheblich ansteigen. Ohne detaillierte Studie der technischen Konsequenzen dürfe keinesfalls weiter über den Antrag diskutiert werden, forderte Narbona. 

Fernando Martí Scharfhausen, Präsiden des CSN und ehemaliger Staatssekretär für Energie der Konservativen, warf Narbona vor, „die Glaubwürdigkeit der Behörde zu untergraben”. Die Argumente der Umweltexpertin bezeichnete er als Meinungsäußerungen und ohne Bedeutung für die nukleare Sicherheit. 

Fernando Castelló Boronat, der auch der Partido Popular angehört, bezeichnete es als überflüssig, dass bei jeder Gelegenheit die Forderung nach einer Debatte über die Konsequenzen im Rat erhoben würde, obwohl diese vom Plenum abgelehnt worden war. Nach Meinung von Castelló Boronat würde das die öffentliche Meinung irreführen und die Glaubwürdigkeit des Rates schwächen. 

Die Gefahr eines Bruchs im Rat wächst. Bereits bei der Entscheidung über den Standort für das Atommüllendlager, die am Ende auf Villar de Cañas fiel, gab es Zwist.

Kurioserweise steht Rosario Velasco García, Ratsmitglied und wie Narbona Sozialistin, ihrer Parteikollegin nicht zur Seite. Sie hat sich sogar in der Garoña-Frage ganz offen gegen Narbona und die PSOE gestellt.

Die Ausnahme

Garoña sollte ursprünglich 2013 den Betrieb endgültig einstellen. Doch als Mariano Rajoy Ende 2011 an die Regierung kam, verlängerte er die Lebensdauer bis 2019. Dann wiederum machte der Rat für Nukleare Sicherheit der Regierung einen Strich durch die Rechnung und schrieb enorme sicherheitstechnische Investitionen vor. Die nötigen Mittel wollten die Eigentümer Endesa und Iberdrola zunächst nicht aufbringen, woraufhin der zuständige Minister José Manuel Soria im Juli 2013 die offizielle Schließung bekannt gab. Doch dann überlegten es sich die Energiekonzerne offenbar wieder anders und beantragten die Verlängerung der Betriebszeit des über 40 Jahre arbeitenden Reaktors. 

Normalerweise werden die spanischen Atomkraftwerke nach 40-jährigem Dienst vom Netz genommen und demontiert. Garoña bildet hier die Ausnahme.

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