Grausame Tendenz


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Jugendliche filmen Schlägereien mit dem Handy und verbreiten die Aufnahmen

Eine grausame Modeerscheinung, die schon in vielen anderen Ländern bekannt ist, nimmt langsam aber sicher auch in Spanien überhand. Fast täglich werden inzwischen neue Fälle bekannt, bei denen Jugendliche fingierte, aber immer öfter auch echte Szenen gegenseitiger Quälereien mit der Kamera ihres Handys filmen.

Madrid – Die kurzen Sequenzen reichen von verbalen Erniedrigungen, Verabreichen einer Ohrfeige bzw. eines überraschenden Schlags auf den Hinterkopf des ahnungslosen Opfers bis hin zu regelrechten Kämpfen.

Für besonders großes Entsetzen haben jedoch die Fälle gesorgt, bei denen eine Gruppe Jugendlicher wehrlose Obdachlose verbal und tätlich quälte und sich an ihrem Leiden ergötzte. Die Aufnahmen werden dann per Handy oder Internet unter Altersgenossen verbreitet, scheinbar einzig und allein aus purer Lust an der Grausamkeit.

Was die Jugend zu diesen brutalen Spielen treibt, darüber wird jetzt viel diskutiert, doch ist das Unwissen noch groß. Währenddessen verhandeln die Institutionen darüber, wie man dem Treiben Einhalt gebieten kann. Besondere Sorge bereitet dabei die Tatsache, dass diese Modeerscheinung unter den Jugendlichen zu einer Art sportlichem Wettbewerb geworden ist, bei dem gewinnt, wer besonders brutal oder gewagt vorgeht.

Fest steht jedenfalls, dass hier eine erschreckende Tendenz zu immer mehr Grausamkeit nicht zu verleugnen ist. Neben dem bewussten Ärgern und Quälen eines Mitschülers – ein Phänomen, das als Bullying bekannt ist und sich jüngsten Daten zufolge immer mehr verbreitet – und den immer häufiger auftretenden Fällen von Bedrohung einer Lehrkraft, oder dem Quälen eines Obdachlosen oder Behinderten bis hin zur Tötung, scheint die Handy-Filmerei kleiner bis großer Grausamkeiten nur ein weiteres Symptom für eine gefährliche Tendenz zu sein.

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