Grundnahrungsmittel: Kanaren abhängig vom Import


© AytoAdeje

Achillesferse Landwirtschaft

Die Abhängigkeit der Kanaren von der Einfuhr von Lebensmitteln ist besorgniserregend hoch. Der Löwenanteil des Bedarfs an Grundnahrungsmitteln, volle 92%, wird außerhalb der Inseln erzeugt.

Der Leiter des Landwirtschaftsressorts der Inselregierung, José Joaquín Bethencourt, fand vor Kurzem drastische Worte für diese Situation, die er als bedrohlich, ja geradezu „selbstmörderisch“ bezeichnete. Verschärfend wirkt, dass die Stilllegung von Ackerflächen noch immer weiter voranschreitet. Von den 43.500 Hektar landwirtschaftlicher Flächen, die es auf Teneriffa gibt, liegen mittlerweile rund 25.000 brach. Nur noch 3% der Bevölkerung betätigen sich in der Landwirtschaft, die sogar nur 1% des Bruttoinlandsproduktes der Provinz ausmacht.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden verschiedene Initiativen diskutiert. Auch wenn eine komplette Selbstversorgung des Archipels kaum realistisch erscheint, so streben doch verschiedene Instanzen einen Wandel des Produktivitätsmodells und der Mentalität an. Bethencourt will unter dem Motto „100% kanarisch“ den Konsum lokal erzeugter Lebensmittel ankurbeln. Er strebt die Wiederherstellung einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft an, die ihr Hauptziel in der Versorgung der lokalen Bevölkerung hat und nicht nur in der Gewinnmaximierung. Es erscheint ihm dringend geboten, diesen Wandel herbeizuführen, um in Krisenzeiten einen ökonomischen Schlüsselsektor neu zu beleben und die Grundlagen für eine produktive und nachhaltige Wirtschaft zu schaffen. Zu diesem Zweck sollen die lokalen Bauernmärkte gefördert und Jugendliche wieder an die Arbeit auf dem Land herangeführt werden. Die Landwirtschaft soll von dem Image als altmodische Arbeit zweiter Klasse befreit werden und wieder die Wichtigkeit erhalten, die ihr tatsächlich zukommt. Weitere Maßnahmen sind, den Trend zu großflächigen Anbaumethoden zu bremsen, Informationskampagnen für die Verbraucher über saisongerechten Lebensmittelkonsum und die einheimische Produktion zu veranstalten und nicht zuletzt die Abschaffung des Preisdumpings, also des Verkaufs von Lebensmitteln unter dem Wert der Produktionskosten.

Um einen höheren Grad an Autarkie und Nachhaltigkeit zu erreichen, braucht es jedoch eine ganzheitliche Abstimmung und Förderung verschiedener Bereiche aufeinander. Nicht nur die Landwirtschaft in ihren verschiedenen Facetten, sondern auch die Viehhaltung, die Abfallwirtschaft, die Schädlingsbekämpfung und vor allem die Wasserwirtschaft müssen mit eingebunden werden.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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