IAC verfolgt Sternengeburt


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Die spektakuläre Aufnahme von Astrofotograf Daniel López wurde von der NASA zum „Astronomy Picture of the Day“ gewählt

Dem Astrofotografen Daniel López vom Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) ist mit dem Instrument OSIRIS des Großteleskops Gran Telescopio de Canarias (GTC) auf dem Roque de los Muchachos eine neue, spektakuläre Aufnahme des Nebelflecks Sharpless 2-106 gelungen.

Das Bild der Sternbildungsregion S106 rund um den massigen Stern IRS 4 in ihrer ganzen Farbenpracht entstand aus der Zusammensetzung mehrerer Aufnahmen mit jeweils einer Belichtungszeit von 30 Sekunden, um die drei Farben blau, grün und rot einzufangen, zusammen mit zwei weiteren Aufnahmen mit besonderen Filtern und Belichtungszeiten von je 60 Sekunden. Von der NASA wurde die Aufnahme von Daniel López für spektakulär genug befunden, um sie am 7. November als „Astronomy Picture of the Day“ zu veröffentlichen.

Der Nebelfleck Sharpless 2-106 könnte leicht mit einem planetarischen Nebel verwechselt werden, ist aber das genaue Gegenteil. Während ein planetarischer Nebel die Endphase der Entwicklung eines kleinen Sterns (wie der Sonne) darstellt, zeigt die Aufnahme von Daniel López eine große Gas- und Staubwolke, innerhalb der mehr als hundert Sterne geboren werden könnten. In einer Entfernung von etwa 2.000 Lichtjahren wird diese Sternbildungsregion im Sternbild Schwan (Cygnus) hauptsächlich von einem noch sehr jungen – „nur“ etwa 100.000 Jahre alten – Stern erhellt, dessen Masse der von 15 Sonnen entspricht. Eine große Scheibe aus Staub und Gas, die um die Infrarotquelle 4 (IRS 4) kreist – sie ist dunkelrot nahe der Bildmitte zu sehen – gibt dem Nebel die Form einer Sanduhr oder eines Schmetterlings.

Die sechs Strahlen, die von den leuchtendsten Sternen im Bild ausgehen, zählen zu den charakteristischen Merkmalen der Aufnahmen vom GTC, mit seinen sechseckigen Spiegelsegmenten, die zusammen den erstaunlichen Spiegeldurchmesser von 10,4 Metern erreichen.

Sorge der Wissenschaftler um die Zukunft des GTC

Das Großteleskop GTC wurde 2008 als größtes Spiegelteleskop der Welt auf dem Roque de los Muchachos in Betrieb genommen. Das 130 Millionen Euro Projekt markierte den Beginn einer neuen Ära für die Astronomie, denn die Astronomen können mit dem riesigen Spiegel des Teleskops in bisher unerforschte Tiefen des Universums vordringen. Nun fürchten Wissenschaftler des IAC, unter dessen Führung das spanische Projekt (mit Beteiligungen der USA und Mexiko) umgesetzt wurde, um die Zukunft des leistungsstarken Instruments.

Während einer internationalen Tagung auf La Palma, an der über 150 Forscher aus aller Welt teilnahmen, um die jüngsten durch das GTC gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse auszuwerten, wurde diese Sorge angesprochen. Noch ungewiss ist, wie sich die Wirtschaftskrise auf die weitere Finanzierung des GTC auswirken wird, denn ein Investitionsplan bzw. die Bestätigung eines Fixbetrags für die weitere Finanzierung der Betriebs- und Unterhaltungskosten sowie neuer Instrumente, die für eine optimale Nutzung der Möglichkeiten des GTC benötigt werden, fehlt bis heute.

„Das Problem liegt darin, dass die spanische Regierung bis heute kein Finanzierungsmodell für das Gran Telescopio de Canarias definiert hat, das schließlich nicht ein Projekt unter vielen ist, sondern das Kronjuwel der Wissenschaft im Lande. Und dies, obwohl wir seit 2007 mit den verschiedenen Ministerien verhandeln, weil wir der Meinung sind, dass Wissenschaft eine Staatsangelegenheit ist. Doch bis heute liegt uns noch keine Bestätigung über ein Budget für die Betriebskosten sowie die Anschaffung neuer Instrumente vor“, monierte der Leiter der kanarischen Agentur für Forschung und Innovation, Juan Ruiz Arzola.

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