Immigration durch Zahlungen an Bootseigner gestoppt


Vor gut zehn Jahren intervenierte der Geheimdienst vor Ort an den afrikanischen Küsten, um die Boote der Migranten davon abzuhalten, in See zu stechen. Foto: EFE

In 2006 und 2007 sollen afrikanische Schlepper über den Geheimdienst dafür bezahlt worden sein, keine Flüchtlinge zu befördern

Madrid – Der spanische Geheimdienst CNI soll, laut Quellen, die der damaligen sozialistischen Regierung unter José Luis Zapatero nahestanden, den massiven Zustrom von irregulären Migranten auf die Kanarischen Inseln verhindert haben. Er soll Gelder, die für die Eindämmung der Immigration bereitgestellt worden waren, genutzt haben, um afrikanische Bootseigentümer dafür zu bezahlen, dass sie aufhörten, Immigranten zu transportieren. Anderen Quellen zufolge wurden lediglich Maßnahmen ergriffen, welche die Versorgung der Schlepper mit Ersatzteilen für die Motoren ihrer Boote verhindern sollten. Die heutigen Verantwortlichen des CNI haben zu diesen Informationen bisher nicht Stellung genommen.

Im Jahr 2006 waren 31.859 Immigranten aus Mauretanien und anderen Ländern der Sahelzone an den kanarischen Küsten angekommen bzw. abgefangen worden. Da die Situation in den Auffanglagern unhaltbar wurde, soll sich der CNI Ende 2006 entschlossen haben, direkt an den Ausgangsorten, unter anderem im Senegal und in Mauretanien, aktiv zu werden, um die Pateras zu stoppen die unaufhörlich Immigranten, darunter auch schwangere Frauen und Kinder, in kaum seetauglichen Booten über den Atlantik brachten. Allein im Jahr 2006 sollen bei diesen Überfahrten mindestens tausend Menschen ums Leben gekommen sein

Es soll seinerzeit gelungen sein, die Ersatzteillieferungen zeitweise zu unterbrechen und die Schlepperboote auf diese Weise auszubremsen. Doch bald erschlossen sich die Schlepperorganisationen neue Zulieferwege, weshalb man schließlich dazu überging, in größerem Maßstab zu planen. Es wurden Polizei- und Militäreinheiten zur Verfügung gestellt, Patrouillen der Guardia Civil aufgeboten und ein Kooperationsprogramm, der Plan África, auf den Weg gebracht.

Dass die Maßnahmen schließlich von Erfolg gekrönt waren und die Zahl der Pateras, welche die Kanaren ansteuerten, in den Jahren 2007 und 2008 deutlich zurückging, soll jedoch in erster Linie darauf zurückzuführen sein, dass direkte Zahlungen an die Eigentümer der Boote geleistet wurden, welche die langen Atlantik-Überfahrten der Migranten von der afrikanischen Küste zu den Kanaren durchführten. Die direkten Finanzhilfen an die betroffenen afrikanischen Länder zeitigten dagegen nicht die erhofften Resultate, sodass man sich schließlich gezwungen sah, zu intervenieren, indem Mitarbeiter des CNI vor Ort Kontakt zu den Bootseignern aufnahmen. Ihnen wurden hohe Geldsummen angeboten, die in etwa dem entsprachen, was sie von den Migranten erhalten hätten. Die Nachrichtendienstler arbeiteten dabei in Abstimmung mit den Geheimdiensten der jeweiligen Länder.

Der Effekt war durchschlagend: Landeten im Jahre 2006 noch 31.859 Immigranten an den kanarischen Küsten, so ging diese Zahl in 2007 auf 12.478 und in 2008 auf unter 2.000 zurück.

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