Immigrationsminister Corbacho musste klein beigeben


Große Proteste: Ab kommendem Jahr sollten keine Arbeitskräfte mehr im Ausland für Spanien angeworben werden

Eher in einem Nebensatz erwähnte Spaniens Arbeits- und Immigrationsminister Celestino Corbacho am 3. September, dass ab kommendem Jahr „so gut wie keine“ ausländischen Arbeitskräfte mehr legal in ihrer Heimat angeworben werden und löste damit ein mittleres politisches Erdbeben aus.

Madrid – Es handelte sich dabei um eine der Star-Maßnahmen der sozialdemokratischen Regierung zur Lösung der Problematik der illegalen Zuwanderung. Plötzlich aber schien diesbezüglich ein Sinneswandel eingetreten zu sein. Angesichts der Wirtschaftskrise und mit 2,5 Millionen Arbeitslosen im eigenen Land, so Corbacho, sei es völlig irrwitzig, noch mehr Arbeitskräfte im Ausland anzuwerben. Nur in ganz wenigen Bereichen sei tatsächlich die Notwendigkeit gegeben, ausländische Arbeitskräfte einzusetzen, wenn kein Spanier die Arbeit verrichten würde, so der Minister weiter.

Bereits am Tag darauf schlugen die Wellen des Protestes hoch. Politische Parteien, NGO-Organisationen, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und Ausländervereinigungen kritisierten die Ankündigung Corbachos aufs Schärfs­te. Und obwohl ihm seine Ministerkollegen in den kommenden Tagen unterstützend zur Seite traten, zitierte ihn Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero schließlich zu sich. Ihm wurde nahegelegt, einzulenken und die Angelegenheit umgehend richtigzustellen. So hört sich die Botschaft Corbachos inzwischen anders an. Er habe nicht sagen wollen, dass im kommenden Jahr „so gut wie keine“ ausländischen Arbeitskräfte mehr in ihrer Heimat angeworben würden, lenkte er schließlich ein, sondern wollte vielmehr die Unternehmen mit seiner Ankündigung „aufrütteln und warnen“.

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