Inflation trifft alle Beteiligten der Lebensmittelkette

Während Bauern an einem Kilo Obst oder Gemüse nur Cents verdienen, erhöht sich der Preis unaufhörlich weiter, bis die Produkte in den Regalen der Supermärkte sind. Foto: EFE

Während Bauern an einem Kilo Obst oder Gemüse nur Cents verdienen, erhöht sich der Preis unaufhörlich weiter, bis die Produkte in den Regalen der Supermärkte sind. Foto: EFE

Preise erhöhten sich vom Feld bis zum Supermarktregal teilweise um das Achtfache

Madrid – Die gestiegenen Strompreise und die Inflation, die durch den Krieg in der Ukraine noch verschärft wurde, machen sich überall bemerkbar. Die Inflation wirkt sich im Warenkorb aus, wobei Getreide, Käse und Fleisch den größten Preisanstieg seit fast vier Jahrzehnten verzeichnen. Sie lag im Juli bei 10,8% und begann zunächst im Energiebereich, hat sich aber inzwischen auf alle Produkte der Lebensmittelkette ausgeweitet: Landwirtschaft, Spediteure und Vertrieb sind betroffen. Angesichts steigender Produktionskosten aufgrund höherer Benzin- und Düngemittelpreise lassen viele Landwirte ihr Land brach liegen, um Verluste zu vermeiden. Die steigenden Kraftstoffpreise haben die Speditionsunternehmen in diesem Jahr bisher zusätzliche 6,25 Milliarden Euro gekostet. Und die großen Einzelhandelsketten sind gezwungen, ihre Sortimente und Verpackungen zu vereinfachen, um die Kosten zu senken und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Nach Angaben des spanischen Statistikamtes (INE) und des Landwirtschaftsministeriums stiegen die von den Landwirten erzielten Preise im Juni um 31,3% gegenüber dem gleichen Monat des Jahres 2021. Höhere Einkommen bedeuten jedoch nicht, dass sie mehr verdienen. Die Produktionskosten, die sie zu tragen haben, sind ebenfalls erheblich gestiegen. So stiegen beispielsweise die Düngemittelpreise um 300%. Der Markt befindet sich in einer Phase hoher Volatilität. Ein Beispiel dafür ist der Weizenpreis: Eine Tonne Weizen könnte im Oktober dieses Jahres 340 Euro kosten, aber im Juni nächsten Jahres könnte sich der Preis möglicherweise halbieren. Angesichts der Ungewissheit entscheiden sich viele Landwirte dafür, einen Teil ihrer Flächen stillzulegen. Über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) beantragen sie Beihilfen, um das Jahr durchzuhalten.

Auch die Spediteure bleiben vom Inflationsdruck nicht verschont. Der Rückgang der Kraftstoffpreise in den letzten Wochen und die von der Regierung im März eingeführte Kraftstoffsubvention von 20 Cent pro Liter haben den Spediteuren eine kleine Atempause verschafft. Dennoch machen die Kraftstoffkosten 60% der Betriebskosten eines Fahrzeugs aus, während sie normalerweise 35% nicht überschreiten sollten. Außerdem steigt der Preis eines Produkts weiter an, bis es über den Zwischenhandel bis zum Verbraucher gelangt. In einigen Fällen verachtfacht sich der Preis vom Erzeuger bis zum Supermarkt: Für ein Kilo Kartoffeln beispielsweise zahlt der Zwischenhändler dem Landwirt 20 Cent, während der Kunde im Laden 1,51 Euro dafür bezahlt, was einer Steigerung von 656% entspricht. Auch bei Knoblauch und Melonen sind die Preisschwankungen zwischen Feld und Tisch mit 743% bzw. 505% ungewöhnlich hoch. Der Verbraucher zeigt bereits ein typisches Verhalten der Kosteneinsparung. Viele Kunden besuchen die Geschäfte häufiger, aber ihre durchschnittlichen Ausgaben werden immer geringer.

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