Inselregierung treibt Zug-Projekte voran


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Baustart 2016 bzw. 2017?

Die Zug-Projekte sind wieder im Gespräch, um langfristig die Verkehrsprobleme Teneriffas zu beheben (s. auch S.2). Allerdings bekommt hier der touristisch interessantere Inselsüden den Vorzug. Laut Inselpräsident Carlos Alonso soll nämlich 2016 die Zugstrecke zwischen Santa Cruz und Playa de las Américas, erst 2017 die Zugstrecke im Inselnorden angegangen werden.

Gegenüber einer Tageszeitung kündigte Alonso das Vergabeverfahren und den Beginn der Bauarbeiten an der Teilstrecke zwischen Santa Cruz und Candelaria für das kommende Jahr an. Allein dieser Abschnitt wird die Inselregierung, inklusive der Enteignungen, insgesamt rund 800 Millionen Euro kosten. Vorgesehen ist eine 16 km lange Trasse, davon sollen 10 km durch Halbtunnel und 1,1 km über ein Viadukt führen. Drei Haltestellen sind geplant.

Im darauffolgenden Jahr will Alonso den Bau der Strecke zwischen Santa Cruz und Tacoronte in Auftrag geben, um die während der Hauptverkehrszeiten verstopfte Nordautobahn langfristig zu entlasten.

Je nach finanziellen Möglichkeiten sollen nach und nach die einzelnen Teilstrecken sowohl im Inselsüden als auch im Inselnorden gebaut und in das Streckennetz eingebracht werden.

Alonso warf der Zentralregierung fehlende Unterstützung – insbesondere finanzieller Art – vor, obwohl in anderen Regionen der Zug die Straßen entlastet habe. Die Projekte seien fast vollständig ausgearbeitet, die Umweltgutachten auf den Weg gebracht. Nun wolle das Cabildo, im Rahmen des Möglichen und phasenweise, den Bau der Zugstrecken vorantreiben. Für dieses Jahr stehe eine Million Euro für die Fertigstellung der Projekte bereit, im kommenden Jahr würden die nötigen finanziellen Mittel zur Aufnahme der Bauarbeiten durch die Inselregierung aufgebracht werden, versprach der Inselpräsident. Sollte die Zentralregierung weiterhin die Zugprojekte nur gering finanziell unterstützen, werde man mit Hilfe von Krediten die nötigen Mittel aufbringen, bestätigte Alonso.

Kritik

Nach Bekanntgabe der ehrgeizigen Pläne des Inselpräsidenten meldeten sich umgehend die Angestellten des inseleigenen Busunternehmens Titsa zu Wort. Die Gewerkschaftsvertreter von UGT und IC ließen empört verlauten, nach den vorgenommenen Kürzungen, unter anderem bei den Gehältern, könne das Cabildo nun nicht in die Zugprojekte sondern müsse in Titsa investieren. Darüber hinaus stellten sie den Sinn einer Zugverbindung zwischen Santa Cruz und Candelaria infrage, schließlich seien die Busse auf dieser Strecke im Schnitt nur zu 50% ausgelastet.

Gegenüber einer Tageszeitung nahm Manuel Ortega, zuständiger Ressortleiter, Stellung zu den Vorwürfen der Titsa-Mitarbeiter und stellte klar, dass die Inselregierung trotz der Krise in den vergangenen fünf Jahren 30 Millionen Euro in Titsa investiert habe und bis 2019 weitere 52 Millionen Euro in das Busunternehmen investieren wolle. Ortega erklärte weiterhin, beide Transportsysteme würden sich nicht ausschließen sondern vielmehr ergänzen. Das Cabildo plane den Bau von Umsteigebahnhöfen und sehe vor, dass die Passagiere an den Zughaltestellen auf die Busse wechselten, um zu den fernab der Trasse gelegenen Ortschaften weiterzureisen.

Ortega Manuel Domínguez, Bürgermeister von Los Realejos, wies die Pläne von Carlos Alonso weit von sich und plädierte statt dessen für die Fertigstellung des Inselstraßenrings. In ein Teilstück des Zugprojektes zu investieren, sei „sinnlos“, „das Wenige, was da ist“ sollte der Schließung des Inselstraßenringes zugute kommen, der „Priorität Nummer eins“. Erst nach dessen Fertigstellung und Behebung des Stauproblems auf der Nordautobahn könne das Cabildo, falls noch Geld übrig sei, vielleicht einer solchen Laune nachgehen.

Milagro Pérez León, Bürgermeisterin von Santa Úrsula, zeigte sich ebenfalls entrüstet darüber, dass Alonso das Zugprojekt dem Bau des Sporthafens von Puerto de la Cruz vorziehe, einer für den Inselnorden ebenfalls äußerst wichtigen Infrastruktur.

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