Kampf um die archäologischen Schätze im Golf von Cádiz


Einige der 200 bei der Operation Versos sichergestellten Stücke. Foto: guardia civil

Durch technologische Ausstattung und moderne Kommunikation sind die Plünderer im Vorteil gegenüber der Polizei

Madrid – Seit vielen Jahren schon kämpft die „Gruppe für historisches Erbe“ der Zentralen Operationseinheit der Guardia Civil (UCO) gegen Plünderer und Schatzsucher, welche die Wracks aus dem 16. bis 20. Jahrhundert auf dem Grund des Golfs von Cádiz aufspüren und ausrauben. Im November wird ein Prozess gegen ein internationales Plünderernetzwerk stattfinden, das vor zwölf Jahren im Zuge der Polizeioperation Bahía zerschlagen wurde. Die jüngste Operation mit Namen „Versos“ wurde im Februar dieses Jahres durchgeführt und führte zu drei Verhaftungen, der Beschlagnahme von 200 archäologischen Fundstücken und der Feststellung der Koordinaten zahlreicher historischer Wracks. Das Meer vor Cádiz weist die höchste Konzentration von Wracks mit wertvoller Fracht in ganz Spanien auf und zieht sowohl einheimische als auch ausländische Glücksritter und Berufsplünderer magisch an. Von den 187 Schiffen, die vor Andalusien gesunken sind, liegen 95 vor der Küste von Cádiz. Viele von ihnen transportierten Gold, Silber, Edelsteine und andere wertvolle Fracht.

In den letzten Jahren hat sich das Profil der Wracktaucher nach und nach verändert, weg von einheimischen Tauchern hin zu finanziell gut ausgestatteten und technisch hochgerüsteten Expeditionen, die sich nicht selten als Forschungsprojekte tarnen. Dadurch wird die Arbeit der Polizei immer schwieriger und der potenzielle Schaden, der an den unterseeischen archäologischen Fundstätten angerichtet wird, immer größer.

Früher gab es drei Gruppen von Verdächtigen: Die Hobbytaucher und -angler, die etwas professioneller vorgehenden Schatztaucher und die großen Firmen, die über mehr Möglichkeiten verfügen als die staatlichen Institutionen. Doch der technologische Fortschritt sorgt dafür, dass diese Gruppen miteinander verschmelzen. Den drei Wrackplünderern, die bei der Operation Versos festgenommen wurden, standen für ihre Raubzüge ein ferngesteuerter Tauchroboter und ein Magnetometer zum Auffinden von Metallteilen zur Verfügung. Sie konnten ihre Suche ungestört betreiben, weil sie eine legale Lizenz zur Ernte von roten Korallen vorweisen konnten.

Die Großen im Geschäft mit der Schatzsuche informieren sich mit Hilfe von Geschichtswissenschaftlern und Archiven über die Ladung und die vermutliche Position gesunkener historischer Schiffe. Sie bedienen sich teurer, leistungsstarker Technologie und sogar militärischer Ausrüstung, die von Gesellschaften finanziert werden, die extra für die Suche nach einem bestimmten Wrack gegründet wurden.

Dagegen stehen den Ordnungshütern nur bescheidene technologische Möglichkeiten zur Verfügung. Seit Neuestem wird das SIVE-System, mit dem Drogenschmuggler und Migrantenboote aufgespürt werden, auch zum Schutz der antiken Wracks eingesetzt. Der Nachweis einer Straftat ist in diesem Bereich schwer zu führen, liegt keine Zerstörung vor, handelt es sich sogar nur um eine Ordnungswidrigkeit. Das größte Problem stellt die Bewachung der Wracks dar. Schon an Land ist es schwierig, alle archäologischen Fundstätten im Auge zu behalten, unterseeisch ist es geradezu eine Unmöglichkeit.

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