Kein trockener Platz für Obdachlose


Eine Unterschriftenaktion bei change.org soll jetzt Druck machen

Seit nunmehr dreißig Jahren geben in der historischen Calle La Noria in der Altstadt von Santa Cruz die katholischen Schwestern des Ordens Hijas de Caridad jeden Mittag warmes Essen an Menschen aus, die auf der Straße leben. Meist mehr als hundert Personen finden sich ein, um wenigsten einmal am Tag eine Mahlzeit zu erhalten. Zwischen fünfzig und sechzig Personen benutzen die Gelegenheit, sich zu duschen, und sie können ihre Kleidung waschen und am nächsten Tag wieder mitnehmen.

Auch eine Kleiderkammer haben die Schwestern eingerichtet, in der sie Kleidungsstücke, Schuhe und warme Decken zur Verfügung stellen, die von Bürgern oder Geschäften gespendet wurden.

Als die Hijas de Caridad damals, im Oktober 1987, zum ersten Mal ihre Tür öffneten, gab es etwa ein Dutzend Personen, welche die Hilfe der Barmherzigen Schwestern in Anspruch nahmen. Doch die Zahl der Hilfe suchenden Menschen hörte nicht auf zu wachsen und besonders in den Krisenjahren waren es Tag für Tag weit über hundert, die mit warmem Essen oder wenigstens mit einem belegten Brötchen, etwas Obst und einem Getränk versorgt wurden. Der Speiseraum und die Duschen in dem alten Haus sind längst zu eng geworden für diesen Andrang, und so müssen die Menschen – in sengender Sonne oder strömendem Regen – draußen warten, bis der erste Turnus fertig ist.

Genau gegenüber befindet sich ein kleines, leer stehendes Haus, das der Stadt Santa Cruz gehört. 2015, also vor mehr als zwei Jahren, hatte Sor Carmen, die Leiterin, bei der Stadt angefragt, ob sie das Häuschen sozusagen als Warteraum benutzen könne, bis in ihrem Spei- sesaal wieder Platz für die Menschen sei, die sonst vor der Tür warten müssten. Als Lager für die Lebensmittelvorräte wäre es ebenfalls praktisch gewesen. Zunächst wartete sie vergeblich auf eine Antwort. Nach erneuten Anfragen teilte die Stadt mit, das Gebäude habe starke Bauschäden, und in der Stadtkasse sei kein Geld für die erforderlichen Reparaturen.

Als bekannt wurde, dass die Stadtverwaltung auf derselben Straße 450.000 Euro für die Instandsetzung eines ähnlichen Gebäudes bereitgestellt hat, in dem eine bekannte Karnevalsgruppe ihre Proben abhält, war die Empörung bei den Bürgern groß.

Die Investition sei keineswegs wegen der „Murga“ genehmigt worden, sondern weil dieses Gebäude noch genutzt werde, aber die vorhandenen Schäden ein erhebliches Risiko darstellten. „Wenn es jetzt nicht repariert wird, werden die Schäden immer größer und ihre Beseitigung immer teurer“, ließ der zuständige Stadtverordnete wissen.

Verärgerte Bürger wollten diese Erklärung nicht hinnehmen. Sie haben eine Unterschriftenaktion bei change.org gestartet, und gleich am ersten Tag sprachen sich mehr als tausend Personen mit ihrer Unterschrift dafür aus, den Schwestern das Häuschen zur Ver- fügung zu stellen.

Gemeinsam ist man stark, das hat sich schon bei anderen Gelegenheiten bewiesen, als die Behörden erst reagierten, als die Bürger über die sozialen Medien Druck ausübten. Bleibt zu hoffen, dass sich die Stadtväter von Santa Cruz auch in diesem Fall überzeugen lassen.

Jetzt, in der Weihnachtszeit, konnten wir uns wieder über zahlreiche Spenden von lieben Menschen freuen. Anette Becker, Ludwig Kreuels, Monika Schröer und Jochen Simon haben uns großzügig unterstützt. Hermann Schaedle, Waltraud Weber, Nora und Norbert sowie Christina Heidbrook haben erneut Überweisungen auf unser Spendenkonto vorgenommen. Ihnen alles ein herzliches Dankeschön.

Somit konnten wir der Caritasgruppe Virgen de los Dolores in Puerto de la Cruz, dem Heim für schwerbehinderte Kinder und der Kindertagesstätte Padre Laraña zum Weihnachtsfest einen Betrag zukommen lassen.

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