Kollateralschäden: Reservierungen gingen bis zu 30 Prozent zurück


Nach den Anschlägen hatte sich die Buchungslage wieder normalisiert, doch dann kam das Referendum

Barcelona – Die unsichere politische Lage und die Protestkundgebungen im Zusammenhang mit dem Referendum haben sich auch nachteilig auf den Tourismus ausgewirkt. Wie ein Sprecher des Sektors mitteilte, sind die Reservierungen für den Monat Oktober zwischen 20 und 30 Prozent rückläufig. Besonders betroffen sind organisierte Gruppen- und Firmenreisen sowie Kongresse. Außerdem haben mehrere Reedereien beschlossen, dass ihre Kreuzfahrtschiffe nicht mehr den Hafen von Barcelona anlaufen sondern sich für andere Mittelmeerhäfen wie beispielsweise Valencia entschieden.

Der Tourismus von Barcelona hat seit 2009 eine wahre Erfolgsgeschichte erlebt. Von Jahr zu Jahr erhöhten sich die Besucherzahlen um Hunderttausende. Auch die Attentate auf der Rambla und in Cambrils im vergangenen August haben Buchungsrückgänge nach sich gezogen, die sich lediglich zwei Wochen lang ausgewirkt haben. Die katalanische Hauptstadt erholte sich von diesem schrecklichen Anschlag wesentlich schneller als andere Großstädte, die dschihadistische Anschläge erlitten haben, wie Paris oder Brüssel.

Die Stornierungen machten sich jedoch bereits eine Woche vor dem illegalen Referendum vom 1. Oktober bemerkbar, das bereits vom Verfassungsgericht verboten worden war, und erhöhten sich zusehends. Das Gremium der Hoteliers konnte noch keine offiziellen Zahlen nennen, schätzt sie jedoch auf nahe dreißig Prozent.

Der katalanische Unternehmerverband geht in einer kürzlich veröffentlichten Verlautbarung noch weiter und schätzt den Buchungsrückgang bei zahlreichen Beherbergungsunternehmen bis auf die Hälfte der gewohnten Zahlen.

Pessimismus bei den Rating-Agenturen

„Augenblicklich befürchten wir nicht, dass sich die politischen Spannungen zwischen Katalonien und der Zentralregierung in Madrid auf die Bewertung Spaniens auswirken werden“, wird aus der Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) gemeldet. „Denn nach der Hypothese, mit der wir arbeiten, wird es nicht zur Unabhängigkeit Kataloniens kommen“. Anders ist jedoch die Perspektive für Katalonien selbst. S&P befürchtet, dass  es angesichts der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Situation Kataloniens mit Sicherheit zu negativen Auswirkungen kommen wird. Es müsse mit Rezession gerechnet werden. Auch andere Institutionen wie der Internationale Währungsfonds FMI und die Spanische Nationalbank haben darauf hingewiesen, dass die politischen Spannungen zum Vertrauensverlust bei den Unternehmern und den Verbrauchern führen könne. Finanzinstitute und in Katalonien ansässige Firmen würden ganz besonders betroffen sein.

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