Konflikt um kanarische und marokkanische Gewässer

Kanarenpräsident Torres und Außenministerin Arancha González Laya in Las Palmas Foto: GOBCAN

Die spanische Außenministerin Arancha González Laya informierte den kanarischen Regierungschef Torres persönlich über den Verlauf ihrer Gespräche in Rabat

Kanarische Inseln/Madrid – Zwei Gesetze, die im Januar durch das marokkanische Parlament beschlossen wurden, sorgen in Spanien und insbesondere auf den Kanaren für Aufregung. Diese Gesetze, die erst in Kraft treten, wenn sie durch den Senat abgesegnet und von König Mohammed VI. unterzeichnet worden sind, definieren die Grenzen der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Marokkos vor der Küste von Westsahara. Dieses Land wurde 1975, nachdem die ehemalige Kolonialmacht Spanien abgezogen war, von Marokko beansprucht und größtenteils annektiert.
Die Gesetzesinitiative Marokkos dient in erster Linie dem Zweck, sich die Gewässer Westsaharas anzueignen, doch es gibt Überschneidungen mit den kanarischen Seegebieten. Marokko will die Grenzen des Küstenmeers (12 Seemeilen), der AWZ (200 Seemeilen) sowie auch des Festlandsockels, wo ein Küstenstaat nach dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen ebenfalls souveräne Rechte zum Zweck der Erforschung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ausübt, festlegen. Auf dem Festlandsockel überschneiden sich die Ansprüche Marokkos mit denen Spaniens in einem Gebiet, in welchem sich 500 Kilometer südwestlich von El Hie­rro der unterseeische Vulkankegel Tropic befindet. Dort wurde 2016 das bisher weltweit größte Vorkommen des seltenen Halbmetalls Tellur (geschätzte 2.670 Tonnen) entdeckt, das für die Herstellung von Elektrofahrzeugen, Handys und hocheffizienten Solarzellen gebraucht wird.

Außenministerin besucht Rabat und Las Palmas

Die spanische Regierung hat den Kanaren zugesichert, eine Klage bei den Vereinten Nationen einzureichen, falls Marokko sich Gewässer zuschreibe, die zum Archipel gehören. Dies erklärte Regionalpräsident Ángel Víctor Torres, nachem er in Las Palmas de Gran Canaria die spanische Außenministerin Arancha González Laya empfangen hatte und über den Inhalt der Gespräche, welche diese tags zuvor mit dem marokkanischen Außenminister in Rabat geführt hatte, informiert worden war.
González Laya rief dazu auf, in dieser Sache Ruhe zu bewahren. Ihr marokkanischer Amtskollege Naser Burita habe ihr zugesichert, man werde Spanien weder vor vollendete Tatsachen stellen noch einseitige Entscheidungen treffen. Rabat wolle lediglich von seinem Recht Gebrauch machen, den internationalen Abkommen gemäß seine Seegrenzen abzustecken, so wie es auch Spanien einst getan habe.
Kanarenpräsident Torres betonte, dass vorerst weder die beiden marokkanischen Gesetze endgültig verabschiedet noch „Karten gezeichnet oder klare Grenzen” festgelegt worden seien. Gleichzeitig jedoch stellte er klar, dass sich Spanien, falls Marokko auch nur „einen Millimeter” der kanarischen Gewässer antaste, an die UNO wenden und das Ansinnen stoppen werde.

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