Kräftemessen mit dem Ozean


Fotos: Talisker whisky atlantic challenge

Am 12. Dezember starteten in San Sebastián de La Gomera 35 Teams zur härtesten Ruderregatta der Welt

La Gomera – Am 12. Dezember fand in San Sebastián de La Gomera der Start zu einer neuen Ausgabe der „Atlantic Challenge“ statt, der härtesten Ruderregatta der Welt, die nach ihrem Hauptsponsor „Talisker Whisky“ benannt ist. Über den Atlantik rudern, das hört sich gewaltig an, und tatsächlich ist es eine Herausforderung, die bislang nicht viele bewältigt haben. Immerhin haben schon weitaus mehr Menschen den Mount Everest bestiegen als den Atlantik im Ruderboot überquert.
Vor den Teilnehmern liegen 3.000 Seemeilen, rund 5.500 Kilometer, zwischen La Gomera und der Karibik. Das Ziel liegt in Nelson’s Dockyard, English Harbour, Antigua & Barbuda.
Die meisten Ruderer werden etwa sechs Wochen unterwegs sein, für Solo-Ruderer kann die Überquerung bis zu 100 Tage dauern. In dieser Zeit sind die Ruderer in den etwa sieben Meter langen Ruderbooten tropischen Stürmen, riesigen Wellen, akutem Schlafmangel, drückender Hitze und dem psychischen Stress dieses gefährlichen Abenteuers ausgesetzt.
Die Teilnehmer sind auf der gesamten Strecke vollkommen auf sich selbst gestellt, auch wenn sie zur Sicherheit von zwei Jachten begleitet werden, die im Notfall Hilfe leisten können. Während der Überfahrt muss sparsam mit Essens- und Wasservorräten umgegangen werden. Toiletten gibt es keine an Bord, nur einen Eimer. Zum Ausruhen bleibt kaum Zeit und Raum, geschlafen wird nach Plan, damit die Ruder nie stillstehen. Es wird im 2-Stunden-Rhythmus gerudert und geschlafen, 24 Stunden lang, die gesamte Überfahrt.


Während der 40 bis 90 Tage, die sie auf See verbringen, gehen die Ruderer an ihre physischen und psychischen Grenzen. Sie verlieren während der Überfahrt etwa 12 Kilo ihres Körpergewichts.

Deutschsprachige Teams

Auch dieses Jahr gingen wieder ganz unterschiedliche Teams, 35 an der Zahl, an den Start. Die Teilnehmer kommen aus Südafrika, Großbritannien, Schottland, Belgien, Deutschland Österreich, der Schweiz und den USA, und alle engagieren sich für wohltätige bzw. humanitäre Zwecke.
Unter den Teilnehmern sind sieben Solo-Ruderer, die das Abenteuer ganz alleine wagen. Der Österreicher Dewey Fankhauser – D7 – (Infos: www.d73000miles.com), der sich bei diesem Abenteuer in den Dienst der Salzburger Kinderkrebshilfe stellt, ist einer dieser Wagemutigen, ebenso wie die Schweizerin Gabi Schenkel – die einzige Solo-Frau der Atlantic Challenge 2019 –, die die Organisation OceanCare in ihrem Kampf gegen Plastikmüll im Meer unterstützt.
Ein weiteres Schweizer Team ist im Zweier-Ruderboot unterwegs: Florian Ramp und Dominic Schaub bilden das „Team Atventure“ und sammeln Spenden für Spitex Zürich (Infos:www.atventure.blog).

„SwissOceanDancers“

Aus der Schweiz kommen auch die vier Frauen, die als Team „SwissOceanDancers“ unterwegs sind. Tatiana Aristilde Baltensperger, Astrid Schmid, Sandra Hönig und Carla Lemm sind mit ihrem Boot „Heidi“ als fünfte Frau im Team unterwegs.
2017 hatte Tatianas Sohn Luca Baltensperger im Team „Swiss Mocean“ an der Atlantic Challenge teilgenommen und als erstes Schweizer Männerteam die Atlantiküberquerung in 30 Tagen, 4 Stunden und 59 Minuten (3. Platz) geschafft. Dies weckte in Mutter Tatiana den Wunsch, dieses Abenteuer zu erleben. 2019 ist es nun so weit. Die „SwissOceanDancers“ sind das erste Schweizer Frauenteam, das an der Challenge teilnimmt.
„SwissOceanDancers“ unterstützen die gemeinnützige Schweizer Organisation „Viva con Agua“, die sich für einen menschenwü̈rdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt.

Vier Frauen aus Hamburg

Ein weiteres deutschsprachiges Team ist das „Rowhhome“ aus Deutschland. Vier Frauen aus Hamburg, die sich durch das Team „4 Mums in a Boat“ inspirieren ließen, das im Jahr 2015 als erstes reines Frauenteam an der Challenge teilnahm. Catharina Streit und Meike Ramuschkat, zwei beste Freundinnen, und Stefanie Kluge und Timna Kluge, Mutter und Tochter, bilden das Viererteam, das mit seiner Teilnahme vor allem Kinder dazu ermutigen möchte, an sich selbst zu glauben und daran, dass Träume verwirklicht werden können.
Die vier Hamburgerinnen rudern mit der „Doris“ über den Ozean.
Spenden sammelt das deutsche Frauenteam für die Kinderprojekte Kinderlachen e.V. und Zeit für die Zukunft e.V.

Erste Atlantiküberquerung im Ruderboot
vor 53 Jahren

Die erste Atlantiküberquerung im Ruderboot fand im Jahr 1966 statt. Der Schotte Sir Chay Blyth ruderte gemeinsam mit Captain John Ridgeway in einem offenen 20 Fuß Dingi über den Nordatlantik – allerdings auf einer anderen Route, nämlich von Cape Cod an der Küste von Massachusetts in den USA ostwärts bis zu den Aran-Inseln vor der Westküste Irlands. Die Reise dauerte 92 Tage, und ihre Geschichte bildet die Grundlage des heutigen Rennens, das erstmals 1997 stattfand und im Laufe der Jahre verschiedene Hauptsponsoren hatte. Seit 2011 ist es „Talisker Whisky“.
Infos zu allen Teams, ihre aktuellen Positionen sowie die Möglichkeiten, für die einzelnen Projekte der Ruderer zu spenden gibt es auf der Website
taliskerwhiskyatlanticchallenge.com

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